BACCARA EXKLUSIV Band 45
entmutigend es ist, wenn man nicht einmal seinem eigenen Vater glauben kann? Warum nur“, verlangte sie gequält zu wissen, „sind alle Männer in meinem Leben solche erstklassigen Lügner?“
Mit der Milchdose in der Hand, zerrte sie an einer Schublade und holte einen Dosenöffner heraus. Kondensmilch lief auf den Küchentresen, als sie die Dose öffnete. „Betrügerische, egoistische, hinterhältige …“
„Anwesende ausgenommen, will ich hoffen“, sagte Randall neckend.
Das nahm ihr ein wenig den Wind aus den Segeln. „Geh nicht zu weit, Waters, ich bin nicht in der Stimmung …“ Sie schenkte sich eine Tasse Kaffee ein und schimpfte über den Trottel, der eine Kaffeekanne mit nutzloser, tropfender Tülle entworfen hatte.
Sarah kam allmählich in Schwung. Randall wischte ruhig die Milch und den verschütteten Kaffee fort. Es war dringend notwendig, dass sie ein wenig Dampf abließ und sich den Ärger von der Seele schimpfte. Sie machte sich Sorgen, wollte es aber nicht zugeben. Völlig verständlich, sagte sich Randall. Der Senator war ihr Vater. Aber was Meadows auch im Schilde führte, J. Abernathy steckte wahrscheinlich mit ihm unter einer Decke.
Randall ahnte, was vorging, aber er wusste nicht, warum. Es sei denn, der Senator schuldete Meadows Geld, viel Geld, was durchaus möglich war, und benutzte Sarah als Verhandlungsgegenstand. Hart ausgedrückt: Tochter gegen Geld. Auch sehr gut möglich, wenn man den Charakter des Senators in Betracht zog.
Was Meadows bei all dem zu gewinnen hatte, war schon weniger klar. Nach den Ehefrauen zu schließen, die er gehabt hatte, war Sarah kaum sein Typ. Sie war nicht nur zu alt für seinen Geschmack, sie war auch bemerkenswert naiv für ihr Alter. Und was man auch über Maedows’ Frauen sagen konnte, sie waren alles andere als naiv gewesen.
„Ich werde natürlich gehen müssen, weißt du.“ Sarah schüttete Zucker in ihren Kaffee und rührte mit dem Löffel in der Tasse herum.
„Du könntest ihn anrufen.“
„Ja, aber wenn ich die Wahrheit erfahren will, muss ich ihm ins Gesicht sehen können.“
Dieser inzwischen so vertraute Ausdruck in ihren Augen, halb resigniert, halb traurig, traf ihn bis ins Innerste. Er sehnte sich danach, sie zu trösten, sie in die Arme zu nehmen und sehr viel mehr zu tun als nur das, aber dafür war sie im Moment zu empfindlich. Für einen Mann, der aus den selbstlosesten Gründen hergekommen war, war er gefährlich weit vom Weg abgekommen. Zu ihrem und seinem Besten musste er sich in den Griff bekommen und in dieser Sache objektiv bleiben.
„Wann?“, fragte er und ließ sich seine Sorge nicht anmerken.
Sarah verzog den Mund über ihren viel zu süßen Kaffee und schüttete ihn in die Spüle. „Heute … nein, morgen. Ich muss das Haus gut abschließen, die Zeitung abbestellen, ein paar Dinge für zwei, drei Tage packen. Der Himmel weiß …“ Sie brach ab und versank in einer „Minitrance“, wie Randall diesen geistesabwesenden Zustand inzwischen nannte.
„Ich kann das alles für dich erledigen und den Schlüssel an einen Platz legen, wo du ihn findest, falls du zurückkommst.“
„Wenn, nicht falls!“, stieß Sarah hervor, und Randall wurde auf einmal klar, dass sie nicht besorgt war, sondern wütend. Er lächelte amüsiert, aber seine Besorgnis blieb. „Er wohnt am Wye River, stimmt’s? Möchtest du Gesellschaft? Ich könnte dich begleiten, es liegt fast auf meinem Weg.“
„Nein, ich …“ Sie schlug sich mit der Hand an die Stirn, als wäre ihr gerade etwas Schreckliches eingefallen. „Oh, Randall, als wäre alles nicht sowieso schon schlimm genug, warum musstest du Clive sagen, dass wir verlobt sind? Jetzt werde ich mir irgendetwas einfallen lassen müssen. Eine weitere Komplikation hat mir gerade noch gefehlt!“
Er zuckte die Achseln, und plötzlich wurde ihm klar, dass er nicht wusste, warum er sich als ihr Verlobter ausgegeben hatte. Er neigte sonst gar nicht zu impulsivem Verhalten. „Ich habe keine Ahnung. Es schien mir irgendwie eine gute Idee zu sein. Und du wirst zugeben müssen, dass ich dir wesentlich mehr Sicherheit bieten kann als ein Dobermann.“
Sie warf ihm einen finsteren Blick zu. „Das möchte ich ernsthaft bezweifeln. Clive wird meinem Vater garantiert alles brühwarm erzählen, und Detweiller hält inzwischen wahrscheinlich schon deine FBI-Akte in den Händen und weiß alles über dich: Blutgruppe, Wahlgewohnheiten, Kontostand und unbezahlte Strafzettel.“
„Und? Ist
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