BACCARA EXKLUSIV Band 40
erinnerte sich an das Mädchen, als wäre es gestern gewesen. „Ihr Blick war voller Unschuld, geradezu eine Einladung, ihr zu vertrauen. Ich tat es. Sie wurde meine Informantin.“ Angewidert schloss er die Augen. „Ein Kind … und ich nutzte es aus. Wie sich jedoch herausstellte, nutzte das Mädchen mich aus. Sie musste ihre Familie ernähren. Also führte sie mich in eine Falle. Direkt in Gutierrez’ Versteck.“
Er erschauerte und merkte dann, dass Barbaras Herz heftig an seiner Brust schlug. „Der einzige Grund, mich nicht zu töten, war der, dass er sich langweilte. Ich bedeutete Abwechslung. Als die Schläge keinen Unterhaltungswert mehr für ihn hatten, experimentierte er mit Strom.“ Ihm brach der kalte Schweiß aus. „Dann wurden Drogen sein Lieblingsspielzeug. Es war die Hölle für mich.“
Abel schüttelte heftig den Kopf, als könnte er so die Vergangenheit abschütteln, und konzentrierte sich auf das Kaminfeuer, auf die reinen, hellen Flammen. Und als wäre sie seine Verbindung zur Gegenwart, zog er Barbara noch fester an sich.
„Jeden Tag versprach er mir, mich umzubringen. Nach einem Monat flehte ich ihn an, es endlich zu tun.“
„Wie bist du ihm denn entkommen?“
„Gar nicht. Er räumte das Feld. Der politischen Splittergruppe, die in der Provinz das Sagen hatte, war daran gelegen, die Drogengeschäfte einzudämmen. Sozusagen als symbolisches Zeichen für ihren guten Willen stürmten sie Gutierrez’ Versteck und jagten ihn außer Landes. Dabei fanden sie mich in seinem Weinkeller. Sie übergaben mich dem amerikanischen Konsulat, in der Annahme, Pluspunkte zu machen.“ Er lachte auf, es klang zynisch und bitter.
„Die Mitarbeiter des Konsulats waren nicht begeistert, mich zu sehen. Ihnen war bekannt gewesen, dass ich mich irgendwo da unten aufhielt, sie wollten aber gar nicht wissen, was ich tat. Ich war ein Abtrünniger, allerdings früher mal in Diensten des Staates, den sie auch vertraten. Also brachten sie mich still und leise in die Staaten zurück und in einem Hospital für Veteranen in Virginia unter. Dort blieb ich, bis ich wieder bei Kräften war. Nachdem ich mich dann einen Monat in einem schäbigen kleinen Motel am Rande von D.C. verkrochen hatte, kam ich schließlich hierher zurück.“
Abel atmete tief durch. „Ich kaufte mir einen kleinen Wohnwagen und stellte ihn hier auf meinem Land ab. Meine Genesung ging voran, ich ertrug die Albträume, und allmählich kehrte meine Kraft zurück. Sozusagen als Therapie fing ich mit dem Bau des Blockhauses an. Ich brauchte zweieinhalb Jahre dazu. Und noch mal zwei Jahre, bis ich nicht mehr mit einem geladenen Gewehr unter dem Kopfkissen schlief und alle Türen mit einer Eisenstange sicherte.“
„Aber die Albträume hast du immer noch.“
„Ja, die habe ich immer noch.“
Erneut suchte Barbara seinen Blick. Abel sah keinen Abscheu in ihren Augen, keinen Hass. Nur tiefen Schmerz. Seinetwegen.
Sie schlang die Arme um ihn und flüsterte: „Du brauchst diese Albträume jetzt nicht mehr allein durchzustehen.“
Es war ihm nicht bewusst gewesen, dass er den Atem angehalten hatte, dass er noch immer solche wahnsinnige Angst empfinden konnte. Ihre Worte waren für ihn wie eine Erlösung. Seine Augen brannten, und seine Kehle war wie zugeschnürt, als er Barbara sanft hin und her wiegte und dem Schicksal dankte, dass es sie zu ihm geführt hatte.
„Hast du den Mann, der du damals warst, gemocht?“
Diese Frage hatte er nicht erwartet. „Habe ich dir irgendeinen Hinweis darauf gegeben, dass ich ihn nicht mochte?“
„Nein. Keinen. Ich wollte nur wissen, ob es dir bewusst ist. Du mochtest ihn nicht, hast nicht gutgeheißen, was er tat. Das tue ich auch nicht.“ Sie legte die Hände an seine Wangen. „Aber ich verstehe ihn … und was ihn zu seinem Tun trieb. Und ich verzeihe ihm.“
Barbara lächelte ihn an. „Du – der Mann, der du jetzt bist – musst diesem Mann, der du damals warst, auch verzeihen. Er war ein Opfer der Umstände, die gegen ihn waren, Abel. Bis du das nicht einsiehst, wirst auch du ein Opfer bleiben.“ Sie küsste ihn liebevoll.
Tief bewegt nahm er ihre Hände. „Womit habe ich dich nur verdient?“
„Um mich geht es gar nicht. Vielmehr hast du verdient zu erkennen, dass du aus eigener Kraft der Mann geworden bist, den deine früheren Lebensumstände eigentlich nicht zulassen wollten.“
Er presste einen innigen Kuss auf ihre Handfläche. „Und du verdienst etwas Besseres als mich. Wie bist
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