BACCARA EXKLUSIV Band 49
Schüsse. Aber es erklangen nur Stimmen, leiser als zuvor, die von Griffin und die eines anderen Mannes.
Es schien nicht besonders gefährlich zu sein, also ging Delia zur Ecke des Hauses und sah, dass Griffin ruhig mit einem stämmigen, bärtigen Mann redete. Dabei leuchtete er die Büsche mit seiner Taschenlampe ab.
„Was ist passiert?“, erkundigte sich Delia, während sie sich den beiden Männern näherte.
Der Bärtige zuckte zusammen und fluchte. „Wer ist sie?“, fragte er misstrauisch.
„Niemand, wegen dem Sie sich Sorgen machen müssen“, antwortete Griffin. „Sie gehört zum Mitfahrerprogramm.“
„Nie gehört.“ Der Mann verzog das Gesicht.
„Egal.“ Griffin holte eine Karte aus der Tasche und reichte sie dem Mann. „Falls es nötig ist, rufen Sie mich an.“
Delia sagte nichts, bis sie und Griffin wieder im Streifenwagen saßen. „Was ist passiert?“, wollte sie dann wissen. „Warum haben Sie ‚Halt! Polizei!‘ gerufen?“
Griffin gab irgendeinen geheimnisvollen Code in den Computer ein. „Mr. Hutchins ist kurz vor mir gekommen und hat entdeckt, dass jemand den Alarm ausgelöst hat. Also hat er sich umgesehen, und wir haben einander überrascht, das ist alles.“
„Haben Sie die Waffe gezogen?“ Delias Blick fiel auf das Pistolenhalfter an Griffins Hüfte.
Er rollte mit den Augen. „Nein. Aber keine Sorge, falls dies eine typische Samstagnacht sein sollte, werden Sie noch genug Gewalt zu sehen bekommen.“
Delia zuckte zusammen. Seine Bemerkung traf. Sie wollte wirklich etwas erleben. Nicht dass sie sich wünschte, dass jemand verletzt wurde, aber … Oh, zum Teufel, sie würde noch verrückt werden, wenn sie zu sehr darüber nachdachte, warum sie hier war. „Ist eingebrochen worden?“, fuhr sie ruhig fort.
„Anscheinend nicht. Vielleicht hat es jemand versucht, ist aber durch die Alarmanlage abgeschreckt worden.“
Die Stimme des Dienstleiters kam aus dem Funkgerät. Er meldete einen Familienstreit in der Cunningham Street. Griffin nahm das Mikrofon und antwortete.
Delias Herz schlug schneller. „Fahren wir hin?“
„Ja. Und diesmal werden Sie wirklich im Auto bleiben.“
Delia bemühte sich, ruhig zu bleiben. „Sergeant Griffin, wie soll ich etwas über die Arbeit der Polizei lernen, wenn Sie mich nicht zusehen lassen?“
„Ich kann nicht erlauben, dass Sie im Weg stehen und alles durcheinanderbringen.“ Damit war die Sache für ihn erledigt.
Es war nicht schwer festzustellen, wo der Streit im Gange war, als sie die Cunningham Street erreichten. Jeder Bewohner des Blocks schien herausgekommen zu sein, um zuzusehen, wie ein Paar mittleren Alters sich anbrüllte.
„Bleiben Sie im Auto“, wiederholte Griffin, während er ausstieg.
Um Himmels willen, wenn alle diese Leute hier herumstehen konnten, dann konnte sie das auch. Delia mischte sich unter die Menge. „Was ist los?“, fragte sie eine junge Frau neben sich.
„Das Übliche“, antwortete die Frau. „Joe ist betrunken, und Carmen will ihn nicht ins Haus lassen.“
„Geschieht das oft?“
„Ungefähr einmal in der Woche. Sie machen wirklich eine Menge Krach.“
„Verletzen sie sich manchmal auch?“
„Nein, sie machen bloß viel Lärm.“
Delia beobachtete das Schauspiel fasziniert und abgestoßen zugleich. Als Kind hatte sie zahllose Szenen diese Art miterlebt, wenn ihr Vater zu viel getrunken hatte. Sie konnte nicht älter als fünf gewesen sein, aber sie erinnerte sich deutlich daran, wie sie sich an den Rock ihrer Mutter geklammert, geschluchzt und die beiden angefleht hatte aufzuhören.
Griffin versuchte, die beiden dazu zu bringen, ins Haus zu gehen. Er nahm Joe am Ellbogen und wollte ihn zur Vordertür führen, aber Joe zog seinen Arm immer wieder weg.
„Kommen Sie, Mr. Domingo“, drängte Griffin ihn. „Ich will Sie nicht festnehmen, aber ich muss es tun, wenn Sie sich nicht beruhigen.“
Diese Drohung schien Joe etwas einzuschüchtern. Es sah aus, als würde er sich wenig beruhigen, aber das galt nicht für seine Frau.
„Ich will diesen betrunkenen …“ Sie ging zum Spanischen über. „Nicht unter meinem Dach! Er kann meinetwegen in der Gosse schlafen, bei all den anderen stinkenden Besoffenen.“
Delias Spanisch war sehr schlecht, aber falls sie sich nicht täuschte, hatte Carmen ihren Mann gerade einen Ziegenbock genannt. Trotzdem war noch etwas anderes als Ärger in den glänzenden braunen Augen der Frau zu erkennen, Bedauern vielleicht, den Mann, den sie liebte, in
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