BACCARA EXKLUSIV Band 61
hielt.
„Es tut mir wirklich leid, Carl“, sagte der Mann, der neben ihm stand. „Aber ich sah, wie du Marian Smith hier hereingelassen hast und nahm natürlich an, dass sie sauber ist. Und als Haven und Paige dann mit ihr das Haus verließen, bin ich ganz selbstverständlich davon ausgegangen, dass du davon weißt.“
Carl wandte sich zu dem Mann. Er war Anfang dreißig, über einen Meter achtzig groß und hatte eine Statur wie ein Bodybuilder. Sein Haar war blond, von der Sonne gebleicht und reichte ihm fast bis auf die Schultern. Aus dem gebräunten Gesicht leuchteten strahlend blaue Augen. In seinen Jeans und dem verblichenen grünen T-Shirt sah er wie ein Surfer aus.
Aber Carl wusste, dass Tux Bishop einer der besten Agenten überhaupt war. Tux war nicht nur körperlich ungewöhnlich stark, er hatte auch außerordentliche psychische Kräfte, die er immer wieder in intensiven Meditationen regenerierte.
„Es ist allein meine Schuld.“ Carl sah wieder auf die Puppe. „Verdammt, ich habe hier wirklich Mist gebaut. Unglaublichen Mist. Ich habe Haven versprochen, dass ich sie beschützen würde, dass ihr und Paige nichts geschieht. Sie sind unschuldige Opfer, sie …“ Er brach ab und schüttelte den Kopf.
Tux sah die Wut und den Schmerz in seinen Augen und hörte ebenso an seiner Stimme, wie sehr Carl sich quälte.
„Wenn ihnen irgendetwas passiert, dann …“
„Nun mal langsam, Shannon.“ Tux grinste breit und wirkte dadurch noch jünger. „Wir zwei sind doch ein fantastisches Duo, unschlagbar, wenn wir zusammenarbeiten. Wir werden bestimmt ganz bald von den Leuten hören, die Haven und Paige gefangen halten. Und dann, mein Freund, dann werden du und ich hingehen und deine Freundin und dein Kind befreien. Da gibt es gar keinen Zweifel.“
Bevor Carl antworten konnte, klingelte das Telefon. Er und Tux starrten auf den Apparat und blickten sich dann wortlos an. Carl griff nach dem Hörer.
„Carl Shannon.“
„Guten Tag, Mr. Shannon“, sagte eine ölige Stimme. „Ich darf annehmen, dass es Ihnen gutgeht?“
„Reden Sie keinen Blödsinn“, zischte Carl, und seine Kiefermuskeln zuckten. „Was sind die Bedingungen?“
Während er dann aufmerksam zuhörte, umfasste er den Hörer so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. In der anderen Hand hielt er immer noch die Stoffpuppe.
„Verstanden“, sagte er schließlich. „Aber eins sollten Sie wissen. Wenn Haven Larson oder dem Kind irgendetwas geschieht, dann dürfen Sie Ihr Testament machen. Wo immer Sie sich auch verstecken werden, ich finde Sie.“
Nach diesen Worten knallte er den Hörer auf die Gabel und drehte sich zu Tux um.
„Sie wollen die Liste. Sie halten Haven und Paige in der Lagerhalle 8 an der Warehouse Row gefangen. Ich soll ihnen die Liste allein bringen, und sie wollen dafür Haven und Paige freilassen.“
„Wann?“
„Um Mitternacht.“
„Sehr schön. Wir werden uns die Baupläne des Lagerhauses besorgen und einen Plan machen.“
„Tux …“
„Los, Carl. Wir haben eine Verabredung mit zwei bildhübschen Blondinen. Übrigens quetschst du die Puppe so, dass gleich die Füllung herauskommt.“
Carl sah erstaunt auf seine Hand hinunter. Es war ihm gar nicht bewusst gewesen, dass er die Puppe immer noch fest umklammert hielt.
„Das ist Paiges Lieblingspuppe, und sie vermisst sie sicher schon. Ich werde Haven und Paige befreien, Tux. Koste es, was es wolle. Ich bringe sie wieder nach Hause.“
Es war kurz vor Mitternacht. Carl und Tux standen hinter der Lagerhalle 7 und blickten prüfend zu Lagerhaus 8, das etwa fünfzehn Meter entfernt war.
„Fertig, Tux?“
„Ja, Carl.“
„Dann los.“
Tux verschwand in der Dunkelheit, und Carl zog eine leichte Windjacke über, die seinen Schulterhalfter mit der 9mm Beretta Halbautomatik verbarg.
Nach einem kurzen Blick auf seine Uhr wartete er, bis Tux an dem abgesprochenen Standort angekommen war. Dabei ließ er Lagerhaus 8 nicht aus den Augen.
Dort befindet sich Haven. Er sagte es sich wieder und wieder. Haven und Paige warteten auf ihn. Sie warteten darauf, dass er sie befreite und sicher nach Hause brachte.
Alles, was in seinem Leben wichtig war, war dort in dieser Lagerhalle.
Er strich sich mit beiden Händen über das Gesicht, atmete tief ein und langsam wieder aus.
Er wusste, dass er sich auf seine Fähigkeiten als eiskalter Agent, die er bis zur Perfektion ausgebildet hatte, erst dann ganz verlassen konnte, wenn er sich innerlich von den Emotionen
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