BACCARA EXKLUSIV Band 45
zueinander bekamen, hätten sie eine viel bessere Kontrolle über … Über was? Die körperliche Anziehung zwischen ihnen?
Aus den Augenwinkeln bemerkte Chase, dass Sunny entschlossen nickte. Ohne fragen zu müssen, wusste er genau, worüber sie nachdachte. Oder was sie plante.
Im Lauf der letzten langen, unruhigen Nacht hatte er versucht, seine Gefühle für Sunny eingehend zu analysieren. Natürlich hatte er sich auch früher schon zu Frauen hingezogen gefühlt, aber deswegen hatte er nie impulsiv oder unvernünftig reagiert. So etwas konnte nur geschehen, wenn man sich in eine Frau verliebte. Er runzelte die Stirn. Er hatte sich doch wohl nicht verliebt, oder?
Er war Sunny dankbar und um ihre Sicherheit besorgt, und er fühlte sich sehr zu ihr hingezogen. Aber ergab das zusammen schon Liebe?
„An der nächsten Kreuzung musst du links abbiegen“, informierte sie ihn und richtete sich auf.
Hinter der Kurve tauchten vor ihnen die Gebäude des Bundesgefängnisses auf, die mit ihren gepflegten Rasenflächen eher wie ein Universitätsgelände als eine Strafanstalt wirkten. Aber nachdem Sunny ihn auf den Parkplatz dirigiert hatte und sie sich unter die anderen Besucher im Verwaltungsgebäude mischten, traten die Unterschiede deutlich hervor. Eine Wache kontrollierte ihre Ausweise und strich ihre Namen auf einer Besucherliste durch. Danach wurden sie durch einen Metalldetektor geschleust und schließlich durch ein Labyrinth von Korridoren in einen großen Saal geführt.
Es war die Cafeteria. An den Türen standen Wachen, und zwei Wachmänner patrouillierten zwischen den Tischen, an denen die Strafgefangenen saßen. Einige von ihnen waren noch allein, andere begrüßten ihre Besucher. Sunny suchte den Saal ab und ging dann voran in eine entfernte Ecke.
„Überlass mir das Reden“, flüsterte sie ihm zu.
Ihr Onkel erhob sich, als er sie sah. Sunny beugte sich über den Tisch und umarmte ihn kurz. „Ich habe einen Freund mitgebracht“, sagte sie.
„Das sehe ich“, erwiderte er.
Unauffällig musterte Chase den Mann. Leo Caldwells Seidenhemden und Maßanzüge waren verschwunden. Doch selbst in Gefängniskleidung wirkte er wie ein Senator.
„Onkel Leo, dies ist Chase Monroe“, stellte Sunny sie einander vor.
Weder Leo Caldwell noch Chase machten Anstalten, sich die Hand zu geben. Leo Caldwell blickte ihn kalt und abschätzend an. „Meine Anwälte teilten mir mit, Sie hätten mir etwas anzubieten, Mr. Monroe. Allerdings gebe ich keine Interviews.“
Sunny tätschelte ihrem Onkel den Arm. „Er wird dich großzügig dafür entschädigen, und ich weiß doch, dass du das Geld gebrauchen kannst. Ich finde, du solltest dir sein Angebot zumindest mal anhören.“
„Wie kommst du darauf, dass ich Geld bräuchte?“
„Wegen deines Anrufs neulich Nacht.“
Leo Caldwell sah zwischen Sunny und ihm hin und her. „Ich habe dich nicht angerufen.“
„Haben Sie sich nicht auch bei Sunnys Mutter in Florida gemeldet?“, mischte er sich ein.
Leo Caldwell schüttelte langsam den Kopf.
„Jemand hat unter Ihrem Namen sowohl Sunny als auch Ihre Schwägerin letzte Woche angerufen und um Geld gebeten.“
„Du klangst verzweifelt“, fügte Sunny hinzu. „Gar nicht wie du selbst.“
„Der Anrufer erkundigte sich nach Versicherungspolicen und den Hypotheken auf das Haus Ihrer Schwägerin“, berichtete Chase weiter. „Außerdem wurde in das ehemalige Lagerhaus auf Ihrem Grundstück eingebrochen. Es wurde zwar nichts gestohlen, aber Sunnys Unterlagen wurden gründlich durchsucht.“ Da er merkte, dass er Leo Caldwells ganze Aufmerksamkeit gewonnen hatte, schlug er Sunny vor: „Vielleicht wäre es besser, wenn ich mich mit deinem Onkel jetzt allein darüber unterhalte.“
„Sei nicht albern“, fuhr sie ihn an.
Nachdenklich betrachtete Leo Caldwell seine Nichte. „Ich habe meine Meinung geändert. Möglicherweise bin ich an Mr. Monroes Angebot doch interessiert. Warum wartest du nicht solange draußen?“
Sunny schien noch zu zögern, aber schließlich umarmte sie ihren Onkel rasch und sagte: „Ich hab dich lieb.“
Leo Caldwell drückte ihre Hand. „Ich liebe dich auch.“
Nachdem Sunny den Saal verlassen hatte, setzten die beiden Männer sich einander gegenüber an den Tisch.
„Worin besteht Ihr Interesse bei der ganzen Geschichte, Mr. Monroe?“, wollte Leo Caldwell von ihm wissen.
„Ich will Sunny schützen.“
Chase’ Miene war düster und skeptisch, als die Gefängnistore sich hinter ihm
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