Baccara Exklusiv Band 23
wahrscheinlich der Grund, warum er nie eine Ehe mit einer von ihnen in Erwägung gezogen hatte, obwohl er sich verzweifelt eine Familie wünschte.
Nina Morrison unterschied sich von ihnen allen. Schon ihr Name war keiner dieser angeblich originellen, die anders geschrieben wurden, als es sonst üblich war. Nina schien ihm eine Frau zu sein, die mit beiden Beinen fest auf dem Boden stand, ein vernünftiger Mensch, mit dem man eine intelligente Unterhaltung über viele verschiedene Themen führen konnte, nicht so ein oberflächliches Betthäschen wie die Frauen, mit denen er sich bisher immer verabredet hatte.
5. Kapitel
Steve ging in die Küche, zog eine Weinflasche aus dem Regal, öffnete sie und goss sich ein Glas ein. Er führte alle Bewegungen fehlerlos und ohne jedes Zögern aus. Als Nina festgestellt hatte, dass er selbstständiger zu sein schien, als er vorgab, hatte sie zum Teil Recht gehabt.
Er kannte jeden Zentimeter des Hauses. Ihm war genau bewusst, wie viele Meter ein Platz von einem anderen entfernt war, wie viele Stufen die Treppe hatte, wie viele Schränke die Küche enthielt.
Seine Furcht am ersten Tag, sein Widerstreben, etwas zu tun oder sich zu bewegen, war nicht auf der Angst begründet, gegen irgendwelche Möbelstücke zu laufen. Der Grund dafür war die Erkenntnis gewesen, dass er immer noch nicht sehen konnte, obwohl er nun zu Hause war.
"Du hast das eben ohne jedes Problem hinter dich gebracht." Ninas Stimme kam von der Küchentür her. Steve wirbelte zu ihr herum.
"Ich habe dich nicht kommen hören. Wie lange stehst du schon da?" Ganz offensichtlich war er verlegen, weil sie ihn erwischt hatte.
"Lange genug." Nina hatte ihre Selbstbeherrschung wiedererlangt. Nun wollte sie die Beziehung zu Steve auf eine professionelle Ebene zurückführen. "Es sieht so aus, als hättest du mich etwas an der Nase herumgeführt. Du musst dieses Haus in und auswendig kennen. Du hast es selbst entworfen, oder? Unwillkürlich frage ich mich, was du sonst noch vor mir verbirgst." Ihr Tonfall machte ihm klar, dass sie sich nicht über ihn ärgerte, sich aber auch nicht zum Narren halten ließ.
Steve grinste jämmerlich. "Du hast Recht. Ich habe dieses Haus entworfen." Er wartete, ob sie noch mehr sagen würde.
Nina blieb still. Steve hatte einen leichten Betrug zugegeben, nun wollte sie wissen, ob er noch mehr eingestehen würde. Sie beobachtete, wie er von einem Fuß auf den anderen trat. Es war deutlich, dass ihr Schweigen ein äußerst unbehagliches Gefühl in ihm verursachte. Aber dann verblüffte er sie. Er drehte die Situation vollständig um.
"Nina Morrison, ich habe dich mehrere Male gerufen, weil ich Hilfe brauchte, aber du hast mir nicht geantwortet. Überall auf meinem Schlafzimmerfußboden ist zerbrochenes Glas, und ich habe keine Schuhe an. Ich kann das nicht allein in Ordnung bringen." Er stellte das Weinglas auf die Arbeitsfläche und steuerte auf die Küchentür zu.
Nina musterte ihn erstaunt. Sie hatte ihn erwischt, und nun brachte er es tatsächlich fertig, sie als diejenige dastehen zu lassen, die ihre Pflichten vernachlässigte. Sie schüttelte den Kopf und versuchte, ein Lächeln zu unterdrücken. "Geh voran. Ich bemühe mich, mit dir Schritt zu halten." Sie beobachtete, wie er ohne zu zögern von der Küche zur Treppe ging.
"Mittwoch, 20.42 Uhr", verkündete die Computerstimme.
Nina betrachtete die vielen Glassplitter auf dem Schlafzimmerfußboden. "Was um alles in der Welt hast du zerbrochen?" Sie sah sich um, und ihr Blick fiel auf die leere Stelle auf der Kommode. "Die Statue … Wie ist sie kaputtgegangen?"
Steves Stimme war völlig ausdruckslos. "Ich wollte sie nicht mehr, also habe ich mich davon getrennt."
Nina beobachtete ihn einen Moment lang und versuchte zu ergründen, was in ihm vorging. "Bleib draußen. Ich hole den Staubsauger und komme gleich zurück."
Sie beseitigte die Glasscherben und passte auf, dass auch jedes kleine Stück verschwand. Hatte Steve die Statue absichtlich zerbrochen oder war das aus Versehen passiert? Er hatte inzwischen den ersten Stock verlassen. Als Nina fertig war, machte sie sich auf die Suche nach ihm und fand ihn in der Küche.
Er lehnte am Tresen und trank den Wein, den er sich vorhin eingegossen hatte. Als er hörte, wie Nina hereinkam, hielt er sein Glas hoch. "Möchtest du auch was? Und dann sollten wir vielleicht etwas essen."
"Mittwoch, 21.31 Uhr", verkündete die Computerstimme.
"Es ist schon spät, und ich habe Hunger.
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