Baccara Exklusiv Band 23
die nun immer an ihrer Seite war, wurde auf diese Weise leicht zum Ziel einer falschen gefühlsmäßigen Abhängigkeit. Nina war sicher, dass es das war, was zurzeit mit Steve geschah. Dass er ein immer stärkeres Bedürfnis nach Umarmungen hatte, dass er sie nicht gehen lassen wollte, dass er sie geküsst hatte …
Ein lautes Krachen und wütende Stimmen rissen sie aus ihren Überlegungen. Sie rannte in die Halle, gerade rechtzeitig, um Traci die Treppe herunterlaufen zu sehen. Steve stand oben am Geländer.
"Was ist los?", fragte Nina besorgt. "Was ist passiert? Ist Steve in Ordnung?"
Traci blieb stehen und wandte sich Nina zu. Langsam musterte sie sie, registrierte die unförmige Kleidung, den Mangel an Make-up. Ihre Stimme klang höhnisch und hart. "Das sollten Sie doch wissen. Schließlich war das eine tolle Szene, bei der ich euch beide erwischt habe, als ich gekommen bin."
Wieder studierte sie Ninas Erscheinung mit geübtem Auge und warf ihr dann einen verächtlichen Blick zu. "Natürlich sind Sie keine Konkurrenz für mich. Sehen Sie sich bloß an. Sie sind doch ein Witz. Ich bin sicher, Steve fand es nur gerade bequem, Sie in seiner Nähe zu haben. Aber eins sollten Sie sich ganz genau merken: Hände weg von ihm. Er gehört mir allein. Und wenn Sie wissen, was gut für Sie ist, dann werden Sie ihm nichts von dieser kleinen Unterhaltung erzählen."
Nina atmete tief ein. Es kostete sie ihre ganze Kraft, ihren Ärger und ihre Verletzung unter Kontrolle zu halten. "Es ist Steves Sehkraft, die gelitten hat, nicht sein Gehör", erwiderte sie kalt. "Ich habe es nicht nötig, ihm etwas zu erzählen."
Sie sah zum ersten Stock hinauf. Traci folgte ihrem Blick und erkannte, dass Steve dort am Geländer stand. Sein Gesicht war vor Wut verzogen. Tracis schockierter Ausdruck sagte alles. "Steve … Darling. Ich wusste nicht … Du musst doch wissen, wie sehr ich …"
Steves Stimme war eiskalt. "Verschwinde aus meinem Haus und komm nie wieder zurück." Er drehte ihr den Rücken zu und trat vom Geländer weg.
Traci sah Nina an. "Das ist allein Ihre Schuld. Aber glauben Sie nicht, Sie hätten gewonnen. Er wird sich beruhigen und merken, dass ich die Frau bin, die er will." Damit stürmte sie zur Tür hinaus und knallte diese hinter sich zu. Nina schloss sofort ab, wie sie es eigentlich schon vor Tracis Ankunft hätte tun sollen.
Da Traci nun fort war, ließ Ninas Ärger nach, und das Gefühl von Verletzung kam stärker zum Vorschein. Tracis Worte klangen ihr noch in den Ohren, und sie zitterte heftig. Tränen strömten ihr übers Gesicht, als sie sich umdrehte und in ihr Zimmer rannte.
"Nina Morrison, ich brauche Hilfe hier oben." Steve stand am Eingang seines Schlafzimmers. Er zögerte, auf Socken herumzulaufen, da er befürchtete, auf Glasscherben zu treten.
Als Traci vorhin die Treppe heraufgekommen war, hatte sie nichts davon erwähnt, dass sie vermutete, es könnte etwas zwischen Nina und Steve vorgefallen sein. Stattdessen hatte sie über ihr neues Kleid geredet, die Farbe ihres Nagellacks, über die wichtigen Leute, die am vorigen Wochenende im Yachtclub gewesen waren, und wie es für sie typisch war, hatte sie sich darüber ausgelassen, wie schrecklich alle anderen Frauen dort ausgesehen hatten und wie es ihr kaum gelungen war, sich die Männer vom Leib zu halten, welche Schwierigkeiten sie gehabt hätte, sich für Steve aufzusparen, für ihn allein.
Steve hatte sich das ganze bedeutungslose Gerede angehört. Früher war ihm nie aufgefallen, wie oberflächlich ihre Unterhaltungen in Wirklichkeit waren, wie sich alles nur um Tracis Person drehte.
Er und Nina hatten keine Probleme, miteinander zu reden. Sie war interessant und intelligent. Es war angenehm, mit ihr zusammen zu sein, sogar wenn sie ihn herausforderte. Sie gab ihm nicht das Gefühl, ein Monstrum zu sein, ein Außenseiter, ein hilfloses Nichts.
Er versuchte sich andere Gelegenheiten in Erinnerung zu rufen, bei denen Traci und er zusammen gewesen waren, in aufrechter Haltung statt im Bett. Nun erkannte er den Unterschied. Wann immer Traci redete, streckte sie sich, posierte, stellte sich zur Schau, warf ihr langes blondes Haar zurück und sah ihr Gegenüber verführerisch an.
Steve hatte ihr nie zuvor richtig zugehört, weil er immer zu sehr damit beschäftigt gewesen war, sie zu beobachten. Da er sie nun nicht mehr sehen konnte, war ihm klar geworden, wie wenig sie als Mensch tatsächlich darstellte.
Traci hatte das frustriert. All ihre
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