BACCARA EXKLUSIV Band 61
fuhr herum und stürmte zur Tür.
„Carl, warte!“ MacIntosh sprang auf. „Wer ist es? Wer bedroht Haven und ihr Kind?“
Carl riss die Tür auf und sah dann noch einmal kurz über die Schulter zu MacIntosh zurück. In seinem Blick lagen Schmerz und Wut.
„Marian Smith“, sagte er leise und drohend.
13. KAPITEL
Haven schloss die Augen und atmete langsam und tief ein und aus. Sie musste sich unbedingt wieder in die Gewalt bekommen. Ein Schrei des Entsetzens und der Angst saß ihr in der Kehle. Doch wenn es ihr nicht gelang, ihn zu unterdrücken, war alles zu spät. Sie durfte jetzt nicht die Fassung verlieren.
Denn wenn sie der Furcht nachgab, die sie nahezu lähmte, würde sie endgültig und vollkommen hilflos den Menschen ausgeliefert sein, die sie und Paige so gnadenlos gefangen hielten.
Sie öffnete die Augen und sah sich erneut und unauffällig in dem kleinen, kahlen Raum um. Er maß etwa drei mal drei Meter. Ein winziges Fenster, hoch oben an einer der Wände, ließ ein bisschen Sonne herein, aber diese wenigen Strahlen reichten nicht aus, um durch die kühle Feuchtigkeit zu dringen und Wärme zu spenden.
Marian Smith saß kerzengerade auf einem Holzstuhl an der Wand und summte leise vor sich hin, während sie unablässig strickte. Hin und wieder zog sie den Faden aus einem weichen Beutel heraus. In diesem Beutel befand sich auch die Pistole, die sie auf sie gerichtet hatte, sobald sie in ihrer Küche zu Ende gegessen hatten.
Sie selbst saß auf einem Feldbett an der gegenüberliegenden Wand. Neben ihr, auf einer Decke, lag Paige und schlief friedlich. Eine zweite Decke war über sie gebreitet.
Das einzige Geräusch waren das Klicken der Stricknadeln und Marians unmusikalisches Summen einer Melodie, die sie, Haven, nicht kannte. Es war zum Verrücktwerden!
Schließlich straffte sie die Schultern und blickte entschlossen nach vorn. „Marian“, begann sie mit Nachdruck.
„Ich habe dir doch gesagt, dass du still sein sollst“, unterbrach Marian sie sofort. Sie sprach so ruhig und normal wie immer, sah dabei aber nicht hoch, sondern fuhr fort zu stricken. „Du musst wirklich tun, was ich dir sage, meine Liebe.“
„Das Recht zu wissen, was du mit uns vorhast, musst du mir schon zugestehen. Himmel, Marian, du hast so viele Monate auf Paige aufgepasst, hast miterlebt, wie sie größer wurde, wie sie ihre ersten Schritte gemacht hat, wie sie die ersten Worte gesagt hat. Hast du denn überhaupt keine Gefühle für sie?“
„Doch, natürlich“, erwiderte Marian und konzentrierte sich weiterhin auf ihr Strickzeug. „Natürlich finde ich sie entzückend. Sie ist ein sehr liebes Kind, aber mein Auftrag geht vor. Ich habe eine Mission zu erfüllen, die mir immer wichtiger ist als alles andere. Außerdem werde ich froh sein, wenn ich den schäbigen Bungalow wieder verlassen kann, in dem ich deinetwegen leben musste. Ich bin wirklich Besseres gewöhnt. Aber jetzt ist mein Auftrag ja beinahe abgeschlossen. Das wird auch Zeit, ich kann es kaum noch erwarten.“
„Was willst du von mir, Marian? Warum tust du das hier?“
Zum ersten Mal blickte Marian hoch und ließ das Strickzeug ruhen. „Aber Haven, mach mir doch nichts vor. Wir wussten nicht, ob du die Liste hast, die Brian uns liefern sollte, bis Carl Shannon bei dir auftauchte. Wir kennen ihn, und als er auf der Bildfläche erschien, gab es keinen Zweifel mehr. immerhin vermutete auch er die Liste bei dir. Er ist zwar ein gefährlicher Gegner, aber wir können mit ihm fertig werden.“
„Aber ich habe doch gar keine Liste“, rief Haven verzweifelt.
„Sei leise, oder ich muss dafür sorgen, dass du überhaupt nichts mehr sagst. Es kann dich zwar niemand hören außer den Küchengeräten, die hier in den Hallen gelagert sind, aber dein Schreien würde mir schrecklich auf die Nerven gehen.“
„Was wirst du mit Paige und mir machen?“ Haven bemühte sich, ruhig zu sprechen.
„Aber, meine Liebe, das hängt doch nicht von mir ab.“
„Von wem dann?“
„Das ist ganz einfach.“ Marian nahm ihr Strickzeug wieder auf und strickte weiter. „Mein Kollege Gerald, den du auch bald kennenlernen wirst, macht gerade den Anruf, von dem dein Schicksal abhängt.“
„Was für ein Anruf?“
„Er wird deinem Liebhaber, dem ach-so-gut-aussehenden Carl Shannon mitteilen, dass er uns die Liste wird übergeben müssen, wenn ihm euer Leben lieb ist.“
Carl stand in Havens Wohnzimmer und starrte auf Paiges Stoffpuppe Susie, die er in der Hand
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