Baccara Exklusiv 53
Geburtstagsgirl auszulöschen, aber Rafe besaß von beidem unerschöpflich viel. In der Woche nach der kurzen, aber beunruhigenden Begegnung mit Angela Morton hatte er das Ranchhaus zwei Mal gestrichen, den Zaun geflickt, um das Haus herum sorgfältig Laub zusammengeharkt und den Bestand an Barschen im großen Teich erneuert. Er hatte Heu gegabelt, acht seiner Pferde gestriegelt, seine Sattel gewachst und überhaupt so ziemlich alles getan, was ihm in den Sinn kam, um zur Erschöpfung zu gelangen.
Er zwang sich, an die schmerzlichen Wunden zu denken, die seine Exverlobte Cheryl ihm beigebracht hatte. Er hielt sich gnadenlos vor Augen, wie leicht sie ihn dazu gebracht hatte, sie zu lieben, und wie leicht es für sie gewesen war, ihn zum Narren zu machen. Rafe hatte nicht vor, jemals wieder in so eine Lage zu kommen. Er war schon vieles gewesen in seinem Leben, aber noch nie ein Narr. Energisch stieß er die Heugabel in einen Haufen frischen Heus und verteilte es auf dem Boden von Rising Stars Box.
Angela hatte einen lieben Eindruck gemacht, aber das war bei Cheryl am Anfang auch so gewesen. Angelas Küsse waren allerdings eine völlig neue Erfahrung für ihn gewesen. Er kannte Leidenschaft, Zärtlichkeit, Lust und Sex, aber so etwas wie mit Angela hatte er noch nie erlebt. Als er sie küsste, war es gewesen, als ob er sie schon einmal geküsst hätte, obwohl das doch gar nicht sein konnte. Es war, als ob sie eine Art innere Verbindung gehabt hätten. Jede ihrer Bewegungen und Gesten waren ihm auf seltsame Weise vertraut vorgekommen.
Das ist natürlich unmöglich, dachte er und zog sein schweißnasses Hemd aus. Gereizt biss er die Zähne zusammen. Inzwischen hätte es ihm längst gelingen müssen, Angela zu vergessen. Niemand wusste besser als er, dass Frauen gefährlich waren. Vielleicht würde er es endlich begreifen, wenn er sich diese Tatsache ein paar tausendmal wiederholte.
Das Telefon im Stall klingelte. Rafe ließ die Heugabel fallen und wischte sich mit einem Tuch den Schweiß vom Gesicht, bevor er den Hörer abnahm. Es war Matt.
„Hallo, Matt, wie geht es so?“
Er hörte Matt zu und unterdrückte einen Seufzer. Matt hatte einen Grundstücksmakler zur Schätzung der Ranch eingeladen. Er, Rafe, hatte die Ranch zwar für einen Verkauf vorbereitet, aber es traf ihn doch hart, als ihm nun so abrupt klargemacht wurde, dass er das Land, das seit Generationen seiner Familie gehörte, schon bald verlieren würde.
„Gegen ein Uhr? Es ist ja fast schon eins.“ Er blickte zur offenen Stalltür und sah ein blaues Cabrio vor dem Haus vorfahren. Die Autotür wurde geöffnet.
„Ich glaube, der Grundstücksmakler ist schon da.“ Vor Aufregung ließ er dann fast den Hörer fallen, als er Angela aussteigen sah. „Matt, du Blödmann!“
Sein Freund lachte zufrieden. „Rafe, ich habe noch nie erlebt, dass du auf eine Frau so stark reagierst. Vielleicht ist sie genau das, was dir ein Seelenklempner verschreiben würde.“
Rafe knallte den Hörer auf die Gabel und stampfte wütend aus dem Stall.
Angela schirmte die Augen gegen die Sonne ab und überblickte das Anwesen. Eine dichte Gruppe von Eichenbäumen warf lange Schatten auf das frisch gestrichene Hauptgebäude. Unwillkürlich dachte sie, dass sie sich genau so ein Haus hätte bauen lassen, wenn sie hundert Jahre vorher geboren wäre. Es besaß eine breite Veranda mit hübschen Verzierungen entlang der Dachrinne. Riesige Farne hingen zwischen den handgeschnitzten Pfosten, und Töpfe mit Chrysanthemen zierten die Stufen. Nur zwei Schaukelstühle standen auf der Veranda nahe der Tür zur Küche, und sofort stellte sie sich die dazu passenden Korbstühle und einen großen runden Tisch vor, um den sich eine große Familie versammelte.
Das dunkelgrüne Schindeldach und die grünen Fensterläden passten wunderbar zur ländlichen Umgebung. Und sie musste lächeln, als sie an den Verkaufsslogan dachte, den sie benutzen könnte: „ein Bilderbuchheim“.
Aus einiger Entfernung ertönte die Stimme eines Mannes. „Es handelt sich um ein Missverständnis. Sie können genauso gut gleich wieder gehen.“
Missverständnis? Gleich wieder gehen? Solche Worte gab es nicht in ihrem beruflichen Wortschatz. Sie wusste zwar nicht, wer dieser Rafe Whitten war, zu dem sein Buchhalter sie geschickt hatte, aber sie würde sich keinen Zentimeter von der Stelle rühren, bevor sie sein Eigentum geschätzt hatte.
Wer war also dieser aufsässige Kerl, der es wagte, sich zwischen sie
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