BACCARA EXKLUSIV Band 47
hatte.
Mit zerknitterter Kleidung und unrasiert kletterte Chad aus dem Pick-up. „Wie ich gehört habe, sucht jemand nach mir.“
Cassie hatte das Gefühl, als hätte ihr jemand den Boden unter den Füßen weggezogen. Chad hätte nicht zu einem schlechteren Zeitpunkt kommen können.
Es wurde eine lärmende Begrüßung. Wayne und Nick schüttelten ihrem Bruder die Hand, dann nahm Chad seine Mutter in den Arm. Er begrüßte Nachbarn und Freunde. Cassie hielt Billy noch fester. Sie fühlte sich wie eine Außenseiterin.
Mehr als zuvor war sie sicher, dass sie richtig gehandelt hatte, als sie Waynes Antrag abgelehnt hatte. Diese Familie basierte auf gemeinsamer Liebe und Zugehörigkeitsgefühl. Sie passte nicht in dieses Bild.
„Das ist die Schwester von Jeanie Morrison“, stellte Wayne sie vor.
„Sicher.“ Chad lächelte sie an. „Die Augen sind die gleichen. Wie geht es Jeanie?“
„Ich denke, wir sollten ins Haus gehen“, schlug Wayne vor.
Er war der letzte Mensch, bei dem sie jetzt Trost suchen wollte, doch er trat neben sie und legte ihr die Hand unter den Ellbogen. Zu viel rief er damit in ihr wach. In der letzten Woche war sie mehrmals in Versuchung geraten, zu ihm zu gehen und ihn zu fragen, ob er sie noch immer heiraten wolle. Der Gedanke, ohne Billy nach Nebraska zurückzukehren, war ihr schrecklich. Alles dort würde sie immer wieder an Billy erinnern.
Wayne schloss die Haustür hinter ihnen.
Chad sank erschöpft in einen Stuhl und warf seinen Hut auf den Couchtisch. „Also, was ist los?“
Margaret saß auf der Kante eines Sessels, und Cassie blieb stehen und schaukelte sanft Billy. Wayne stand neben dem Kamin und hatte den Arm auf den Kaminsims gestützt.
„Cassie hat vor ein paar Monaten ihre Schwester verloren“, begann Wayne.
Chad fuhr sich über sein Stoppelkinn. „Das tut mir leid.“
Cassie hörte es an seiner Stimme, dass er es ehrlich meinte, doch mehr Gefühl klang nicht heraus. Sie schluckte, weil ihr plötzlich ein dicker Kloß in der Kehle saß.
„Das Baby ist Jeanies Kind“, fuhr Wayne fort.
Alles in Cassie spannte sich an, als Chad sie mit offenem Mund ansah.
„Dein Name steht auf der Geburtsurkunde“, erklärte ihm Wayne.
Chad fluchte leise, und Margaret runzelte missbilligend die Stirn.
„Wenn Cassie das Baby nicht haben will, dann werde ich es zu mir nehmen. Das habe ich Jeanie versprochen“, erklärte Chad.
„Dann ist Billy also dein Sohn?“, fragte Wayne.
„Nein.“ Chad schüttelte den Kopf. „Das ist er nicht.“
Cassies Herzschlag dröhnte ihr in den Ohren.
Chad hob die Hand, als Wayne weitersprechen wollte. „Jeanie war mit einem Bullenreiter zusammen, er heißt Lance Martin. Eines Abends hat er sie ziemlich heftig verprügelt, und sie ist aus ihrem gemeinsamen Motelzimmer geflohen. Sie lief mir vor den Wagen, als ich auf dem Weg zu meinem Motelzimmer war.“
Ihre Blicke trafen sich, und Cassie erkannte, dass Chad die Wahrheit sagte.
„Sie hatte Angst vor diesem Schuft und fürchtete, er würde ihr und dem Baby etwas antun. Deshalb war sie vor ihm weggelaufen. Sie wollte nach Hause und versuchen, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Sie sagte, sie würde niemals zulassen, dass er dem Baby etwas antut.“
Chad beugte sich vor und legte die Hände zusammen. „Ich habe ihr Geld gegeben und versprochen, ihr zu helfen, von Lance wegzukommen. Ich dachte, dass ich mit dem schon fertig werden würde, deshalb habe ich zugestimmt, dass sie meinen Namen auf die Geburtsurkunde setzt. Keiner von uns beiden hätte geglaubt, dass das einmal wichtig werden würde …“
Er hielt inne und sah dann Cassie an. „Ich schwöre, ich habe nie mit Ihrer Schwester geschlafen.“
Das Zimmer begann sich um sie zu drehen.
„Wenn Sie auf einem Bluttest bestehen, dann bin ich damit einverstanden.“
Das war nicht nötig, sie glaubte ihm. In seiner Stimme, in seinen Augen hatte völlige Ehrlichkeit gelegen. Die widersprüchlichsten Gefühle quälten sie. Sie hatte sich geirrt, so sehr geirrt.
In ihrem Bestreben nach Gerechtigkeit hatte sie die ganze Familie Hart verletzt, etwas, das sie nie gewollt hatte.
„Cassie?“, hörte sie Waynes Stimme.
Langsam öffnete sie die Augen. Sie sah Margarets Gesicht, aus dem alle Farbe gewichen war, sah, dass sie nach ihrem Stock griff und tief Luft holte. Sie hatte alles verdorben. Indem sie hierhergekommen war, hatte sie die Menschen dieser Familie dazu gebracht, ein Kind zu lieben und zu akzeptieren, das mit
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