Baccara Exklusiv 53
von innen zeige, Miss Morton?“
„Gern. Fangen wir mit der Küche an“, erwiderte sie und folgte ihm.
Er hält sich wohl für unwiderstehlich mit seinem festen Po, den muskulösen Armen, dem breiten Rücken und dem verführerischen Lächeln, dachte Angela. Aber nichts von alledem wird ihm etwas nützen, wenn ich nicht will. Und ich kenne diese Masche zur Genüge.
Sie steckte zwar mal wieder bis zum Hals in Schwierigkeiten. Aber diesmal war sie vorbereitet.
5. KAPITEL
„Das Haus wurde 1850 von meinem Urgroßvater erbaut“, sagte Rafe, während er Angela die originalen Küchenschränke zeigte, die er regelmäßig sorgfältig eingeölt hatte, genauso wie es vor ihm sein Vater getan hatte. Er erklärte ihr, dass die massiven Messingküchengeräte auch aus der Zeit seines Urgroßvaters stammten, ebenso wie der Zypressenholzfußboden und die Mahagonitüren.
Nichts war verändert oder hinzugefügt worden, bis auf den Marmorküchentresen, den er vor fünf Jahren installiert hatte.
„Ich hatte nicht erwartet, etwas so Kostbares vorzufinden“, sagte Angela.
„Damals besaß ich mehr Geld als Verstand“, erwiderte Rafe brummig.
Angela sah sich den im Souterrain untergebrachten Weinkeller mit seinen rustikalen Holzregalen an. Rafes Urgroßvater hatte ihn eigens bauen lassen, um seinen selbst gemachten Weinen eine kühle Temperatur zu sichern. Rafes Vater hatte erst 1970 ein modernes Kühlsystem installieren lassen.
„Sie besitzen so alte Weine?“
„Ja“, bemerkte Rafe knapp. „Aber einige Dinge stehen nicht zum Verkauf.“
Angela musste an die Bitterkeit in seiner Stimme denken, während sie durch das übrige Haus ging. Fast jedes Zimmer war leer, bis auf die Ecken, in denen er kostbare Familienerbstücke von über hundertfünfzig Jahren aufeinandergestapelt hatte.
Wie entsetzlich es für ihn sein muss, dachte sie, zu wissen, dass drei Generationen vor ihm nie etwas von ihrem Erbe verloren, sondern stets sogar dazugewonnen haben. Dagegen ist er jetzt gezwungen, Möbel, Porzellan, Silber und ledergebundene Bücher zu verkaufen, um seine Schulden zu bezahlen.
Sie folgte ihm die Treppe hinauf in den ersten Stock und bemerkte, dass der Teppich entfernt worden war. „Welche Farbe hatte der Treppenläufer?“, fragte sie, nur um sich vorstellen zu können, wie es vor hundert Jahren ausgesehen hatte.
„Königsblau und Gold. Ein Perser. Mein Großvater kaufte ihn von einem Händler in Täbris. Er sagte, der Teppich habe die gleiche Farbe wie die Augen meiner Großmutter.“
Sie glaubte, noch nie etwas so Poetisches gehört zu haben, und ihre kühle Haltung gegenüber Rafe ließ wieder nach.
Die Schlafzimmer waren größer, als sie sich vorgestellt hatte, und das Dach war höher. Beides würde helfen, einen guten Preis zu erzielen. In Rafes Schlafzimmer standen noch die ursprünglichen Möbel. Das antike Himmelbett aus Mahagoni nahm ihr sekundenlang den Atem. Sie ging darauf zu und hatte dabei das Gefühl, in ein anderes Jahrhundert versetzt worden zu sein.
„Es war ein Geschenk von ihm an sie, nicht wahr?“
„Von meinem Großvater?“, erwiderte Rafe. „Ja. Fast alles von Wert gehörte ihm. Aber ich habe mir seine Philosophie zu eigen gemacht.“
Sie berührte den zarten handgearbeiteten Spitzenbaldachin. Er fühlte sich so leicht an, wie man sich Engelsflügel vorstellte. „Und die wäre?“
„Dinge sind bedeutungslos …“ Rafe unterbrach sich mitten im Satz, als Angela ihm das Gesicht zuwandte. In diesem Moment hatte sie den gleichen melancholischen Ausdruck in den Augen wie an jenem Abend, an dem sie sich kennenlernten. Er wusste nicht, was es war, das ihn an ihr faszinierte, wenn sie ihn auf diese Weise ansah, aber es war so überwältigend, dass er das Bedürfnis hatte, sie zu berühren, zu halten und zu küssen. Ein einziges Mal noch.
Angela hatte nicht gemerkt, dass Rafe näher gekommen war. Sie dachte noch an die Menschen, die sich in diesem Bett geliebt hatten, Kinder bekommen und die Familie zusammengehalten hatten.
Mit dem Daumen wischte er sacht eine einzelne Träne fort. „Sie weinen“, sagte er leise. „Ich glaube, ich weiß, warum. Jedes Mal, wenn ich in dieses Zimmer komme, spüre ich einen Anflug von Einsamkeit. Sie fühlen das jetzt auch, nicht wahr?“
„Ja.“ Wie konnte er so leicht ihre Gefühle erraten?
Er nahm ihr Gesicht zwischen seine kräftigen Hände und küsste sie so sanft, als ob sie zerbrechlich wäre. Vernünftige Gedanken versuchten sich Gehör zu
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