Baccara Exklusiv Band 04
den Straußen geplant. Clem und ich haben auf der Rückseite der Scheune spezielle Brutställe gebaut, und ich muss ein paar von den ausgewachsenen Vögeln dort hineinbugsieren. Eigentlich wollte ich damit noch warten, bis sie von sich aus bereit sind, aber …"
"Wie willst du das denn erkennen?"
"Nun, die Männchen fangen an, Interesse für die Weibchen zu zeigen, falls du verstehst, was ich meine."
"Oh."
"Aber jetzt sind sie noch leichter zu handhaben, die Männchen werden nachher nämlich ziemlich aggressiv. Und wer weiß, wenn sie erst mal in ihren eigenen kleinen Liebesnestern sitzen, sind sie vielleicht eher bereit, sich zu paaren."
"Das Ganze scheint eine recht delikate Angelegenheit zu sein", meinte er lächelnd.
"Ist es auch. Die Bedingungen müssen hundertprozentig stimmen, damit sie überhaupt zu brüten anfangen. Ein Paar oder ein Trio muss zueinander passen. Das erreicht man am besten, indem man sie von klein auf zusammen aufzieht. Und selbst dann kann man nicht sicher sein, dass sie sich auch paaren und Nachwuchs produzieren. Deshalb ist ein bewährtes Paar auch besonders kostbar."
"Und keiner von deinen … von unseren Vögeln hat sich bis jetzt bewährt, nicht wahr?"
"Leider nein. Und es sind deine Vögel", erinnerte sie ihn.
Er legte ruhig seine Serviette weg und lehnte sich lässig zurück. "Und wie genau geht dieses 'Vogel-Gerangel' vor sich?"
Karen kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe. Anscheinend überlegte sie, wie sie ihm den Vorgang erklären sollte. "Nun ja, es ist eine Herausforderung. Man muss halb Schäferhund, halb Stierkämpfer sein, um mit den Straußen fertig zu werden."
Kurze Zeit später begriff Mike, was Karen gemeint hatte. Sie hatten einen Pferdeanhänger an den Laster gekoppelt und ihn dann bis an das Tor zur Straußenweide gefahren. Bewaffnet mit leeren Futtersäcken, versuchten sie jetzt, eins der graubraunen Weibchen von der friedlich grasenden Herde abzusondern und in Richtung Anhänger zu treiben.
"Hüa, Mädchen!" spornte Karen den Vogel wieder und wieder an. Doch ihre ruhige, einschmeichelnde Stimme hatte mehr Wirkung auf ihn als auf die Straußenhenne.
Nach mehreren Fehlstarts gelang es ihnen schließlich, die Henne in den Anhänger zu locken, wo sie sich über einen Eimer mit Trockenfutter hermachte.
Karen seufzte. "Und jetzt zur zweiten Henne. Ich wette, dass der Hahn ihnen dann freiwillig folgt, sobald seine beiden Freundinnen erst im Korral sind."
"Diese Federviecher geh'n ja ganz schön ran. Zwei Mädchen und ein Kerl … ein gewagtes Arrangement …"
"Aber gut fürs Geschäft", sagte Karen vergnügt.
Was ihn betraf, hatte er für solche Vorlieben nichts übrig. Er zog es vor, nur eine Frau auf einmal zu haben, und speziell in diesem Moment hätte er es vorgezogen, wenn Karen Kessler diese Frau gewesen wäre. Er konnte den Blick nicht von ihr lösen, was sich nachteilig auf seine Matador-Pflichten auswirkte.
Die zweite Henne trippelte sofort in den Anhänger, und Karen wies zuversichtlich auf den größten Vogel. "Da ist der Hahn, den wir brauchen." Er war gute zwei Meter zwanzig groß und hatte wundervolles schwarz-weißes Gefieder. Er plusterte die Federn auf und schlug aufgeregt mit den Flügeln. Offensichtlich spürte er, dass etwas nicht in Ordnung war.
"Ich wäre auch sauer, Kumpel, wenn jemand mit meiner Frau abziehen würde", meinte er mitfühlend zu dem Strauß.
"Wenn er auf dich zukommt, Mike, wedelst du einfach möglichst hoch mit dem Sack vor ihm herum. Strauße hassen es, wenn etwas dicht vor ihrem Kopf ist."
Doch der Vogel war zu aufgebracht und widersetzte sich allen Anstrengungen, ihn in den Anhänger treiben zu lassen. Unaufhörlich redeten sie beruhigend auf ihn ein und fuchtelten mit den Futtersäcken herum. Dann, gerade als es so schien, dass er doch noch kooperieren würde, schoss er zur Seite und floh in die entgegengesetzte Richtung.
Karen seufzte. "Ich schätze, wir gehen zu Plan B über. Wir machen das Gleiche wie eben, aber kurz bevor er ausrückt, packe ich ihn bei den Flügeln und bugsiere ihn in den Anhänger."
Er blickte sie ungläubig an. "Das soll wohl ein Witz sein!"
"Nein, genau so wird's gemacht." Gewöhnlich von großen, starken Männern, hätte sie eigentlich hinzufügen müssen, aber das behielt sie lieber für sich. "Ich habe es schon oft beobachtet. Ich glaube, ich schaffe es."
"Wie du meinst. Dann kreisen wir ihn mal ein."
Das Manöver funktionierte auch genau nach Plan – bis Karen daran
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