BACCARA EXKLUSIV Band 61
einer jungen Frau.
Carl legte die Arme auf die oberste Zaunlatte und versuchte nicht, sein Lächeln zu unterdrücken. Er gestand es sich zu, dass er glücklich war. Zumindest jetzt im Augenblick war er das.
Haven saß in einem bequemen Sattel auf dem breiten Rücken einer geduldigen Stute, die von José ganz langsam an einer langen Leine im Kreis geführt wurde.
„Perdi, Perdi“, rief Paige und klatschte in die Hände. „Hüh, hüh!“ Sie saß sicher zwischen den Armen ihrer Mutter, die den Zaum lose in den Händen hielt.
Haven musste lachen. „Nun mal langsam, mein Herz. Wir sind schnell genug. Du musst das Pferd nicht so anspornen.“
Er lachte auch. „Paige ist ja die geborene Reiterin! Sie kann bald an einem Rennen teilnehmen.“
„Nicht, wenn ich da ein Wörtchen mitzureden habe.“ Haven lächelte ihm zu. „Ich glaube, sie merkt gar nicht, wie weit es von hier oben bis zum Boden ist.“
Als José das Pferd wieder an ihm vorbeiführte, schwand Carls Lächeln langsam. Er dachte an die Ereignisse des Morgens, an den Wagen, der sie verfolgt hatte, und ein besorgter Ausdruck trat in sein Gesicht.
Bald würde er Haven darüber aufklären müssen, was geschehen war und was ihr zustoßen könnte, weil sie vor ein paar Jahren einen Mann namens Brian Larson kennengelernt hatte.
Ein Mann, den sie dann geheiratet und von dem sie ein Kind hatte.
Ein Mann, der mittlerweile tot war.
Ein Mann, den er, Carl Shannon, getötet hatte.
Carl stieß einen unterdrückten Seufzer aus. Er runzelte die Stirn.
Zugegeben, Haven hatte Brian Larson anscheinend nicht geliebt und nicht einmal schöne Erinnerungen an ihn. Aber Brian hatte ihr gegeben, was jetzt ihr ganzes Glück, ihr Lebensinhalt war: ihre Tochter. Paige schaffte eine Verbindung zu Brian, die immer bestehen würde.
Was würde Haven empfinden, wie würde sie reagieren, wenn er ihr sagte, dass Brian nicht bei einem Jagdunfall umgekommen war, sondern dass er ihren Mann erschossen habe?
Verflucht noch mal, Shannon, fuhr er sich in Gedanken selbst an, es ist doch ganz gleichgültig, was sie dabei empfindet. Es kam darauf an, herauszufinden, welche Rolle sie in Brians Spiel gespielt hatte, ob sie schuldig oder unschuldig war.
Selbstverständlich musste er ihr auch begreifbar machen, in welcher Gefahr sie sich befand und dass sie seinen Anordnungen bedingungslos Folge zu leisten hatte. Ob schuldig oder unschuldig, sie durfte auf keinen Fall in die Hände eines feindlichen Geheimdienstes fallen. Darauf kam es vor allem an.
Und dennoch …
Zum Teufel, er konnte sich noch tagelang vorhalten, was er tun und was er vermeiden sollte, es würde nichts nützen. Es blieb eine Tatsache, dass es ihm sogar sehr wichtig war, was Haven Larson von ihm als Mensch und als Mann dachte.
Und warum? Er wusste es nicht. Diese Frau hatte ihn vollkommen verwirrt, aus dem Gleichgewicht gebracht und verunsichert. Sie war eine gefährliche Waffe in einer zarten weiblichen Verpackung.
Sie führte ihn auf einen Weg, den er nach Kräften meiden sollte, und er folgte ihr wie ein gehorsames Hündchen. Der Weg war hell und sonnendurchflutet, und Havens und Paiges unbeschwertes Lachen begleitete ihn.
Es würde verdammt schwierig sein, diesen Tag zu vergessen. Er würde Mutter und Tochter immer wieder vor sich sehen, wie sie mit ihm zu Mittag gegessen hatten, während Lupe um sie herumschwirrte und dabei von einem Ohr zum anderen lächelte. Er würde nie vergessen, wie Paige ein junges Kätzchen in ihren kleinen Händen hielt und vorsichtig zwischen die Ohren küsste.
Und immer wieder würde er Haven vor sich sehen, am Tisch, auf dem Pferd, im Auto. Haven … oh, Haven …
Er versuchte, die Erinnerungen abzuschütteln. „Haven“, sagte er etwas unwirsch, „sagten Sie nicht, dass Paige um diese Zeit normalerweise ihren Nachmittagsschlaf hält?“
Haven drehte sich im Sattel um und sah ihn erstaunt an. „Ja, ich glaube, sie ist so weit. Es ist zwar ein bisschen später als sonst, aber sie hat ja vorhin im Auto geschlafen. Doch jetzt wird sie sicher ohne großen Protest einschlafen.“
Carl zog den Stetson tiefer in die Stirn, sodass sein Gesicht im Schatten lag. „José, helfen Sie den beiden vom Pferd. Haven, Sie bringen Paige dann am besten ins Bett. Ich sehe Sie danach in meinem Büro.“
Er wandte sich um und ging zum Haus.
„Jawohl, Sir.“ Haven sah ihm mit gerunzelter Stirn nach. Wenn dieser arrogante Mann nur nicht einen so sexy Gang hätte!
Sie blickte zu José. „Er
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