BACCARA EXKLUSIV Band 45
alle wichtigen Unterlagen wie Hypotheken, Versicherungen.“ Er folgte Hector zum Computer und blickte ihm über die Schulter, als er die Programme abrief.
„Sag nicht, dass Gracie das angerichtet hat!“
Chase drehte sich um und erblickte eine große Frau in Leggings, mit einem kleinen schwarzen Koffer in der Hand. „Ich bin Nancy Ann Tummino, die Tierärztin“, stellte sie sich ihm vor und kniete sich dann hin, um Gracie zu untersuchen.
„Wie bist du so schnell hierhergekommen?“, fragte Sunny überrascht.
„Ich hatte nur zwei Häuser weiter zu tun.“ Vorsichtig hob Nancy den Wellensittich hoch und trug ihn zum Küchentresen.
„Wird sie wieder gesund?“
Nancy holte ein Stethoskop aus dem Koffer und horchte den Vogel ab. „Ihr Herz schlägt kräftig, und sie scheint keine äußeren Verletzungen zu haben.“
„Vor ein paar Minuten hat sie sich noch bewegt. Dadurch fanden wir sie ja überhaupt.“
Nancy lächelte Sunny beruhigend an. „Das ist ein gutes Zeichen. Weißt du, wie lange sie schon da unten gelegen hat?“
Sunny schüttelte den Kopf.
„Entschuldigen Sie bitte.“
Alle fuhren herum. Ein Polizist mit einem Notizbuch in der Hand stand in der Tür. „Miss Caldwell?“
Sunny wollte zu ihm gehen, stellte jedoch überrascht fest, dass sie Chase’ Hand hielt. „Bleib bei Gracie“, bat sie ihn.
Sobald sie außer Hörweite war, wandte Chase sich an Nancy. „Wird der Vogel sich erholen?“
„Ich möchte Gracie zum Röntgen mit in die Klinik nehmen. Danach werde ich sie ein paar Tage dabehalten und beobachten. Aber mir scheint, dass sie nur gegen ein Fenster oder etwas Ähnliches geflogen und k. o. gegangen ist. Wahrscheinlich in Panik. Das kommt öfter vor, als Sie vielleicht annehmen, und ist nicht so schlimm.“
„Tun Sie, was immer nötig ist. Geld spielt keine Rolle.“
Nancy musterte Chase einen Augenblick, dann lächelte sie. „Nein, das spielt auch keine Rolle. Sunny hat bei mir unbegrenzten Kredit.“
Verblüfft sah Chase sie an.
„Bevor ich Sunny kennenlernte, verbrachte ich die Samstagvormittage beim Einkaufen in irgendwelchen Supermärkten. Ein schreckliches Schicksal. Jetzt kauft Sunny für mich ein, und ich kann samstags die Fußballmannschaft meiner Kinder trainieren. Und sie hat mir Heathers Kinderhort empfohlen.“ Nancy stockte kurz und fragte dann: „Sind Sie ein Freund?“
„Ja.“
„Gut. Sie braucht jemanden, der auf sie aufpasst. Sunny mutet sich zu viel zu.“ Nancy verstaute das Stethoskop wieder in ihrer Tasche. „Können Sie mir eine Schachtel besorgen?“
Chase zog eine Schublade auf und nahm eine Schachtel voller Kassenbons heraus, die er auf dem Tresen ausleeren wollte. Doch Nancy hielt ihn zurück. „Nicht. Sunny verbringt Stunden damit, sie zu ordnen. Ein gutes Beispiel dafür, dass sie einen Freund braucht. Sie sammelt Tausende von Kassenbons, um immer einen Preisvergleich zu haben und für ihre Kunden Geld zu sparen.“ Nachdem Nancy eine leere Schachtel gefunden hatte, bettete sie Gracie vorsichtig hinein. „Allerdings verringert sie damit ihren Profit, der aus einem Prozentanteil des jeweiligen Kassenbons besteht.“
Chase sah zur Couch, wo Sunny mit dem Polizisten redete. Sie ist eine Frau voller Gegensätze, dachte er erneut. Doch war es nicht gerade das, was er so anziehend fand? Eine Geschäftsfrau, die behauptete, sie konzentriere sich ganz darauf, Millionärin zu werden, und die ihre ältesten Kunden auf eigene Kosten durchschleppte und Kassenbons sammelte, um für ihre Kunden Geld zu sparen.
Während Sunny sich von Nancy und ihrem Vogel verabschiedete, ging er zu Hector, der mit finsterer Miene auf den Computermonitor blickte.
„Hast du etwas gefunden?“
„Wer immer hier war, hat das Ding angeschaltet.“ Hector zeigte auf eine Zahlenreihe. „Hier, schau dir die Zeitangabe an – drei Uhr achtundvierzig morgens.“ Er grinste. „Ich lege mich zwar mächtig ins Zeug für ‚Service with a Smile‘, aber um die Uhrzeit liege ich im Bett.“
„Sind die Dateien gesichert?“
„Absolut. Und das Kennwort ist immer in Spanisch. Daher nehme ich nicht an, dass der Einbrecher in die Dateien hereingekommen ist. Soweit ich sehe, fehlt jedenfalls nichts.“
„Wie steht es mit den Originalunterlagen?“
Hector deutete auf eine Ecke des Tisches. „Der Karton steht gewöhnlich dort. Jetzt können sie hier überall sein.“
„Der Einbrecher könnte sie also gefunden haben.“
„Schon, aber warum sollten sie ihn interessieren?
Weitere Kostenlose Bücher