BACCARA EXKLUSIV Band 47
wurde er auf seine alten Tage weich. Lieber hätte er sämtliche Hunde von Texas bei sich aufgenommen, als Ryan oder Jenna zu enttäuschen.
„Jenna, nimmst du mich auf den Schoß?“, fragte Ryan. „Betsy hat das immer gemacht, wenn ich müde wurde.“
Sie sah Flint an.
Er nickte. „Wir sind schon auf dem Land, das zur Rocking-M-Ranch gehört. Hier gibt es keinen Verkehr mehr.“
Jenna löste Ryans Gurt und nahm den Jungen in die Arme.
„Ich mag dich sehr, Jenna“, sagte Ryan und schmiegte sich an behaglich an sie. „Du bist so weich.“
Sie warf Flint einen vernichtenden Blick zu, als er leise lachte. „Vorsicht, Cowboy!“ Sie drückte dem bereits schlafenden Jungen einen Kuss aufs Haar. „War Betsy sein Kindermädchen?“
„Betsy war Nicoles Hausmädchen. Eine gute Frau, aber sie hatte nur wenig Zeit für Ryan.“ Er packte das Lenkrad fester. „Nicole hat Ryan in den vier Jahren, die sie ihn hatte, sicher nicht oft in die Arme genommen.“
Jenna betrachtete das hübsche Gesicht des Jungen. „Sie war doch seine Mutter.“
„Du kennst dich auf einer Ranch gut genug aus, um zu wissen, dass nicht jede Mutter ihr Kind auch tatsächlich akzeptiert. Ich habe mehr als einmal erlebt, dass eine Kuh ihr Kalb ablehnt, auch wenn man noch so viele Tricks anwendet.“
„Ja, aber Menschen unterscheiden sich von Rindern.“
„Wenn der Mutterinstinkt fehlt“, erwiderte Flint hart, „kann man nichts machen.“
Das kannte Jenna nur zu gut aus eigener Erfahrung. „Warum hast du dann nicht schon früher …“
„Warum ich nicht vor Nicoles Tod versucht habe, das Sorgerecht für Ryan zu bekommen?“
Sie nickte.
„Vor dem Unfalltod meiner Exfrau wusste ich nicht einmal, dass ich einen Sohn hatte“, erwiderte er bitter und blickte starr vor sich hin.
Jetzt verstand Jenna schon besser, wieso er allen Frauen misstraute. „Wie konnte sie so etwas tun?“
Er lachte hart. „Hättest du sie gekannt, würdest du nicht fragen. Nicole war rachsüchtig. Bei der Scheidung versuchte sie, einen Teil der Ranch zu bekommen. Es gefiel ihr nicht, dass der Richter zu meinen Gunsten entschied. Ihre letzten Worte an mich waren, dass sie mir das eines Tages heimzahlen würde.“
„Deshalb verschwieg sie dir die Schwangerschaft?“
Flint nickte und bog in die lange Zufahrt zum Haus ein. „Einer der Streitpunkte zwischen uns war, dass ich Kinder wollte, sie aber nicht. Dass sie mir Ryan verschwieg, war ihre Rache. Und je länger sie mir meinen Sohn vorenthielt, desto süßer wurde diese Rache.“ Er warf Jenna einen Blick zu, in dem deutlich zu erkennen war, wie tief er von seiner Exfrau verletzt worden war. „Sie hat mich um kostbare Jahre mit Ryan betrogen, Jahre, die ich nie wieder erleben kann.“
Es war Jenna unbegreiflich, wie jemand ein Kind auf so herzlose Weise missbrauchen konnte. Sie streichelte Ryans weiche Wange, während ihr Tränen in die Augen traten, und fühlte sich diesem Jungen verbunden. Ihre eigene Mutter hatte ihre Kinder zwar nicht ignoriert, sie aber nicht genug geliebt, um bei ihnen zu bleiben.
Inzwischen waren sie beim Haupthaus angekommen. Flint hielt an, stieg aus und kam auf die Beifahrerseite, um seinen Sohn an sich zu nehmen. Jenna hielt Ryan jedoch fest, und als Flint ihr in die Augen sah und darin Tränen entdeckte, war er sprachlos.
Er wischte ihr eine Träne von der Wange. Für ihn war es unerträglich, wenn eine Frau weinte. „Was ist denn, Jenna?“
„Ryan wird nie verstehen, wieso seine Mutter ihn so behandelt hat“, sagte sie mit brüchiger Stimme.
„Woher weißt du das, Liebling?“, fragte er und streichelte ihre Wangen.
„Als ich neun war, ging meine Mutter fort. Abends brachte sie mich noch zu Bett, und am Morgen war sie weg.“ Einen Moment konnte sie nicht sprechen. „Jahrelang habe ich mich gefragt, ob ich etwas getan habe, dass sie mich nicht mehr liebte. Ich dachte, sie wäre geblieben, hätte ich mich anders verhalten.“
„Es war nicht deine Schuld.“
Jenna nickte. „Das habe ich mit der Zeit auch begriffen. Meine Mutter rächte sich damit an meinem Vater, weil er ständig von einem Rodeo zum anderen zog und nirgendwo sesshaft wurde.“
Flint half ihr aus dem Wagen und legte ihr den Arm um die Schultern. Schweigend gingen sie zum Haus. Am liebsten hätte er sie in die Arme genommen, um den Schmerz auszulöschen. Als sie jedoch ins Haus gingen, legte sie ihm Ryan in die Arme.
„Was deine Frau dir angetan hat, war erbärmlich, und du hast allen
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