BACCARA EXKLUSIV Band 45
entschied sie und beglückwünschte sich dazu, die Grundregeln nun festgelegt zu haben. Nicht gerade beschwingt, aber doch erleichtert stieg sie aus, ging zu einem der Tontöpfe, die links und rechts der Eingangstür standen, und holte den Ersatzschlüssel darunter hervor.
„Als Freund möchte ich dich darauf aufmerksam machen, dass dies ein ziemlich unsicheres Versteck ist“, rief Chase ihr zu.
„Dies ist eine sehr sichere Gegend. Manche Leute schließen ihre Türen sogar überhaupt nicht ab.“ Sie schloss auf und trat ein. Nach zwei Schritten blieb sie wie angewurzelt stehen, sodass Chase, der ihr gefolgt war, sie um ein Haar angerempelt hätte. Im Haus sah es aus, als wäre ein Tornado hindurchgefegt. Der Inhalt der Kartons, die sie auf den Tischen an den Wänden gestapelt hatte, war über den ganzen Fußboden verstreut.
Chase starrte sprachlos auf die Spuren der mutwilligen Zerstörung. Sunny war kreidebleich geworden. Tröstend nahm er sie in den Arm. Seine bittere Wut schluckte er hinunter, doch er schwor sich, wer immer für diese Tat verantwortlich war, würde diese Wut später mit voller Wucht zu spüren bekommen.
Sunny sank auf die Knie und begann, die verstreuten Papiere einzusammeln.
„Wir sollten besser nichts anfassen, bis die Polizei hier ist“, riet er ihr.
„Polizei? Ja, natürlich.“ Sie erhob sich und ging in die Küche.
Während sie die Polizei anrief, untersuchte er die Haustür. Als er dann zu ihr in die Küche kam, schenkte sie ihnen gerade zwei Gläser Cola ein.
Kaffee wäre jetzt besser, dachte er, besonders mit einem Schuss Brandy. Davon wäre die Farbe in ihre Wangen zurückgekehrt. Erleichtert sah er, dass ihre Hand nicht zitterte, als sie das Glas hob und es in einem Zug austrank.
„Die Tür wurde nicht aufgebrochen“, informierte er sie. „Wer besitzt außer dir einen Schlüssel?“
„Hector. Alma und Marnie haben natürlich auch einen. Aber keiner von ihnen würde so etwas tun.“
„Dann bleibt nur noch unser Freund aus dem Zoo.“
„Warum sollte er hier eindringen?“
„Möglicherweise hat er nach Geld oder Schmuck gesucht.“
Sunny wies auf die umgestülpten Kartons. „In meinen Aktenordnern und Unterlagen?“
„Was für Unterlagen sind das?“
„Kundenadressen, wöchentliche Bestellungen. Ich hebe sie immer einige Wochen auf, falls es Reklamationen gibt.“
„Was ist mit den Steuerunterlagen, den Versicherungen, den Lohnlisten?“, fragte er weiter.
„Um diese Dinge kümmert sich Hector. Das meiste davon hat er im Computer gespeichert.“
„Weiß dein Onkel Leo das?“
„Du kannst doch unmöglich annehmen, dass mein Onkel etwas mit dieser Sache zu tun hat. Er sitzt im Gefängnis!“
Er stellte sein Glas ab. „Aber er hat Freunde.“
„Ja, aber nicht solche.“
„Und Feinde.“
„Und warum sollte er die haben?“, fragte sie mit finsterer Miene.
„Das ist etwas, was ich ihn persönlich fragen möchte. Ich werde dich begleiten, wenn du ihn das nächste Mal besuchst.“
„Nein.“
„Doch. Ich werde dich auf keinen Fall allein zum Gefängnis fahren lassen. Nicht nachdem man deine Handtasche gestohlen hat. Erst wenn wir herausgefunden haben, wer hinter dieser Verwüstung steckt, bist du wieder sicher.“
Mit geballten Fäusten blickte Sunny sich erneut in dem Chaos um. Nahezu jeder Zentimeter des Bodens war mit Papieren übersät. Sie mochte gar nicht daran denken, wie viel Zeit es kosten würde, alles wieder einzuordnen. Da hörte sie plötzlich ein Rascheln.
„Sieh nur“, flüsterte sie. „Da bewegt sich etwas unter den Papieren.“
„Wahrscheinlich ist es eine Maus“, warnte Chase sie, als Sunny vorsichtig zu der Stelle ging. Er hatte nicht vergessen, dass sie schreckliche Angst vor Mäusen hatte.
„Aber unter all den Papieren bekommt sie doch gar keine Luft“, entgegnete Sunny. Aber statt einer Maus fand sie Gracie darunter.
Als sie ihren Wellensittich hochheben wollte, hielt Chase sie rasch zurück. „Nicht. Hast du einen Tierarzt?“
„Ihre Nummer hängt neben dem Telefon.“
„Dios mio!“ Hector tauchte in der Tür auf und sah sich ungläubig um. Dann ließ er einen spanischen Redeschwall los und ging zu Sunny, die neben Gracie kniete.
Sie sah zu ihm auf, als er ihr die Hand auf die Schulter legte. „Ihr Herz schlägt noch, schau nur.“
Chase kam vom Telefon zurück, und Hector fragte ihn: „Was kann ich tun?“
„Du kannst nachsehen, was fehlt“, antwortete Chase. „Sunny meint, du kümmerst dich um
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