Baccara Exklusiv Band 04
an Rinder. Pferde. Von mir aus auch Schweine. Aber ich wäre ja nie auf die Idee gekommen …" Mike war so verblüfft, dass er noch nicht einmal versuchte, sich herauszureden. "Warum ausgerechnet Strauße?"
"Mike, Sie sehen hier reines Gold vor sich! Strauße sind im Viehgeschäft ganz groß im Kommen. Es sind die Profitbringer der neunziger Jahre!"
Die zukünftigen Profitbringer blickten ihn ebenfalls an. Jeder einzelne der gut zwei Meter großen Vögel hatte sich aufgerichtet, um neugierig zu ihnen herüberzustarren. Mehrere Tiere trapsten jetzt auf den Zaun zu, und dabei schwangen ihre kleinen Köpfe auf den stängelartigen, rosafarbenen Hälsen vor und zurück.
"Aber was tun Sie mit ihnen?" wollte er wissen. "Verkaufen Sie die Federn?"
"Später, wenn dieser Industriezweig ausgereift ist. Eines Tages wird es hier in Amerika auch eine enorme Nachfrage nach dem Fleisch und den Federn geben. Aber im Moment beschränkt sich der Markt auf die reine Zucht. Man kann viel Geld verdienen, indem man die Vögel aufzieht und an Leute weiterverkauft, die ins Straußen-Farmgeschäft einsteigen wollen."
Einer der schwarz-weißen Vögel kam direkt an den Zaun. Nachdem das Tier ihn von oben bis unten inspiziert hatte, beugte es den Kopf vor und schnappte nach seiner Nase.
Er sprang zurück. "Freundliche Wesen, nicht wahr?"
"Er ist nur neugierig. Normalerweise sind sie sehr friedlich, es sei denn, sie brüten gerade. Dann werden die Männchen ausgesprochen unangenehm und aggressiv. Sie können einen mit einem einzigen Fußtritt von vorn bis hinten aufschlitzen. Es geht jetzt auf die Brutsaison zu, also seien Sie lieber vorsichtig."
Er betrachtete die Füße des Straußes. Jeder Fuß hatte zwei Zehen, die mit gefährlich aussehenden Krallen bewehrt waren. "Ich habe nicht die Absicht, ihnen so nahe zu kommen, dass sie das an mir ausprobieren können", sagte er. "Und was genau ist ein Emu?" fügte er hinzu.
"Das ist ein australischer Vogel, ein Artverwandter der Strauße. Er ist allerdings ein ganzes Stück kleiner. Ebenfalls ein potenzieller Markt. Möchten Sie sie sehen?" Karen wirkte wie ein kleines Mädchen, das drauf brannte, sein neues Spielzeug vorzuführen.
"Vielleicht später", antwortete er, während er versuchte, sich innerlich auf diese völlig neue Perspektive einzustellen.
"Wie ist mein Onkel Clem da eigentlich hineingeraten? Und wenn diese Vögel so großen Profit abwerfen, wieso arbeitet die Ranch dann mit Verlust?"
Karens Begeisterung schwand sichtlich. "Das ist eine lange Geschichte." Sie blickte nach Südwesten, wo sich immer neue schwarze Wolken drohend am Himmel auftürmten.
"Ich habe den ganzen Tag Zeit."
"Ich muss erst die Futtersäcke abladen und in die Scheune schaffen, bevor es zu regnen anfängt. Wenn Sie mir so lange Gesellschaft leisten wollen, erzähle ich Ihnen mehr darüber."
"Da drüben stehen die Brutmaschinen", erklärte Karen, während sie auf einen klapprigen Gabelstapler kletterte und den Motor anließ. "Sobald wir die ersten Straußeneier finden, lassen wir sie dort ausbrüten." Sie winkte Mike beiseite und fuhr zum Scheunentor hinaus.
Mike folgte ihr. Seine Neugier auf dieses seltsame Unternehmen wuchs im gleichen Maße wie seine Faszination für die tüchtige Karen Kessler.
Sie stieg von dem Gabelstapler herunter und auf den Lastwagen hinauf. Die Leichtigkeit und Eleganz, mit der sie die rotgelben Säcke an zwei Zipfeln packte und auf den Stapler lud, verriet, dass sie diese Bewegungen schon unzählige Male vollzogen hatte.
Sie ist wesentlich stärker, als sie aussieht, dachte er. Aber stark oder nicht – er konnte nicht tatenlos herumstehen und zuschauen, wie sie die schwere Arbeit machte. So schwang er sich auf die Ladefläche des Lasters und griff nach einem der Säcke.
"Ich reiche Ihnen die Säcke zu", erklärte er. "Sie bedienen den Gabelstapler."
Karen nickte. "Okay."
Als der Gabelstapler schließlich bis obenhin beladen war, wischte Mike sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn, dann schlüpfte er aus seinem Hemd und enthüllte einen prachtvollen Oberkörper mit glatter, goldbrauner Haut, die sich über feste Muskeln spannte.
Karen ertappte sich dabei, dass sie ihn anstarrte. Er sah einfach zu gut aus, und sie musste sich zwingen, wieder wegzublicken. Der Effekt, den allein der Anblick seines Körpers in ihr auslöste, verwunderte sie. Eine prickelnde Hitze hatte sie erfasst und schien sie ganz zu durchströmen.
Abrupt wendete sie den Gabelstapler
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