BACCARA EXKLUSIV Band 52
verabscheuen, ein Mann, der nur noch seinen Stolz hatte, oder ein Mann, der die Frau, die er liebte, den Geiern zum Fraß vorwarf?
Er sprang auf und stürzte zur Tür.
Lane saß zusammengesunken auf dem Sofa, als plötzlich das Telefon klingelte. Da sie annahm, dass es doch wieder nur einer dieser widerlichen Reporter war, nahm sie nicht ab. Tyler hatte sich in den letzten zwei Tagen nicht gemeldet, warum sollte er jetzt anrufen?
Doch dann hörte sie ihres Bruders Stimme auf dem Anrufbeantworter und nahm schnell den Hörer ab. „Angel, ich könnte dich umbringen!“
„Tut mir leid, Kleines. Ich wollte das alles nicht.“
„Spar dir deine Sprüche. Du hast mein Leben ruiniert.“ Sie schluckte und versuchte die Tränen zu unterdrücken. Wie gern hätte sie sich jetzt an Tylers Schulter gelehnt. „Woher hast du übrigens meine Nummer?“
„Papa hat sie mir gegeben.“
„Dieser Verräter.“
„Nein, ich habe ihn angefleht, sie mir zu nennen. Ich muss dir nämlich unbedingt etwas sagen. Können wir uns irgendwo treffen?“
„Wie denn? Ich werde hier von allen Seiten belagert.“
„Bitte, versuch es. Es ist sehr wichtig.“
Er schien ernsthaft besorgt zu sein. „Wo?“
„In dem kleinen Restaurant an der Abfahrt nach Hardeeville. Weißt du, wo das ist?“
„Allerdings. Ich lebe hier schließlich schon seit zwei Jahren.“
„Okay. Dann sehen wir uns in einer halben Stunde.“
Ein paar Minuten später bahnte Lane sich ihren Weg durch die Reportermeute und drang sogar bis zu ihrem Auto durch. Eine halbe Stunde später betrat sie das kleine Restaurant. Ihr Bruder hatte sich ganz hinten an einen Tisch gesetzt, stand jetzt auf und winkte ihr zu. Er sah gut aus wie immer in seiner Jeans und der ledernen Bomberjacke, ähnlich der, die Tyler normalerweise trug. Für Angel war dieser Aufzug allerdings eher ungewöhnlich, denn meist trug er klassische Anzüge. Er legte auf ein elegantes Äußeres allergrößten Wert. Umso erstaunlicher war, dass er sich offensichtlich nicht rasiert hatte und dass das Haar ihm bereits bis zum Kragen reichte.
Lane blieb vor ihm stehen, unschlüssig, ob sie ihn umarmen oder schlagen sollte.
„Hallo, Kleines.“ Er umarmte sie herzlich.
Lane blieb steif wie ein Stock. Beide setzten sich.
„Was ist los?“, fragte sie auf Italienisch.
Er blickte sich kurz um und beugte sich dann vor. „Seit drei Jahren arbeite ich jetzt mit dem FBI zusammen.“ Er sprach leise und benutzte auch ihre Muttersprache.
„Oh.“
Lane hörte aufmerksam zu, als Angel ihr erzählte, dass das FBI ihn vor drei Jahren angeworben habe. Sie brauchten jemanden, der relativ einfach Zugang zu den wichtigsten Mafia-Organisationen fand und als Undercover-Agent arbeiten konnte.
„Oh, mein Gott!“ Lane ließ sich in den knarrenden Ledersessel zurückfallen und sah den Bruder fassungslos an. Kein Wunder, dass er selbst der Familie gegenüber so verschlossen war. Einerseits war sie stolz auf ihn, weil er ein großes Risiko einging, andererseits war sie wütend, dass sie offensichtlich für dieses Abenteuer den Preis hatte zahlen müssen.
„War dir überhaupt jemals klar, dass deine Agententätigkeit mein Leben zerstört hat? Weil du mich nicht eingeweiht hast, habe ich den Mann verloren, den ich liebe.“
„Dan Jacobs ist eine üble Laus. Um den ist es nicht schade.“
„Es handelt sich doch gar nicht um Dan Jacobs. Selbst wenn es um eine gute Sache geht, du hättest mich und die Familie irgendwie warnen sollen. Jacobs hat mich ausgenutzt, um seiner Story zu bekommen, aber du hast uns alle missbraucht. Das war grausam und unfair. Ich musste die Menschen, die mir wichtig sind, belügen und habe so meine große Liebe verloren.“
„Du bist verliebt?“ Er grinste. „Das ist ja wunderbar. Wie heißt er denn?“
Er hat die Sensibilität eines Fleischerhundes, dachte sie. „Das ist jetzt ganz egal.“ Mit Angel würde sie ganz sicher nicht über Tyler reden.
„Das heißt, du bist immer noch böse auf mich?“
Sie musterte ihn kühl. „Kannst du mir einen Grund nennen, warum ich anders empfinden sollte?“
„Wir haben die schlimmsten Drahtzieher gefasst. Das FBI will mich behalten, und ich habe bereits eine Spezialausbildung begonnen.“
„Ausgerechnet du? Sind die denn nicht ganz bei Trost?“
„Nein, denn ich habe meine Sache ihrer Meinung nach sehr gut gemacht.“ Er spielte gedankenverloren mit der Papierserviette. Dann hob er den Kopf und sah seine Schwester entschlossen an.
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