BACCARA EXKLUSIV Band 61
Freund zu haben. Er kannte sie schon so lange und war in der schlimmen Zeit nach dem Unfall immer für sie da gewesen. Andererseits wollte sie nicht von ihm abhängig sein. Sie mochte ihm zwar ihr Leben anvertrauen, aber tief in ihrem Innern war sie sich nicht sicher, ob sie ihm auch ihr Herz anvertrauen konnte.
Immerhin hatte er ihr schon einmal das Herz gebrochen, und sie durfte nicht zulassen, dass er es noch einmal tat.
Am Freitagmorgen goss es in Strömen, daher verzichtete Alisa auf das Laufen und sah Dylan nicht. An diesem Abend dachte sie häufig an ihn und fragte sich, mit wem er zu dieser Wohltätigkeitsveranstaltung gegangen war. Dylan musste nie ohne weibliche Begleitung irgendwo hingehen. Diese Vorstellung wurmte sie, deshalb versuchte sie, rasch an etwas anderes zu denken. Sie nahm ihren Skizzenblock und vertiefte sich für einige Stunden ins Zeichnen.
Am Samstagmorgen rief Amy sie an und lud sie ein, mit ihr und den Kindern in den Park zu gehen. Als Alisa ankam, brauchte sie nicht lange nach Amy Ausschau zu halten, denn ihr rotes Haar leuchtete schon von Weitem in der Sonne. Sie winkte sie herbei und klopfte auf den freien Platz neben sich auf der Bank. „Schön, dass du gekommen bist“, begrüßte sie Alisa und deutete zum Spielplatz mit den Schaukeln. „Der beste Ort, um alles im Blick zu haben.“
Alisa setzte sich zu der freundlichen, stark gefühlsbetonten Frau. „Nett von dir, mich einzuladen. Hattest du etwas Bestimmtes im Sinn?“
„Einiges“, gestand Amy. „Ich hoffe, nichts von dem, was ich dir neulich erzählt habe, hat das Verhältnis zwischen dir und Dylan getrübt. Manchmal fällt es mir einfach schwer, den Mund zu halten.“
„Ich weiß deine Aufrichtigkeit zu schätzen.“
„Ja, aber manchmal tut die Wahrheit weh.“
Die Wahrheit hat tatsächlich wehgetan, dachte Alisa. Aber sie lebte lieber mit der Wahrheit als mit einer Lüge. „Du bist nicht verantwortlich für das, was zwischen mir und Dylan vorgefallen war.“
„Ich habe zwar keine Ahnung, was das war, aber er ist im Grunde ein guter Mensch“, erklärte sie ernst.
Alisa fühlte sich hin und her gerissen. In letzter Zeit schien sie sich ständig hin und her gerissen zu fühlen. „Vielleicht werde ich das auch noch feststellen.“ Sie hoffte inständig, dass sie recht behielt.
„Nick, du musst dich mit beiden Händen festhalten!“, rief Amy und stand auf. Dabei fiel ihr die Zeitung, die sie mitgebracht hatte, herunter. Alisa hob sie auf und entdeckte zu ihrer Verblüffung in der Gesellschaftskolumne Dylans Foto.
Amy schaute sich nach ihr um. „Oh, hast du das Bild gesehen?“ Sie setzte sich wieder. „Man kann es der Fotografin nicht verübeln. Der Mann sieht im Smoking wirklich klasse aus.“
„Wieso ist er in …“ Alisa verstummte und überflog den Artikel über die Wohltätigkeitsveranstaltung. „Der charismatische Dylan Barrows zeigte sich in der Öffentlichkeit. Zwar war keine reizende Lady an seiner Seite, doch es gab reichlich Freiwillige, die in die Bresche sprangen“, las sie und rümpfte die Nase. „Das ist keine Überraschung. Er zieht die Frauen an wie das Licht die Motten.“
Amy hob die Brauen. „Jetzt, wo du es sagst – ich glaube, er hatte früher tatsächlich zu jedem Anlass eine neue weibliche Begleitung.“
„Allerdings“, bestätigte Alisa und faltete nicht gerade sorgfältig die Zeitung zusammen. Gereizt wegen seines lockeren Umgangs mit Frauen und der Tatsache, dass es ihr nicht gleichgültig war, knickte sie die Zeitung noch einmal.
„Das bedeutet wohl, dass es nie etwas Ernstes mit einer von ihnen gab“, vermutete Amy.
„Anscheinend.“
„Er war nie verlobt oder so etwas, nicht wahr?“
„Meines Wissens nach nicht“, antwortete Alisa nicht gerade freundlich und hoffte, das Thema wechseln zu können.
„Aber du warst mal verlobt, oder?“, fragte Amy herausfordernd und schaute zu den Kindern auf dem Spielplatz. „Mit beiden Händen, Nick! Eins, zwei!“, rief sie dem Jungen zu. Dann wandte sie sich wieder Alisa zu. „Du warst doch verlobt, oder?“, wiederholte sie ihre Frage.
„Ja“, antwortete Alisa. „Er war älter, charakterlich sehr gefestigt, sehr konservativ.“ All das, was Dylan nicht ist, dachte sie.
„Weißt du noch, wieso du ihn nicht geheiratet hast?“
„Ich habe ihn nicht genug geliebt.“ Obwohl sie versucht hatte, ihre Beziehung mit ihrem Verlobten nicht mit der zwischen ihr und Dylan zu vergleichen, hatte sie einfach nicht
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