BACCARA EXKLUSIV Band 45
bittet mich nun um noch mehr?“
„Geben Sie ihm das Geld?“
„Nein. Die zehntausend Dollar waren alles, was ich hatte.“ Sunny runzelte die Stirn, als sie daran dachte, dass Leo auch ihre Mutter angerufen hatte.
„Ist etwas?“, fragte Chase.
„Nein, nichts“, murmelte sie. Aber weil er aufrichtig besorgt klang, erzählte sie ihm dann doch von Leos Anrufen und dass er sowohl auf sie als auch auf ihre Mutter einen sehr verwirrten Eindruck gemacht hatte.
„Aber Sie sind sicher, dass er das Geld für seine Berufungsverhandlung haben wollte.“
„Ja. Er meinte, die Anwälte wären optimistisch.“
„Das ergibt keinen Sinn“, blieb Chase skeptisch. „Die Anwälte Ihres Onkels haben mit der Staatsanwaltschaft eine Übereinkunft getroffen. Also existiert gar kein Urteil, gegen das man Berufung einlegen könnte.“
„Aber wieso …“ Fragend blickte Sunny ihn an.
Chase zögerte mit der Antwort. Sein erster Gedanke war Erpressung, doch den wollte er nicht aussprechen. Er musste seine Worte vorsichtig wählen. „Viele Leute glauben an die Geschichte, dass Ihr Onkel die Millionen aus illegalen Spenden- und Bestechungsgeldern beiseitegeschafft hat. Geld, vor allem viel Geld, kann eine gewaltige Motivation sein.“
„Sie denken, dass er in Gefahr ist?“
„Nein.“ Davon war er überzeugt. Leo Caldwell ließ sich nicht unterkriegen. Um keinen Preis. „Aber er schuldet Ihnen eine Erklärung. Wann ist der nächste Besuchstag?“
„Donnerstag. Dann werde ich ihn fragen, was eigentlich los ist. Außerdem werde ich ihn über Ihr Angebot informieren. Falls er akzeptiert, wissen wir mit Sicherheit, dass er Geld braucht.“
Diesmal war es Emma, die zu ihnen gelaufen kam. Wortlos hielt sie ihre kleine Hand auf. Sunny war erleichtert über die Unterbrechung ihres Gesprächs. Sie benötigte Zeit, um über Chase’ Vermutungen nachzudenken.
„Wir wollen noch mehr Geld“, rief Jason vom Futterspender. Chase griff in seine Tasche und holte eine Handvoll Münzen heraus. „Mehr gibt es jetzt aber nicht mehr. Teilt es euch ein.“ Emma schloss ihre Finger um die Münzen, drehte sich um und rannte zurück zu ihrem Bruder. Drei Rentierkälber warteten geduldig hinter dem Zaun.
„Heather ist überzeugt, dass Emma bald wieder sprechen wird“, wechselte Sunny das Thema. „Wie steht es mit Jasons Daumenlutschen?“
„Bis jetzt habe ich noch keine Veränderung beobachten können“, antwortete Chase. „Mit Ausnahme von heute. Heute hat er noch kein einziges Mal am Daumen gelutscht.“
„Das liegt am Zoo. Hier gibt es so viel zu sehen und zu unternehmen.“
„Es ist nicht nur das. Die beiden waren nicht mehr so unbekümmert, seit Sie ihnen die Geschichte von der schwerelosen Prinzessin erzählt haben.“ Chase stockte kurz. „Heather sagte mir, dass Sie mehrmals bei ihr waren und sich nach den Kindern erkundigt haben.“
„Schließlich habe ich Ihnen den Kinderhort empfohlen. Ich wollte nur sichergehen, dass Jason und Emma sich eingewöhnt haben.“
„Dazu hätten Sie auch anrufen oder vorbeischauen können. Sie sind jederzeit willkommen.“
„Das wäre sicher nicht vernünftig gewesen.“
Sagte er sich das nicht auch immer, wenn er drauf und dran war, Sunny anzurufen? Versonnen blickte er auf ihr Haar. Jetzt im Sonnenlicht wirkte es wieder flammend rot.
Sunny schwieg und umklammerte die Popcorntüte. Einige Körner kullerten auf ihren Schoß.
„Sind Sie immer nur vernünftig?“, fragte er leise.
„Nein“, erwiderte sie, und ein kleines Lächeln glitt um ihre Lippen. „Aber ich bemühe mich, aus meinen Fehlern zu lernen.“
Das konnte er gut nachvollziehen. Nicht, dass er Fehler begangen hätte, was Frauen betraf. Dazu hatte er es gar nicht erst kommen lassen. Ganz im Gegensatz zu seinem Vater. Der war viermal verheiratet gewesen, und nicht eine seiner Frauen hatte ihn wirklich glücklich gemacht. Ihm dagegen war es stets gelungen, seine Beziehungen zwar flüchtig, aber dafür angenehm zu gestalten. Allerdings war er sich keineswegs sicher, ob ihm das auch bei Sunny gelingen würde.
„Glauben Sie wirklich, dass es ein Fehler wäre, mich zu besuchen?“
„Absolut“, antwortete sie fest. Sie fegte die Körner weg, und die Tauben stürzten sich darauf. „Ich hoffe, Sie betrachten das nicht als eine Art Herausforderung.“
Er sah zu den Kindern, dann wieder zu ihr. „Mein Leben ist momentan schon herausfordernd genug.“
Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf die pickenden Tauben zu
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