BACCARA EXKLUSIV Band 45
erlaubt, darüber nachzudenken. Er war allein aufgewachsen, bis sein Bruder David zur Welt kam. Selbst später, als David und Laura eine eigene Familie gründeten, hatte er sich den Wunsch danach verwehrt. Es hatte ihm genügt, ein- oder zweimal im Jahr Teil ihrer Familie zu sein. Seine Arbeit hatte ihn stets ausgefüllt.
In dem Film begann nun ein Teekessel zu singen, und Emma lachte.
Emma lachte? Erst als er zu Sunny blickte und ihre freudestrahlenden Augen sah, mochte er glauben, was er gehört hatte. Emma hatte gelacht! Er hätte jubeln können, und Sunny erging es genauso. Emma hatte sich an sie gekuschelt und folgte gespannt dem Film. Mehr als alles andere wünschte er sich, die beiden jetzt in den Arm zu nehmen. Doch er folgte dem Rat der Kinderärztin, kein Aufheben davon zu machen, wenn Emma wieder zu sprechen anfing.
„Ich will jetzt Popcorn essen“, verkündete Jason und gähnte demonstrativ.
„Du kannst unmöglich noch Hunger haben“, erklärte er. „Dir wird schlecht.“
„Das wird mir sowieso, falls in diesem Film eine Küsserei ist“, drohte Jason und warf Sunny einen vorwurfsvollen Blick zu. „Kommen schmalzige Szenen darin vor?“
Sunny lachte. „Würdest du dich denn auch mit einer heißen Schokolade zufriedengeben?“ Als Jason nickte, hob sie Emma von ihrem Schoß und stand auf.
„Ich werde Ihnen helfen“, bot er an.
„Aber Ihr Knie …“
„… wird steif werden, wenn ich nicht ein wenig laufe.“ Er legte den Eisbeutel zur Seite. „Wollen Sie es noch einmal untersuchen, Frau Doktor?“
„Nein, ich glaube Ihnen auch so“, erwiderte Sunny, die seinen amüsierten Ton genau bemerkt hatte.
Chase stemmte sich aus dem Sofa. „Du bleibst solange bei Emma, okay?“ Er humpelte in die Küche. „Wie kann ich Ihnen helfen?“, fragte er Sunny und war froh, dass sie auch mal allein waren.
Sunny ging an ihm vorbei in die Speisekammer. „Weshalb setzen Sie sich nicht einfach hin und legen Ihr Bein hoch?“
Sie nahm eine Packung vom untersten Regal. Als sie sich dann wieder umdrehte, stellte sie fest, dass Chase ihr gefolgt war.
„Wie ich sehe, sind meine Regale nicht mehr leer“, meinte er, langte über ihren Kopf und wies auf eine Reihe von Dosen.
Ich habe mich lediglich erschreckt, sagte sie sich, deswegen schlägt mein Herz so schnell. „Dank Tante Alma und natürlich ‚Service with a Smile‘.“ Damit duckte sie sich unter seinem Arm hindurch. Sie hatte schließlich zu tun. Das hieß noch lange nicht, dass sie vor ihm davonlief.
„Falls Sie Tassen suchen, die sind dort.“ Hilfreich öffnete er ihr die Schranktür. Dabei berührten sie sich. Es war nur ganz kurz und sicher vollkommen unbeabsichtigt. Ihrem Herzen tat es aber gar nicht gut. Es raste mittlerweile.
„Was kommt als Nächstes?“ Ihr unverwandt in die Augen schauend, stellte Chase die Tassen auf den Tisch.
„Wie bitte?“, murmelte sie verwirrt.
„Für die heiße Schokolade“, antwortete er, schien dabei aber etwas ganz anderes im Sinn zu haben, denn nun berührte er sanft ihre Wange.
Sie schnappte nach Luft. Ihr Gehirn benötigte unbedingt mehr Sauerstoff, dann würde sie auch wieder in der Lage sein, klar zu denken. „Ich … Chase … bitte.“
„Bitte was?“ Er beugte sich zu ihr hinunter, und seine Lippen streiften ihre Wange.
Die Wärme, die sie durchströmte, ließ sie alles vergessen, bis das schrille Pfeifen des Wasserkessels sie aufschreckte.
Chase hielt Sunny an der Schulter fest, bevor sie sich sofort wieder von ihm zurückziehen konnte. Sie sah ihn mit großen Augen an. Verwirrung und Verlangen lagen in ihrem Blick. Doch er erkannte auch eine Spur von Angst. Daher ließ er sie los, aber er flüsterte ihr noch zu: „Deine Wirkung auf mich ist offenbar nicht einseitig.“
Sunny holte tief Luft. „Das macht es nicht besser.“ Das Pfeifen des Kessels wurde lauter. Sie trat an Chase vorbei, darauf bedacht, ihn nicht zu berühren. Als sie dann die Herdplatte ausgeschaltet hatte, fühlte sie sich wieder etwas sicherer. Trotzdem war sie erleichtert, dass Chase ihr nicht gefolgt war.
„Wir sollten die Unterhaltung beenden, die wir geführt haben, kurz bevor dieser Kerl mir meine Handtasche gestohlen hat“, schlug sie vor.
„Soweit ich mich erinnere, unterhielten wir uns nicht, sondern ich war auf dem besten Weg, dich zu küssen.“
„Ich meine davor. Ich erklärte, es wäre ein Fehler von mir, mit zu dir zu kommen. Offenbar hatte ich recht.“
„Und nun erklär mir bitte,
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