Baccara Exklusiv Band 23
auf diesen Moment gefreut, Gringo, seit du dafür gesorgt hast, dass mein Bruder hinter Gittern gelandet ist. Warum bist du wieder nach Mexiko gekommen?" Er sprach schleppend und mit starkem Akzent.
"Nein! Er ist nicht der, den Sie suchen!", rief Cathy dazwischen.
Für den Bruchteil einer Sekunde betrachtete Rafe die Frau, die ihn schon zum zweiten Mal verraten und ausgeliefert hatte.
"Halt den Mund!", donnerte er. "Du kannst dich doch freuen, schließlich hast du erreicht, was du wolltest, oder?"
Cathy schaute ihn an, und in ihren großen, dunklen Augen las er Erstaunen und Verletztheit. Ihre Schönheit beeindruckte ihn trotz allem so sehr, dass er innerlich zusammenfuhr.
"Nein", hauchte sie mit ersterbender Stimme.
"Ich kann deine Lügen nicht mehr hören!"
Der Schmerz in ihrem Blick traf Rafe wie ein Messerstich, ihre bloße Anwesenheit war eine Qual. Nie zuvor hatte eine Frau es geschafft, ihn gleichzeitig wütend zu machen und ihn tief zu berühren. Er hatte Cathy geliebt, sie hatte sein Kind geboren. Er hatte sein Leben aufs Spiel gesetzt, um sie zu sehen, hatte mit ihr geschlafen, ihr verziehen und einen Heiratsantrag gemacht. Und sie war direkt aus seinem Bett zu diesen gewissenlosen Verbrechern gegangen und hatte ihn verraten. Er gab sich keinen Illusionen hin, er wusste, dass er keinen fairen Prozess zu erwarten hatte. Sicher hatte Calderon Guillén dafür bezahlt, ihn abzuservieren.
Zwar verteidigte Cathy ihn nun, doch nur, weil sie nicht genug Rückgrat besaß, zu dem zu stehen, was sie angezettelt hatte.
Verzweiflung überkam Rafe, und er fühlte sich entsetzlich verloren in diesem feindlichen Lager, wo es weder Recht noch Gesetz gab. Die Gefahr, in der er sich befand, hatte allein Cathy heraufbeschworen, und ihr Verrat lag ihm wie eine zentnerschwere Last auf der Seele.
Dafür würde sie bezahlen. Wenn er lebend hier herauskam, würde Cathy dafür bezahlen, das schwor er sich.
"Ich habe deinen Bruder nicht festgenommen, Guillén", stieß Rafe mit zusammengebissenen Zähnen hervor. "Aber ich war an der Aktion beteiligt."
"Die Handschellen, sie sind dein Markenzeichen, nicht wahr? Deine Freunde von der Polizei in Houston haben meinen Bruder eingebuchtet. Ich hänge sehr an meinem Bruder."
"Hernando Guillén ist des Mordes überführt und in einem ordentlichen Prozess verurteilt worden."
Guillén klopfte auf seine Pistole. "Dir wird noch was ganz anderes drohen, amigo."
"Es gibt keine Todesstrafe in Mexiko. Also, was hast du vor? Mir auf dem Weg nach Matamores in den Rücken zu schießen?"
"In Mexiko werden Kriminelle nicht zum Tode verurteilt, deshalb müssen die Familien selbst ihre Ehre verteidigen. Eine Kugel wäre zu schnell. Ich habe lange darauf gewartet, mit dir zu spielen wie ein Torero mit einem Stier. Du wirst langsam sterben, mi amigo, sehr langsam", erklärte Guillén mit sadistischer Zufriedenheit. Er zog an seinem Zigarillo und blies den Rauch aus, dabei fiel Glut auf den kostbaren Teppich und hinterließ ein Brandloch.
Beißender Qualm und der Geruch von verbrannter Wolle stiegen Rafe in Nase und Augen und brachten ihn zum Husten. Jahrelang hatte er die Begegnung mit Gefahren und Risiko gesucht und sich jeder Herausforderung gestellt, an der er seine Fähigkeiten und seinen Mut messen konnte. Mike hatte ihn immer davor gewarnt, das Schicksal herauszufordern, eines Tages würde sich das rächen.
"Armi", flehte Cathy verzweifelt. "Hilf ihm, bitte tu doch etwas."
"Hat er denn noch nicht genug getan, Cathy?", warf Rafe zynisch ein.
Armi hob die Hände in gespielter Hilflosigkeit. "Steele befindet sich jetzt dort, wo er hingehört, in der Obhut der Gesetzeshüter."
"Aber du hast es mir doch versprochen …", begann Cathy.
Sie hatte also auch noch um ihn geschachert. Rafe biss die Zähne so fest zusammen, dass seine Gesichtsmuskeln sich verkrampften.
Guillén lächelte grausam. "Señorita, Ihr Freund, Señor Steele, wird in meinem Land wegen zahlreicher Vergehen gesucht. Gestern hat er einen Bus gerammt und viele Personen geschädigt."
"Diese Karre hat mich fast von der Straße gedrängt, beinahe wäre ich dabei umgekommen. Du weißt ganz genau, dass außer mir niemand verletzt wurde."
"Er hat Ihren Verlobten belästigt, Señorita, einen angesehenen Gast unseres Landes. Aber das alles ist nichts, verglichen mit dem, was er meinem Bruder angetan hat."
Plötzlich tönte aufgeregtes Kindergeplapper vom Flur, und Pita schrie auf, als ihr die Tür, durch die sie gerade
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