BACCARA EXKLUSIV Band 47
noch zwei kurze Wochen durchhalten, bevor sie sich ihrer Trauer hingab.
Geschickt steckte sie ihr Haar hoch, zog bequeme Hosen und einen Pullover und dazu passende Sandaletten an. Will aß gerade eine Birne, als sie ihn an ihren Schreibtisch winkte, von wo aus sie einen Termin bei einem der besten Schneider der Stadt festsetzte.
Nachträglich betrachtet dachte Leah, dass zwei Wochen eher eine sehr kurze Zeitspanne waren. Sie hatte Will seit dem Nachmittag, als sie den Smoking bestellten, nicht wiedergesehen. Ihre Tage waren inzwischen hektisch und ihre Nächte lang und einsam gewesen. Will rief ab und zu an, und seine Stimme brachte Leah regelmäßig an den Rand eines Tränenausbruchs. Im Grunde hätte sie froh sein sollen, dass ihre vollen Terminkalender es ihnen nicht erlaubten, sich zu sehen, aber sie war zutiefst unglücklich.
Schließlich war der Tag der Probe gekommen. Leah konnte es kaum noch erwarten, bis Will sie abholte. Sie war bisher noch nie von einem ihrer Kunden abgeholt worden, aber Will hatte darauf bestanden.
Zum ersten Mal in ihrer gesamten Karriere erschien Leah zu einem Ereignis in relativ sportlicher Kleidung, und sie tat es Will zuliebe. Nur in einer Sache hatte sie ihm nicht nachgegeben – sie hatte ihr Haar auch heute ordentlich hochgesteckt. Ansonsten sah sie ungefähr so aus wie an dem Tag, als sie den Smoking bestellt hatten.
Sie wartete schon, als er vor ihrem Haus vorfuhr.
„Hi, meine Schöne.“
„Hi“, erwiderte sie fast schüchtern. Der zärtliche Blick in seinen Augen ließ sie erröten. Sie kletterte neben ihn ins Auto, und er zog sie dicht neben sich. Leah machte lieber keine Bemerkung zu seinem selbstgefälligen Lächeln, als sie nicht zurückwich.
Sobald sie die Kirche erreicht hatten, wurde sie völlig von ihrer Arbeit in Anspruch genommen. Es half ihr, dass sie sich einfach konzentrieren musste. Sie besprach sich mit dem Fotografen, dem Organisten und dem Solisten, tauschte ein verschwörerisches Lächeln mit Tammy Griffen und ging ihre Checkliste durch.
Bald war es Zeit für den Probedurchlauf. Leah ging in die Vorhalle und begrüßte Myra Jo und Penn. „Seid ihr so weit?“
Myra Jo sah müde aus, also versicherte Leah ihr, dass alles wie am Schnürchen lief.
„Danke, Leah, ich weiß wirklich zu schätzen, was Sie getan haben“, sagte Myra Jo kleinlaut. „Und ich … Es tut mir so leid, wie schrecklich ich mich beim Barbecue verhalten habe. Ich wollte Ihnen persönlich sagen, wie sehr ich es bedaure.“
Leah strich ihr liebevoll über das Haar und betrachtete besorgt die dunklen Schatten unter Myra Jos Augen. „Machen Sie sich keine Gedanken, meine Liebe. Ich habe es schon längst vergessen. Jetzt gehen Sie einfach zurück und warten mit Ihrem Dad, während ich die anderen anweise. Machen Sie sich nicht die geringsten Sorgen.“
Auf ihr Zeichen begann der Organist, Wagners traditionellen Hochzeitsmarsch zu spielen, und die Brautjungfern kamen feierlich und im Takt mit der Musik den Seitengang herunter.
Will stand nervös neben seiner Tochter und starrte den Mann an, den Myra Jo liebte. Er gestand sich ein, dass er zu streng mit dem Jungen gewesen war, und jetzt bedauerte er sein Verhalten sehr. Insgeheim nahm er sich fest vor, sich bei ihm zu entschuldigen, denn es gab keinen Zweifel, dass Pennington seine Verlobte von ganzem Herzen liebte. Aber sie waren noch so jung und noch nicht von den Schwierigkeiten des Lebens geprüft worden. Würden sie stark genug sein und sich gegenseitig helfen können?
Wills Herz war voller Wehmut, und eine nie gekannte Traurigkeit schnürte ihm die Kehle zu. Wie sehr sein Leben sich nach der Hochzeit doch ändern würde.
Sein Blick ging unwillkürlich zu Leah hinüber, und seine Traurigkeit nahm zu. Wenn die Festlichkeiten vorüber waren, würde auch sie aus seinem Leben verschwinden. Bis zu diesem Augenblick war ihm nicht bewusst gewesen, wie sehr sein Glück davon abhing, ob er sie sah oder nicht. An den Tagen, an denen er gewusst hatte, dass sie erscheinen würde, hatte er sich schon beim Aufwachen jung und sorglos gefühlt. Der Gedanke, sie vielleicht nie wiederzusehen, machte ihm sehr zu schaffen.
Auf der einen Seite wünschte er, Leah wäre nicht so dickköpfig, andererseits aber hatte er sich ja gerade deshalb in sie verliebt, weil sie so war, wie sie war. Er wusste, dass sie nach der Hochzeit beide wieder so mit ihrer Arbeit beschäftigt sein würden, dass sie sich nie wieder begegnen würden. Und er sah keine
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