BACCARA EXKLUSIV Band 45
Seite des Senators gesehen zu haben.“
Sie zuckte die Achseln. „Er praktiziert schon seit Jahren nicht mehr. Stan sagte, er hat die Verteidigung hinter den Kulissen geleitet.“
„Warum hat er dann seinen Freund nicht herausbekommen aus dem ganzen Schlamassel?“
Sie hob in einer hilflosen Geste die Hände. „Woher soll ich das wissen? Warum fragst du nicht ihn, wenn du so neugierig bist?“
„Er tat, was er für vernünftig hielt, Sarah“, sagte Randall leise. „Dein Vater war schuldig. Niemand hätte ihn retten können, und das weißt du genauso gut wie ich. Wenigstens musste er nicht ins Gefängnis.“
„Ich weiß, ich weiß. Ich fühle mich nur so …“ Sie schlang die Arme um ihren Oberkörper und starrte blicklos aus dem Küchenfenster.
„In der Falle?“, warf Randall ein.
Sarah nickte. Sie weinte nur sehr selten, weil es sowieso nie half und weil sie ebenso unelegant weinte, wie sie alles andere tat. Ihre Augen wurden rot, ihre Nase fing an zu laufen, und nichts konnte sie besänftigen, wenn sie erst einmal anfing.
Als der erste Schluchzer sich ihrer Kehle entrang, murmelte sie: „Ach, verflixt noch mal“, aber ihre Worte wurden von einem Schluckauf unterbrochen. Randall legte die Arme um sie. Nach einem kurzen Zögern vergrub Sarah ihr Gesicht in seinem Hemd. Jetzt brachen alle Dämme, und alles überwältigte sie – ihre Wut und ihre Sorge um ein unschuldiges Kind, dessen Leben von Stans Sünden in Mitleidenschaft gezogen werden könnte, wenn je eine Verbindung zwischen den beiden hergestellt werden sollte.
Und ein Gefühl der Trauer um etwas, was sie erst allmählich zu verstehen begann – dass es einen Mann gab, den sie lieben könnte und der sie vielleicht auch lieben würde, wenn sie sich nur unter anderen Umständen und zu einer anderen Zeit begegnet wären. Es war so, als hätte sie das Ende des Regenbogens gerade in dem Moment entdeckt, als das Licht erlosch.
Je mehr sie versuchte, ihre Tränen zu bremsen, desto unmöglicher schien es zu sein, sodass sie es schließlich aufgab. Vielleicht war es besser, alles loszuwerden und sich so davon zu lösen. Und Randall war wirklich gut darin, eine Frau tröstend in den Armen zu halten und ihr Mitgefühl zu schenken, kein Mitleid.
Schließlich, nach einem letzten zittrigen Schluchzer, schnüffelte Sarah erbärmlich, und Randall drückte ihr ein Taschentuch in die Hand. Sarah wischte sich die Wangen trocken, putzte sich die Nase und beruhigte sich allmählich so weit, dass sie wieder gleichmäßig atmen konnte. Aber sie weigerte sich, den Kopf von seiner Schulter zu nehmen. „Ich tue so etwas sonst nie“, sagte sie kleinlaut. „Du bringst offenbar das Schlimmste in mir zum Vorschein.“
„Seltsam, dass du das sagst. Ich selbst habe da eine völlig andere Ansicht. Setz dich, während ich uns Kaffee einschenke und dir ein Toastbrot mache, und dann kläre ich dich auf.“
Er machte mit Spiegelei und Schinken belegte Tortillas für sie, die sie seit ihrer Hochzeitsreise in Mexiko nicht mehr gegessen hatte. Hungrig verschlang Sarah die Hälfte ihrer riesigen Portion, bevor Randall sich mit einer Tasse starken schwarzen Kaffees ihr gegenüber an den Tisch setzte.
„Es schmeckt wahnsinnig gut. Danke. Ich wünschte …“ Sie hätte fast gesagt, dass sie sich wünschte, er würde nicht abreisen, aber dann überlegte sie es sich anders. „Ich wünschte, wir könnten richtigen mexikanischen Kaffee hier bekommen.“
„Kannst du, aber er schmeckt nicht, wenn er nicht mit mexikanischem Wasser zubereitet wird.“
Sarah musste lächeln, dann seufzte sie wieder tief auf. „Entschuldige meinen theatralischen Ausbruch. Ich lasse mich sonst nie so gehen.“
„Ich weiß.“
Sie sah ihn fragend an. „Wirklich?“
Randall betrachtete sie verwundert. Wie war es möglich, dass eine Frau mit einem leicht verblassenden Veilchen, tränenfeuchten Wangen, geröteten Augen und einer roten Nasenspitze nur so schön aussehen konnte? Es musste an ihrem süßen, verletzlichen Mund liegen oder an dem wehmütig hoffnungsvollen Ausdruck in ihren Augen. Woran es auch lag, er war verrückt danach.
Und das war wirklich äußerst schade, denn er hatte nicht vor, sich hier in etwas hineinziehen zu lassen. Er hatte seine Don-Quichotte-Nummer abgezogen, und jetzt würde er seinen Rover satteln sozusagen und in den Sonnenuntergang reiten. Bloß weg aus Dodge City. Es fielen ihm jede Menge Klischees ein, die alle die gleiche Bedeutung hatten. Er musste hier
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