BACCARA EXKLUSIV Band 61
ist.“
Alisa riss sich von ihm los und verließ wutschnaubend das Haus. Auf dem Heimweg gab sie den Film bei einem Schnellentwickler im Supermarkt ab und beschloss, auf die Bilder zu warten. Unterdessen kaufte sie sich eine Flasche Weißwein, einen Camembert, Baguette und einen Schokoriegel.
Zu Hause angekommen, ging sie in die Küche, nahm ein Weinglas aus dem Schrank und Messer und Teller für den Käse und das Brot. Dann zog sie für für Dylan eine Grimasse, obwohl er sie nicht sehen konnte, und trug ihre Leckereien in ihr Schlafzimmer. Es war das Zimmer, in dem sie sich am behaglichsten fühlte, und sie wollte sich einen richtigen französischen Abend machen.
Sie warf sich aufs Bett, schenkte sich von dem kühlen Wein ein und trank einen großen Schluck. „Köstlich“, sagte sie genüsslich und versuchte, sich einzureden, dass Dylan keine notwendige Zutat war, um das Leben zu genießen. Wenn sie allerdings an sinnliches Vergnügen dachte, ließ ihre störrische Fantasie immer wieder ein Bild von ihm entstehen.
Sie rümpfte die Nase und beschloss, Dylans Fantasiebild durch echte Bilder von Tonto zu ersetzen. Sie öffnete den Umschlag mit den frisch entwickelten Fotos und lächelte beim Anblick des freundlichen Hundewelpen. Das Tier war die reinste Plage, aber eine wundervolle. Wie sein Besitzer?
Alisa lachte leise. Dylan würde sich bedanken, mit einem Hund verglichen zu werden. Sie schaute die Fotos durch und stieß auf eines, das Dylan lachend zeigte. Irgendetwas an ihm zog sie magisch an. Sie betrachtete das Leuchten in seinen Augen, seine weißen Zähne, seine fast klassischen Züge. Zwei Bilder weiter stieß sie auf ein weiteres von ihm, auf dem er nachdenklich und fast ein wenig melancholisch aussah. Diesen Ausdruck hatte sie schon sehr oft auf seinem Gesicht gesehen. Er war ein komplexer Mann. Nicht jeder kannte diese ernste Seite an ihm. Sie schon. Er war einfach faszinierend. Es hatte eine Zeit gegeben, da konnte sie nicht genug über ihn erfahren. Und noch immer war sie neugierig auf ihn.
Wieso?, fragte sie sich frustriert. Sie wusste längst mehr über Dylan als die meisten anderen Leute. Wieso gab es da noch mehr, was sie wissen wollte?
Sie schenkte sich das Glas noch einmal voll und aß von dem Camembert und dem Brot, während sie erneut die Fotos durchsah. Einige Augenblicke später nahm sie ihren Skizzenblock und begann zu zeichnen. Nur war es nicht Tontos Bild, das auf dem Papier entstand, sondern Dylans. Sie wählte eines der Fotos als Vorlage und zeichnete sein Porträt. Anschließend betrachtete sie kritisch ihr Werk und runzelte die Stirn. Es war noch nicht ganz richtig. Es fing sein Wesen nicht ein. Sie erinnerte sich an einen anderen faszinierenden Gesichtsausdruck bei ihm, riss die erste Skizze aus dem Block und ließ sie zu Boden fallen. Dann fing sie noch einmal von vorn an. Stunden später war ihr Block leer und der Fußboden mit Zeichnungen von Dylan übersät.
Dylan begleitete sie weiterhin, wenn sie morgens joggte. Alisa versuchte, ihn mit spitzen Bemerkungen zu brüskieren, schämte sich dann aber jedes Mal hinterher. Vermutlich war das noch etwas, was der Unfall an ihr verändert hatte. Dylan mochte zwar das große Fragezeichen in ihrem Leben sein, das nie beantwortet wurde, trotzdem verdiente er eine solch schlechte Behandlung nicht.
Das Wochenende, an dem sie für Kate und Justin auf deren Kinder aufpassen sollte, kam. Alisa packte ihre Reisetasche und freute sich bereits auf fast vier Tage mit Kinderbüchern, Fingerfarben, Disneyfilmen, Popcorn und Keksen. Schon von Weitem hörte sie Kinderstimmen und den Klang eines Klaviers, als sie auf das Haus zuging. Erwartungsvoll drückte sie den Klingelknopf.
Die dreieinhalbjährigen Zwillinge öffneten die Tür nur einen Spaltbreit und starrten Alisa durch den Schlitz an. „Wir können dich nicht reinlassen“, erklärte Nick.
Jeremy nickte. „Sonst kriegen wir Ärger.“
„Könntet ihr bitte Amy holen?“, sagte Alisa.
„Sie ist sehr beschäftigt“, meinte Nick, und Jeremy nickte.
Alisa seufzte. Als Erstes würde sie mit Amy ihre Autorität klären müssen, sonst würde sie an diesem Wochenende viel Zeit draußen vor der Tür verbringen.
„Was ist mit Justin?“, erkundigte sie sich.
„Er darf jetzt nicht gestört werden, weil er mit Aktien spielt und viel Geld verdient“, antwortete Nick.
„Und Emily?“, fragte sie unsicher.
Die Mienen der Jungen hellten sich auf, und sie schrien aus vollem Hals.
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