BACCARA EXKLUSIV, BAND 64
sie unter dem Schlafsack angehäuft hatte, um das Lager weicher zu machen. Und er hatte schöne Hände, starke, kräftige Männerhände mit langen Fingern.
„Jazzy?“, murmelte er.
„Hmm?“
„Was ist los? Eingeschlafen?“
Verträumt, vielleicht, aber bestimmt nicht eingeschlafen. Jasmine spannte die Armmuskeln und presste die Handballen in Lyons Muskeln, um sie dann wieder mit den Daumen zu kneten.
Lyon stöhnte, seufzte, stöhnte wieder, und die ganze Zeit hielt er die Augen geschlossen. Gnade! Vielleicht war das mit der Massage doch keine so gute Idee gewesen.
Als die Sonne hinter den Baumwipfeln verschwand, rollte Jasmine die Plane zusammen und behauptete, sie könne ebenso gut mit dieser unter freiem Himmel schlafen und ihm den daunengefüllten Schlafsack und das Zelt überlassen.
Lyon ließ sich auf keinen Streit ein, sondern wechselte einfach das Thema, indem er sie bat, ein Feuer zu machen für das Abendessen.
„Gern, aber ich muss Sie warnen. Das einzige Mal, dass ich ein Feuer gemacht habe, war in einem Kamin. Ich war zwölf und wollte meine Mutter mit gegrillten Würstchen überraschen. Aber daraus wurde nichts. Stattdessen überraschte ich sie mit einem total verräucherten Haus. Und die Farbe an der Kamineinfassung hatte Blasen geworfen. Meine Mutter verdonnerte mich dazu, alles abzuschaben und frisch zu streichen. Einen Maler konnten wir uns nicht leisten.“
„Ich wette, dabei haben Sie Ihre Mutter aufs Neue überrascht.“
„Na ja, es waren ein paar Farbflecke auf dem Boden. Ich hatte vergessen, Zeitungen auszulegen.“
Sie lächelte, und er lächelte zurück. Es war einer dieser seltenen Augenblicke vollkommenen Verständnisses.
„Machen Sie sich wegen meines Fußbodens keine Sorgen, solange Sie nicht den Wald anzünden“, sagte er gelassen. „Nehmen Sie eine Handvoll trockener Blätter und Äste und holen Sie sich die drei kleinsten Hölzer vom Stapel. Ich erkläre Ihnen dann, was Sie tun müssen.“
Lyon saß inzwischen wieder auf seinem Baumstumpf. Insgeheim nannte Jasmine ihn schon den Thron. Er regierte von dort aus über sein Camp wie ein Monarch.
Sie hätte gern geglaubt, dass sie ihm mit der Massage etwas Gutes getan hatte. Aber falls er sich besser fühlte, so zeigte er es jedenfalls nicht. Er ließ sich niemals etwas anmerken, es sei denn, es war unvermeidlich. Sie wusste mehr über den Portier in dem Haus, in dem sie wohnte, als über den Mann, mit dem sie bereits drei Nächte verbracht hatte.
Nach drei Versuchen flackerte dann tatsächlich ein kleines Feuer, und zufrieden betrachtete sie das Ergebnis ihrer Anstrengungen, bis Lyon vorschlug, sie solle eine Dose Chili öffnen und über dem Feuer warm machen.
„Ich frage mich, ob ich als Pfadfinderin nicht zu alt bin“, scherzte sie, während sie in seinem Vorrat an Konservendosen herumsuchte.
Als er nichts erwiderte, blickte sie über die Schulter und bemerkte, dass er auf ihren Po starrte.
Möglichst unbefangen meinte sie: „Es wird kalt. Man merkt, dass die Sonne untergegangen ist.“
„Es ist Februar. Lassen Sie uns hoffen, dass es nicht regnet.“
„Oh, nein. Nur das nicht! Jedenfalls ist keine Wolke am Himmel zu sehen.“
Das Chili schmeckte warm zwar besser als kalt, aber sie hatte allmählich genug von dem Zeug, doch die Auswahl war nun mal nicht allzu groß. Also hatten sie wieder einmal Chili und pappige Kräcker; er auf seinem Baumstumpf, sie im Schneidersitz auf dem Schlafsack; und sie redeten über dies und das. Meistens redete sie, und er brummte ab und zu eine Erwiderung. Gesellig war dieser Mann nicht gerade, aber er taute immerhin genug auf, um ihr den Namen des einen oder anderen Baumes und ein paar geographische Namen zu verraten, die er auf der Landkarte dieser Gegend gesehen hatte.
„Alligatorfluss klingt ja nicht gerade einladend“, meinte sie. „Und wie heißt wohl dieser Platz hier? Wenn er offiziell keinen Namen hat, schlage ich vor, wir nennen ihn ‚Oase‘. Es gab mal einen Film, in dem ich fast eine Rolle bekommen hätte, der hieß so. Es ging dabei um zwei verfeindete Stämme, die sich um eine Wasserstelle stritten, und um eine schöne junge Frau.“
Er nickte nur stumm, sah sich wohl nicht oft Filme an.
„Oder wie wäre es mit ‚Touristenparadies‘?“
Da verriet er ihr, dass er eigentlich kein Tourist sei, da dieses Stück Land ihm gehöre. Jedenfalls hatte er als offizieller Erbe einen Anspruch darauf.
Sie betrachtete ihre Umgebung nun mit anderen Augen. Im
Weitere Kostenlose Bücher