BACCARA EXKLUSIV, BAND 64
wollte?“ Ihr war etwas eingefallen: Eine alte Hütte der Naturschutzbehörde. „Tom kennt diese Hütte. Sie wird nicht mehr benutzt. Vielleicht wollen sie dort Schutz suchen.“
„Sind Sie sicher, dass die Hütte in dieser Gegend liegt?“, fragte der Leiter des Suchtrupps.
„Ich war zuletzt als Kind dort und weiß nur, dass sie etwa eine halbe Stunde zu Pferd auf der anderen Seite der Furt liegt, in einem Pinienwäldchen.“
„Vielleicht steht sie nicht einmal mehr“, gab Ellie zu bedenken.
„Es ist einen Versuch wert“,sagte einer der Männer. „Wie tief ist die Furt normalerweise?“
„Knapp einen halben Meter, aber jetzt …“
Ethan vermutete, dass sich die ganze Landschaft durch den Sturm verändert hatte. Den Radiomeldungen nach war es die allerschlimmste Überschwemmung in dieser Gegend seit fünfzig Jahren.
Ein Rettungshubschrauber aus der Stadt war bereits alarmiert. Sobald es hell war, würde er zum oberen Teil der Schlucht fliegen. Ein Trupp würde von dort in das Pinienwäldchen hinunterklettern, in dem sich die Jäger hoffentlich aufhielten. Ein weiterer Trupp würde zur Furt fahren – falls das möglich war – und eine Flussüberquerung versuchen, um sich von dort aus zur Hütte durchzuschlagen. Als sich die Männer auf den Weg machten, vereinbarten sie, über Funk in Verbindung zu bleiben.
Von der Veranda aus besahen sich Ethan und Lucy schockiert das Gelände vor dem Haus. Das normalerweise beschauliche Flüsschen Rakaia hatte sich in einen riesigen, flachen See verwandelt, der bis an die Stallungen heranreichte.
„Wie gut, dass du daran gedacht hast, die Pferde in Sicherheit zu bringen.“
„Wir sollten sie füttern. Anschließend rufe ich unseren Nachbarn an, der sich um die meisten unserer Rinder kümmert. Ich hoffe, er weiß, wo sie sind.“
Den Nachrichten nach waren viele der tiefer gelegenen Farmen des Bezirks überflutet worden, und nicht nur die Weiden. Summerhill hatte Glück, denn das Haus lag auf einer Anhöhe. Ihr Telefon funktionierte noch, und sie hatten noch Strom.
Bei ihrem Anruf erfuhr Lucy, dass ihr Nachbar sich bereits um das meiste Vieh auf seinem und ihrem Land gekümmert hatte. „Nur eine Gruppe unserer Rinder macht ihm etwas Sorge – unten auf der Südweide. Seiner Meinung nach sind es etwa fünfzig Stück. Aber da das Gelände auf einer Seite ansteigt, hofft er, dass die Tiere es auf die Anhöhe geschafft haben.“ Sie rieb sich nachdenklich das Kinn.
„Er hat angeboten, dort nach dem Rechten zu sehen“, fuhr sie fort, „aber ich bin es leid, hier im Haus herumzusitzen. Ich werde selbst nachsehen.“
Nach dem Frühstück sattelte Lucy Monty und für Ethan die Stute Tilly. Mit Ölzeug, Stiefeln und Handschuhen waren sie bestens vor dem Regen geschützt. Ellie versprach, sie auf dem Handy anzurufen, sobald es Neuigkeiten vom Rettungstrupp gab. Dann brachen sie auf.
Lucy kam aus dem Staunen nicht heraus, in welch riesigen See der Fluss ihr Land verwandelt hatte. Er war nicht tief, aber sie mussten sich vor Unebenheiten im Gelände in Acht nehmen.
Zum Glück hatte sie ein gutes Gedächtnis und geleitete sie sicher zur Südweide, etwa eine Stunde vom Haus entfernt.
Drei Stunden später hatten sie fast alle Rinder in die Nähe der Lodge getrieben. Nur zwei Tiere waren in den Fluten ertrunken, ein Rind musste aus einem Wasserloch gerettet werden. Dann ritten sie zum Nachbarn hinüber.
Noch während sie dort waren, rief Ellie an und berichtete, dass alle Teilnehmer der Jagdsafari wohlauf seien und es sicher über den Fluss geschafft hatten. Tom war der Einzige mit einer Verletzung – vermutlich ein gebrochenes Handgelenk. Sie hatten tatsächlich Schutz in der alten Hütte der Naturschutzbehörde gesucht. Lucys Erinnerung hatte dem Rettungstrupp eine stundenlange Suche erspart.
Am frühen Nachmittag ritten sie zur Lodge zurück. Trotz seiner Müdigkeit – er war es nicht gewohnt, stundenlang im Sattel zu sitzen –, sah Ethan sich immer wieder verwundert den Schaden an, den Mutter Natur angerichtet hatte. Er hatte auch schon das andere Extrem erlebt, als es überhaupt kein Wasser gab.
Auch Lucy blickte sich mit trauriger Miene um. Ihr Interesse galt aber nicht der Überschwemmung, sondern der Schlucht und den Bergen, ganz so, als würde sie diese Gegend nie wiedersehen.
„Eine großartige Landschaft, Lucy.“
„Selbst in diesem Zustand“, stimmte sie zu. „Ich bin viel gereist, aber wo immer in der Welt ich auch war, Summerhill war für
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