BACCARA EXKLUSIV Band 40
weiter Ferne hörte er sie schreien. Irgendwie spürte er ihre Nähe. Er wurde ganz still, öffnete die Augen – und ihm blieb fast das Herz stehen.
„O nein! Himmel, Barbara! Nein!“ Gequält aufstöhnend riss er sie an sich und flehte alle Mächte des Himmels an, dass er sie nicht verletzt hatte.
„Abel, bitte, mach nicht so ein Theater. Ich bin okay. Du hast mich viel mehr in Angst und Schrecken versetzt als verletzt.“
„Das erklärt natürlich“, stieß er wild hervor, „warum du so heiser bist, dass du kaum sprechen kannst.“
„Halb so schlimm“, versicherte Barbara ihm lächelnd.
Nein, es hätte kaum schlimmer sein können, und er würde ewig Schuldgefühle haben, weil er ihr das angetan hatte.
Sie sah sehr mitgenommen aus. Er hatte sie vom Schlafzimmer auf das Sofa getragen, um sich um sie zu kümmern. An ihrem Hals bildeten sich schon hässliche blaue Flecken. Bei dem Gedanken daran, dass sie eben noch um ihr Leben kämpfen musste, weil er sie gewürgt hatte, wurde ihm übel.
„Abel“, flüsterte sie, und ihre Heiserkeit war ihm Beweis genug für ihre Verletzungen. Sie legte den Eisbeutel beiseite und streckte die Hand aus. „Abel. Das Einzige, was mir wehtut, ist, dass ich nicht weiß, was dich quält.“
Behutsam zog er sie an sich und war sich bewusster denn je, wie zerbrechlich sie war … und wie willensstark.
„Sprich mit mir.“ Sie presste das Gesicht an seine Schulter. „Vertrau mir.“
Vertrauen. Es war genau das, womit er am zurückhaltendsten war. Angesichts dessen, was er ihr vor wenigen Minuten angetan hatte, war Vertrauen das Allermindeste, was er ihr schuldete. Sie wünschte es sich so sehr. Auch wenn er sie damit womöglich in die Flucht schlug.
Er zog sie auf seinen Schoß und drückte sie ganz fest an sich. Im flackernden Schein des Kaminfeuers klopfte sein Herz so laut, dass er glaubte, es müsste in der Stille des Wohnzimmers zu hören sein. Er wusste nicht, wo er beginnen sollte.
Sie suchte seinen Blick. „Ich weiß, dass du das nicht hören willst. Vielleicht ist es auch zu früh. Aber ich kann es nicht länger für mich behalten. Ich liebe dich, Abel Greene.“
Für einen Moment schloss er die Augen, weil dieses unerwartete Geständnis ihm einen Stich versetzte.
„Ich liebe dich“, wiederholte sie. „Du musst mir schon ein wenig vertrauen, um mir das zu glauben. Was du getan hast, wo du warst, was du ertragen hast – das ist alles ein Teil von dir. Allerdings Teil deiner Vergangenheit. Jetzt zählt die Zukunft. Und das, was wir daraus machen.“ Sie räusperte sich. „Aber wenn es deine Vergangenheit ist, die unserer Zukunft im Weg steht, dann red mit mir darüber. Ich möchte verstehen, womit ich es zu tun habe.“
Er presste ihre kleine Hand an seine Lippen. Barbara hatte eine so weiche Haut, war insgesamt so weich und unschuldig – etwas, was er absolut nicht war.
„Und was ist, wenn du mit dem, was ich dir erzähle, nicht umgehen kannst? Was, wenn du es so schlimm und abstoßend findest, dass du …“
Sie legte ihm einen Finger auf den Mund. „Vertrau mir einfach.“
Ihre schlichten, klaren Worte, die Innigkeit, mit der sie das sagte, berührten ihn so tief, wie das noch nichts vermocht hatte. Und ihre Ehrlichkeit öffnete ihr schließlich die Tür zu seinen Geheimnissen. Geheimnisse, die er so lange mit sich herumtrug, dass er sich nicht mehr unter Kontrolle gehabt hatte, als sie in seinem Albtraum an die Oberfläche gekommen waren, so dass er die Person verletzt hatten, die das am allerwenigsten verdiente.
Das durfte nicht noch einmal passieren. Er musste sie irgendwie davor schützen. Und genau das würde er tun, indem er ihr seine Vergangenheit enthüllte. Denn wenn er die Dämonen herausließ, würden sie ihn vielleicht in Ruhe lassen. Die Frage war nur, würde Barbara ihnen folgen und ebenfalls aus seinem Leben verschwinden?
Er wollte sie nicht verlieren. Aber er könnte sich nicht mehr ins Gesicht sehen, falls er ihr erneut wehtat.
„Als ich von hier wegging“, fing er an, „hatte ich absolut keine Ahnung, was ich mit meinem Leben anfangen sollte.“ Abel strich über die Narbe seitlich an seinem Kiefer, eine automatische Reaktion, wenn er an jene Nacht zurückdachte.
„Grunewald“, flüsterte Barbara ahnungsvoll. „Die Narbe verdankst du ihm.“
„Ja, und dann sorgte er dafür, dass ich die Geschichte hier nicht publik machen konnte.“
Barbara kuschelte sich enger an ihn, während er ihr erzählte, wie Grunewald
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