Baccara Exklusiv Band 23
während er sie die Treppe hinunter und durch die breite Küchentür führte. Sie wollte sich beschweren, weil er ihr wehtat, doch ein Blick in sein Gesicht hielt sie davon ab.
Cathys Knie zitterten, und sie musste sich dazu zwingen, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Die bunten indianischen Flickenteppiche, die Pita überall ausgelegt hatte, dämpften ihre Schritte, und trotz des goldenen Sonnenlichts, das durch die vergitterten Küchenfenster fiel, wirkte der Raum, in dem sie sich sonst am liebsten aufhielt, kalt und ungemütlich. Die Schatten, die die Gitterstäbe auf den sauberen, roten Fliesenboden warfen, erinnerten Cathy auf beängstigende Weise an ein Gefängnis. Es war so früh, dass selbst die Angestellten noch schliefen, und so war sie mit Armi allein in der großen Küche zwischen riesigen Schränken und blitzenden Töpfen.
Als Cathy Licht machte, streifte sie mit der Hand ein Bund roter Pfefferschoten, das von der Decke hing. Sie kam sich unendlich verloren vor, gefangen in der eigenen Küche mit ihrem Stiefvater, der sie unentwegt anstarrte und ihr heute eher wie ein gefährlicher Fremder erschien.
"Ist Mutter auch hier?", erkundigte sie sich nervös. Sie war den Tränen nah, als sie mit zitternden Händen Wasser in die Kaffeemaschine goss.
"Chris hat zu viel mit den Hochzeitsvorbereitungen zu tun. Es hätte sie nur beunruhigt, wenn ich ihr gesagt hätte, warum ich dich besuche. Sie hat sich große Mühe gegeben, die 'richtigen' Gäste einzuladen, denn sie weiß, wie wichtig dir diese Hochzeit ist. Und nicht nur dir, sondern auch Sadie und der übrigen Familie, aber das weißt du selbst sicher am besten."
"Was soll das heißen, meine Hochzeit ist wichtig für die ganze Familie?", flüsterte Cathy, als sie den Kaffee in den Filter füllte. Fieberhaft überlegte sie, wie sie Rafe warnen könnte.
"Lass es mich so formulieren, ich möchte Maurice' Vater jetzt nicht unbedingt vor den Kopf stoßen, denn wir stehen in sehr … delikaten Geschäftsverhandlungen." Armis braune Augen funkelten vor Zorn, als er Maurice' Verlobungsring betrachtete.
"Ich habe nicht gewusst, dass meine Heirat so wichtig für dich ist."
"Weil du einfach nicht erwachsen wirst und dich hier in diesem Nest vergräbst", warf er ihr barsch vor. "Internationale Börsengeschäfte sind hochriskant, und gerade in wirtschaftlichen Krisenzeiten wie diesen kann einem schon der kleinste Fehler das Genick brechen."
"Ich habe mich dafür entschieden, meine Tochter selbst zu erziehen, ich wollte, dass sie in einer Umgebung aufwächst, in der sie sich geliebt und akzeptiert fühlt, wo man sie nicht spüren lässt, dass sie keinen Vater hat."
"Ich hätte diesen Nichtsnutz umbringen sollen für das, was er dir angetan hat", stieß Armi hervor.
"Nein, es war ebenso meine Schuld."
"Er hat deine Ehre besudelt und damit auch meine. Ein Mann hat zwei Möglichkeiten, ein derartiges Verbrechen zu sühnen – entweder durch Heirat oder durch Tod."
"Das ist ja wohl mehr als mittelalterlich."
"Viele von uns hier im Süden haben diese Einstellung. In unserer Geschichte sind zu viele Mütter, Schwestern und Töchter misshandelt und entehrt worden. Wenn du es als mittelalterlich ansiehst, dass wir nicht daran denken, unser Gerechtigkeitsempfinden zu verraten, dann hast du womöglich Recht."
"Ich bin Amerikanerin, und Rafe ist auch amerikanischer Staatsbürger. Ich habe immer gedacht, als internationaler Geschäftsmann müsstest du offener und toleranter sein."
"Ich bin gebürtiger Mexikaner, und als ich deine Mutter geheiratet habe, wurde ich dein Stiefvater und habe die Verantwortung für dich übernommen."
"Nein, ich ganz allein trage die Verantwortung für mich, und ich wollte mit Rafe zusammen sein."
Wütend erhob sich Armi. "Wir haben uns schon so manches Mal in den Haaren gelegen, nicht wahr?" Er klang gelangweilt und verdrossen, und das schüchterte sie mehr ein, als wenn er geschrien hätte.
Draußen auf der Terrasse zerschellte lärmend ein Blumentopf. Armi wandte sich von Cathy ab und betrachtete die Tonscherben und die zerdrückte Hibiskuspflanze, die in einem Haufen Erde auf dem roten Kachelboden lag. Cathy schaute aus dem Fenster und sah, dass es in ihrem gepflegten Blumengarten nur so von uniformierten Männern wimmelte.
Hektisch wirbelte sie herum und suchte den Blick ihres Stiefvaters. Ihre Augen waren vor Schreck geweitet.
Armis Blick war voller Hass und bitterem Triumph. "Ich weiß, dass er die Nacht hier verbracht hat –
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