Baccara Exklusiv 53
Hoffnung, irgendwann in ihrem Leben doch noch die Liebe zu finden. Allerdings wohl kaum bei Rafe Whitten.
Jetzt jedoch war es am wichtigsten für sie, das Gesicht zu wahren. „Es ist ja nichts geschehen“, stellte sie mit kühler Nüchternheit fest.
Rafe fuhr sich mit der Hand durchs Haar und starrte Angela fassungslos an. Was für eine Frau war das, die ihn mit ihrer Leidenschaft an den Rand des Wahnsinns brachte, und das bei ihrem zweiten Treffen, und die dann einfach ihre Gefühle abschalten konnte, wie man einen Wasserhahn zudrehte?
Er hatte doch genügend Erfahrung, um zu wissen, dass seine Liebkosungen sie bis aufs Äußerste erregt hatten. Dennoch war sie jetzt wieder dermaßen kühl und geschäftsmäßig, dass er sich fragte, ob Körper und Kopf bei ihr überhaupt miteinander verbunden waren. Er hatte ihr sagen wollen, dass er in diesem Zimmer noch nie mit einer Frau geschlafen hatte, nicht einmal mit …
Wie seltsam, einen Moment lang hatte er doch tatsächlich Cheryls Namen vergessen. Es hat mich ja wirklich schwer erwischt, dachte er.
Er ließ Angela los, damit sie sich die Bluse zuknöpfen konnte. Die Leidenschaft in ihren Augen war verschwunden. Obwohl ein Teil von ihm diese Veränderung schmerzlich bedauerte, hielt er es dennoch so für am besten.
„Ich habe mich mitreißen lassen“, erklärte er. „Es war nur so, als ich dieses Zimmer mit Ihren Augen sah, fühlte ich mich ein wenig … nostalgisch.“
Dass Rafe sie wieder siezte, tat weh. Als ob er auch damit wieder Abstand zwischen ihnen schaffen wollte. Und überhaupt, nostalgisch? Er nannte den Kuss des Jahrhunderts nostalgisch? Sie würde gern wissen, was geschehen würde, wenn er sich einmal so mitreißen ließ, dass es kein Zurück mehr für ihn gab.
„So was kommt vor“, erwiderte sie schnippisch und schob ihre Bluse zurück unter den Rock.
„Bei mir nicht“, sagte Rafe verärgert und sprang auf. Er fing an, unruhig auf und ab zu gehen, und er wusste auch, warum. Er war so angespannt, als könnte er in nur einer Stunde das ganze Haus abreißen und wieder aufbauen. Aber was er tatsächlich wollte, war, diese herrlich sinnliche Frau drei Tage lang ununterbrochen zu lieben. Und danach sollte sie für immer aus seinem Leben verschwinden.
„Beruhigend“, meinte sie und sah ihn streng an. „Damit Sie es wissen, so etwas kommt bei mir auch nie vor. Ich möchte nicht, dass Sie denken, ich würde mir meine Provisionen auf diese Weise erwerben.“
„Ich dachte nicht …“, versuchte er einzuwenden, aber Angela unterbrach ihn.
„Ich habe ungefähr eine Vorstellung davon, was Sie dachten.“ Angela kämpfte gegen ihre aufsteigende Wut an. „Sie haben ja recht. Nostalgie hat sehr viel mit dem vorübergehenden Verlust unserer Selbstbeherrschung zu tun.“ Sie ging zur Tür. „Und jetzt, wenn es Ihnen nichts ausmacht, möchte ich gern den Rest des Hauses sehen und meine Schätzung machen. Danach gehe ich.“
Rafe fühlte sich, als hätte man ihm einen Eimer mit eiskaltem Wasser über den Kopf gegossen. Wie schaffte sie es nur? Sie sah so kühl und gefasst aus, als ob nichts geschehen wäre. Aber als er nun das kaum merkliche Zittern ihrer Unterlippe bemerkte, wie bei einem Kind, das man verletzt hatte, verspürte er plötzlich den Wunsch, sie in die Arme zu nehmen und mit so vielen Küssen zu überschütten, dass sie nie wieder unglücklich sein würde. Aus irgendeinem Grund wollte er, dass sie sich wohlfühlte, wusste aber beim besten Willen nicht, warum. Solche Gedanken waren ihm seit seiner Erfahrung mit Cheryl nicht mehr gekommen.
Der heutige Rafe Whitten ist klüger, sagte er sich, während sein Blick von Angelas schlanken Beinen über ihre weich gerundeten Hüften, die schmale Taille und die perfekt geformten Brüste bis zu ihrem Gesicht wanderte. Noch nie hatte er eine Frau so sehr begehrt. Und noch nie hatte er eine Frau so schnell loswerden wollen.
„Schön. Gut“, sagte er scheinbar zufrieden und folgte ihr aus dem Zimmer und den Flur hinunter zum Bad. Er wies sie auf das originale Porzellanwaschbecken und die antike Badewanne hin. Das Bad war immer in den ursprünglichen Farben Altrosa und Hellgrün gestrichen worden, genau wie seine Großmutter es gewollt hätte.
Sie gingen hinunter ins Erdgeschoss, und Angela machte sich Notizen, überprüfte die Heizungsinstallation und die elektrischen Leitungen. Danach sah sie sich im Stall um und schenkte den Pferden, die Rafe züchtete und verkaufte, so wenig Aufmerksamkeit
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