BACCARA EXKLUSIV Band 61
Leben.“
„Sie haben viel Mut, Haven.“
„Nein, eigentlich gar nicht. Ich habe nur getan, was für mein Baby und mich getan werden musste. Und jetzt erzählen Sie mir, dass Brian ein Verräter war. Ich …“ Sie brach hilflos ab.
Jetzt, dachte Carl und fühlte, dass ihm der Schweiß den Rücken hinunterrann. Jetzt musst du es ihr sagen. Du darfst es nicht länger hinausschieben.
„Haven …“, ihm versagte fast die Stimme, „da ist noch etwas, das Sie wissen müssen.“ Er stand auf.
„Ja?“ Sie blickte ihn fragend an.
„Ich habe Brian Larson erschossen.“
Sie wurde schneeweiß, und sein Herz hämmerte so hart gegen die Brust, dass es fast schmerzte. Sie öffnete den Mund, als ob sie etwas erwidern wollte, schüttelte dann aber nur wortlos den Kopf.
Völlig verwirrt starrte sie ihn an, als sei er ein Fremder, der ihr noch nie begegnet war. Dann verschränkte sie die Arme vor der Brust, richtete sich kerzengerade auf und sah mit abwesendem Blick in den leeren Kamin.
Er versuchte verzweifelt, des Tumults der Gefühle, die in ihm tobten, Herr zu werden. Er fühlte sich so hilflos wie noch nie in seinem Leben. Zum ersten Mal würden ihm weder seine Körperkraft noch sein analytischer Verstand einen Ausweg bieten. Ihm war, als habe man ihm jegliche Verteidigungsmöglichkeit genommen. Er war verletzlich und besaß nichts mehr, womit er sich hätte schützen können.
Haven würde nun gleich das Urteil über ihn sprechen, würde ihn für seine Handlungen verdammen und ihn einen Mörder nennen.
Sie würde ihn aus ihrer Welt wieder ausschließen. Nur für einen kurzen Moment hatte er die Wärme und Sonne spüren dürfen, die sie und Paige umgaben. Jetzt würde er zurück in die kalte Dunkelheit gestoßen werden. Er würde wieder allein sein. Er biss die Zähne zusammen und empfand die Stille im Raum wie ein bedrohliches Gewicht.
Haven hob langsam den Blick und sah zu Carl. Sie schaute ihm direkt in die Augen.
„Wenn Sie Brian getötet haben, dann muss er versucht haben, Sie umzubringen. Sie haben sich gegen einen Verräter verteidigt, gegen einen Feind, der bereit war, über Leichen zu gehen. Ihr Leben oder seins. So war es doch, nicht wahr, Carl?“
Carl lauschte wie auf einen fernen Ton und kniff die Augen zusammen, weil er nicht wusste, ob seine Sinne ihm nicht einen Streich spielten. Hatte sie wirklich etwas gesagt – oder hatte ihm sein Verstand die Worte nur vorgegaukelt? Worte, nach denen er sich mit jeder Faser seines Herzens sehnte.
„Carl“, sagte sie eine Spur lauter, „ich habe doch recht, oder?“
„Ja.“ Er sah sie ernst an. „Genau so war es.“
Sie nickte. „Und Sie quälen sich immer noch damit herum. Sie haben entsetzliche Schuldgefühle, weil Sie Ihren besten Freund getötet haben, einen Mann, der Ihnen seit ihrer gemeinsamen Kindheit wie ein Bruder war.“
„Ja“, antwortete er. „Und wenn ich früher darauf geachtet hätte, was Brian tat und mit wem er verkehrte, dann hätte ich ihn vielleicht davon abbringen können, bevor … Im Nachhinein habe ich erkannt, dass es Hinweise gab, welchen Weg er eingeschlagen hatte. Aber als wir uns gegenüberstanden, war es für eine Umkehr zu spät. Ich habe ihn umgebracht. Ich habe die Pistole gezogen und ihn erschossen. Dann habe ich meinen Dienst quittiert und bin fortgegangen. Ich konnte diese Arbeit nicht mehr ausüben. Jetzt habe ich nur deshalb eingewilligt zu helfen, weil Sie und Paige in diese schmutzige Geschichte verwickelt sind, die Brians Vermächtnis ist.“
Er seufzte tief, und als er dann fortfuhr, war seine Stimme heiser. „Ich werde Sie und Paige beschützen, Haven. Und dieses Mal werde ich das Versprechen halten, das ich einer Frau und ihrem Kind gebe. Wenn alles vorbei ist, werde ich aus Ihrem Leben verschwinden, und Sie müssen den Mann nicht mehr sehen, der Ihren Mann und den Vater Ihrer Tochter umgebracht hat. Aber bis dahin müssen Sie mir versprechen, dass Sie genau das tun, was ich Ihnen sage.“
Haven stand auf. Ihr Blick war unverwandt und fest auf seine Augen gerichtet. „Nein“, erklärte sie bestimmt.
„Verdammt noch mal!“ Carl fuhr sich aufgebracht durchs Haar. „Aber Sie müssen doch verstehen, dass …“
„Nein, Carl, jetzt müssen Sie erst einmal etwas verstehen. Und hören Sie mir genau zu. Sie haben Brian getötet, bevor er Sie getötet hätte, und ich bin sehr froh darüber. Es ist Zeit, dass Sie die Vergangenheit ruhen lassen. Lassen Sie es gut sein, Carl, und konzentrieren Sie
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