Baccara Exklusiv Band 04
die Schulden der Ranch begleichen, allen Beschäftigten eine ordentliche Abfindung zahlen und selbst noch eine kleine Summe übrig behalten.
Er wandte die Aufmerksamkeit wieder der hübschen kleinen Fahrerin zu, die ausgesprochen geschickt mit der Gangschaltung des unhandlichen Vehikels umging und es sicher über die schmale, gewundene Bergstraße steuerte.
"Und welche Stellung bekleiden Sie auf der Ranch, Karen?"
Die Frage schien sie zu amüsieren. "Keine Ahnung. Clem hat mir nie einen offiziellen Titel gegeben. Chefköchin und Flaschenspülerin, vermute ich."
"Und was genau tun Sie?" Auch wenn sie abgeschabte Cowboystiefel trug, konnte er sich nicht so recht vorstellen, dass sie wilde Stiere in den Korral trieb oder Vieh mit dem Lasso einfing, oder was auch immer Leute auf einer Ranch taten.
Sie zuckte die Schultern. "Alles, was getan werden muss."
Sie antwortet absichtlich so ausweichend, entschied er. Nun, er würde schon noch herausfinden, was ihre Aufgabe war.
Karen musterte ihren Beifahrer aus den Augenwinkeln. Er sah gut aus, wie sie zugeben musste, mit dem männlich breiten Kinn, das auf einen starken Willen schließen ließ, und der patrizischen Nase, die auf vornehme Abstammung hinwies – die er nicht besaß, wie sie wusste. Seine Familie stammte aus Rocky Ridge, genau wie ihre. Sein dichtes, dunkelblondes Haar war modisch kurz geschnitten. Ob lange Tage in der heißen Sommersonne es mit goldenen Sprenkeln durchsetzen würden? Sie würde es wahrscheinlich nie erfahren.
Seine Augen waren grün, ihr Ausdruck war schwer zu deuten. Das ist kein Mann, der sich so leicht in die Karten schauen lässt, überlegte sie.
Sie ließ ihren Blick tiefer wandern – über seinen perfekt geschnittenen und offensichtlich teuren Anzug. Unter dem Stoff zeichnete sich seine muskulöse Figur ab, doch die Wahl seiner Kleidung enttäuschte sie. Sie hatte inständig gehofft, Mike Shaner wäre ein kräftiger Sportstyp, einer, der die Ärmel aufkrempelte und tatkräftig mit zupackte, um ihr zu helfen, die Red Canyon Ranch zu sanieren.
Diese Möglichkeit erschien ihr zwar nicht mehr sehr wahrscheinlich, aber vielleicht hatte er zumindest ein paar nützlichere Kleidungsstücke in eine seiner Designertaschen gepackt.
"Wie weit ist es noch bis zur Ranch?" wollte Mike wissen.
"Ungefähr eine Stunde."
"Eine Stunde? Die Fahrt muss eine ganz schöne Lücke in Ihren Tagesablauf gerissen haben."
"Hm, ja."
Er seufzte. "Ich hätte nach Muskogee fliegen und mir dort einen Mietwagen nehmen sollen."
"Dann hätten Sie die Ranch wahrscheinlich nie gefunden", entgegnete sie. "Die Red Canyon liegt dreißig Minuten von der nächsten Stadt entfernt." Er schien nicht entzückt darüber zu sein.
Sie fuhren eine Weile schweigend weiter. Mike starrte aus dem Fenster und betrachtete die Landschaft. "Dies ist ein wunderschönes Land", bemerkte er schließlich und klang überrascht.
"Was haben Sie erwartet?"
Er zuckte die Schultern. "Meine Eltern haben nur selten von ihrem Heimatort erzählt, und wenn sie es taten, hatte ich immer den Eindruck, es gäbe hier nicht viel von Interesse. Sie meinten, die Region sei rückständig, und sprachen über die Armut, die mangelnde Bildung und Chancenlosigkeit hier. Sie haben nie erwähnt, wie wunderschön und unberührt es hier ist."
Karen biss die Zähne zusammen. Diese Einstellung war nur zu typisch für alle diejenigen, die fortzogen und nie mehr zurückkehrten. Sicher, es gab Probleme in dieser Gegend, aber statt sich mit ihnen auseinander zu setzen und zu versuchen, sie zu lösen, flüchteten die meisten Menschen, oder sie blieben und akzeptierten den Status quo. Mikes Eltern repräsentierten die erste Gruppe. Ihre Eltern gehörten eher zur zweiten.
Und sie selbst bildete ganz allein eine dritte Gruppe. Sie bemühte sich, die Dinge zu ändern, ohne das Besondere zu zerstören, das Rocky Ridge so einmalig machte.
"Es wird nicht lange so unberührt bleiben, wenn es nach dem Willen einiger Leute geht", sagte sie.
Mike warf ihr einen schrägen Blick zu, ging auf ihre Bemerkung aber nicht ein. Gut. Anscheinend wollte er keinen Streit mit ihr. Vielleicht bedeutete das ja, dass er sich noch nicht ganz sicher war, was er mit seinem neuen Erbe anfangen sollte.
"Wir sind fast da", sagte sie. "Dort rechts liegt Judd Whitsitts Ranch. Er züchtet Schweine. Und links sehen Sie Roy und Mamie Rawlins Farm. Sie betreiben Geflügelzucht, recht erfolgreich sogar. Meine Leute halten auch Geflügel, aber nicht
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