BACCARA EXKLUSIV Band 61
Dank.“
Haven war sicher ohne den geringsten Zweifel, dass sie Carl mit ihrem Dank auch ihre Liebe gestand. In all den Schrecken der letzten Tage, in den harten Stunden, als ihr klar geworden war, in welche Gefahr Brian sie durch seinen Verrat gebracht hatte, selbst in den Augenblicken entsetzlicher Furcht war ihr immer bewusst gewesen, dass es gar nicht so fern auch eine Welt der Wärme und des Lichts gab, die sich allmählich ausbreitete. In ihrer Vorstellung stand sie selbst in diesem hellen Kreis, von Sonnenlicht überflutet. Sie hatte ein sanftes Lächeln auf dem Gesicht, weil sie etwas sehr Kostbares besaß. Die heitere Gelassenheit einer Frau, die wusste, dass sie liebte.
Am Rande dieses Kreises stand Carl. Er war nah, doch nicht bei ihr. Er stand im Schatten. Sie breitete die Arme aus, weil sie wollte, dass er zu ihr kam. Dass die Wärme ihrer Liebe ihn zu ihr in den hellen Kreis zog.
Aber er bewegte sich nicht. Er trat keinen Schritt vor. Er zeigte ihr mit keiner Andeutung, dass auch er sie liebte.
Ein kalter Schauer durchlief sie, und etwas Eisiges schien ihr Herz zu berühren. Sie fühlte sich auf einmal schrecklich einsam und allein, und tiefe Traurigkeit erfasste sie.
„Haven …“ Carl stellte Paige auf den Boden, und Paige wackelte mit ihrer Puppe Susie in der Hand vergnügt los. „Wenn diese Sache erst einmal vorbei ist, kann ich sicher dafür sorgen, dass man dir den Schaden ersetzt, der dir hier entstanden ist.“
Haven sah sich langsam um. Sie brauchte einen Moment, um in die Wirklichkeit zurückzufinden. Dann blieb ihr Blick an dem schwarzen Isolierband hängen, das auch die Sofapolster zusammenhielt.
„Ach so …“, sie blickte wieder zu Carl, „daran habe ich noch gar nicht gedacht. Aber es ist ja nicht die Schuld der Regierung, dass ich Brian geheiratet habe. Das hier …“, sie machte eine weit ausholende Armbewegung, „das hier ist letzten Endes der Preis, den ich für meine eigene Entscheidung zu zahlen habe.“
„Nein, so darfst du das nicht sehen“, erklärte Carl bestimmt. „Und noch etwas. Du wirst regelmäßig Geld bekommen. Geld, das dir als Brians Witwe zusteht.“
Haven schüttelte heftig den Kopf. „Nein, Carl. Dieses Geld könnte ich nie annehmen. Es ist etwas anderes, die Möbel und sonstigen Dinge, die hier zerstört wurden, ersetzt zu bekommen. In diesem Fall würde ich Geld wohl nicht zurückweisen. Es ist schließlich auch Paiges Zuhause, und ich möchte nicht, dass sie täglich daran erinnert wird, was sich hier zugetragen hat. Aber Geld als Brians Witwe? Das möchte ich ganz bestimmt nicht.“
„Es gehört aber nach dem Gesetz dir.“
„Moralisch wäre es aber ein Unrecht, wenn ich es nähme.“
Carl hatte schon den Mund geöffnet, um ihr zu widersprechen, schloss ihn dann aber rasch, als er merkte, dass aus seiner Entgegnung nur Wut sprechen würde. Er starrte einen langen Augenblick an die Decke und atmete ein paarmal tief durch, um seine Fassung zurückzugewinnen.
Als er Haven dann wieder anblickte, fiel ihm ihr veränderter Gesichtsausdruck auf. Er hob beschwichtigend die Hand.
„Mein Schatz“, sagte er und musste plötzlich lachen, „du siehst aus, als ob du gleich platzt.“
„Lach mich nicht aus, Carl Shannon.“
„Natürlich nicht“, erwiderte Carl schnell, aber er grinste dabei über das ganze Gesicht. „Selbst ein halsstarriger, unverbesserlicher Cowboy wie ich weiß, wann er klugerweise nachgibt.“ Er wurde wieder ernst. „Wir müssen ja nicht gerade jetzt über deine Witwenrente sprechen. Du hast schon genug um die Ohren.“
„Ja, da hast du recht.“ Haven seufzte.
„Richtig so. Wenn du dich häufiger daran erinnern würdest, dass ich seltener unrecht als recht habe, könntest du dir damit eine Menge Kummer ersparen.“
„Meine Güte“, murmelte Haven und verdrehte in gespielter Entrüstung die Augen, „eingebildet bist du wohl gar nicht.“
Er war es, und auch das liebte sie an ihm. Und wie er sie „mein Schatz“ genannt hatte, mit dieser rauen Stimme, die so sexy war … Ihr war wieder ganz heiß geworden. Und wenn sie an seinen Gang dachte, wie er sich lässig in den Hüften wiegte … Und dann seine Augen. Diese dunklen Augen. Sein glühender Blick, wenn er sie in die Arme nahm und die Ekstase …
Schluss, Haven, schalt sie sich selber. Es ist Zeit, dass du den Tatsachen nüchtern ins Gesicht siehst.
Ja, sie liebte Carl Shannon. Zum ersten Mal in ihrem Leben liebte sie einen Mann, liebte ihn vollkommen,
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