Baccara Exklusiv Band 69 Das muss Liebe sein Warum so kuehl Darling Ein starker Typ
wurde ich mit den ersten verantwortungsvolleren Aufgaben betraut. Einer meiner direkten Vorgesetzten ist in Ihrem Alter. Das ist hart.“
„Was kümmert Sie das? Alter ist Nebensache.“
„Sagen Sie mir das noch mal, wenn Sie vierzig sind!“ Nina stellte ihren Becher ab. „Kommen Sie schon, arbeiten wir an Ihrer Zukunft. Sie sagten, Sie mochten in der Schule die naturwissenschaftlichen Fächer.“
„Ich sagte, ich hätte naturwissenschaftliche Fächer belegt. Davon, dass ich sie mochte, war keine Rede.“ Er trank einen Schluck Kaffee. „Das ist ein exzellentes Gebräu. Ihr Geheimrezept?“
„Wechseln Sie nicht das Thema! Was mögen Sie?“
„Menschen. Aufregung. Lärm. Farbe.“
„Vielleicht könnten wir Sie im Zirkus unterbringen“, versetzte Nina. „Konzentrieren Sie sich! Ich rette gerade Ihr Leben!“ Geflissentlich überhörte sie seine heftige Verwünschung. „Wie finanzieren Sie derzeit Ihren Unterhalt?“ Ein sachter Schubs in die richtige Richtung wirkte manchmal Wunder.
„Ich bin Arzt.“ Alex schob ihr seinen leeren Becher zu. „Könnte ich noch eine Tasse bekommen?“
Nina rang um Fassung. „Sie sind was?“
„Arzt. Macht nichts, ich hole ihn mir selbst.“ Vorsichtig stieg er über Fred hinweg. „Wollen Sie auch noch Kaffee?“
„Nein.“ Sie wollte keinen Kaffee, sie wollte Alex lynchen! Bestimmt hatte er sich während der letzten Minuten köstlich über ihre Versuche als Berufsberaterin amüsiert! „Sehr komisch! Ich wüsste zu gerne, warum Ihre Familie unglücklich mit einem dreißigjährigen Arzt sein sollte!“
„Weil ich in der Notaufnahme arbeite.“ Alex kehrte an den Tisch zurück. „Ich mag die Notfallmedizin. Ich besitze eine sehr kurze Aufmerksamkeitsspanne, und dort ist immer etwas los. Daneben darf ich Leben retten – ein erhebendes Gefühl.“
Nina überlegte, ob sie ihn nicht doch strangulieren sollte. „Und Ihre Familie will, dass Sie was sind? Anwalt?“
„Himmel, nein!“, wehrte Alex entsetzt ab und gestikulierte wild mit der Kaffeekanne. „Das ist schon mein Onkel Robert, das schwarze Schaf der Familie. Sein Name wird bei uns nicht erwähnt – außer bei Kunstfehlerklagen natürlich.“
Er gab sich absichtlich einfältig. Sein gutes Recht. Was steckte sie auch ihre Nase in anderer Leute Angelegenheiten? „Das verstehe ich nicht. Erklären Sie es, oder Sie bekommen keinen Kaffee mehr“, drohte Nina scherzhaft.
„Erst wenn wir die Förmlichkeiten fallen lassen. Ich kann niemanden in meine verquere Familiengeschichte einweihen, den ich mit Mrs. Askew anrede.“
Nina verdrehte genervt die Augen, nickte dann aber.
„Meine Mutter will mich zum Neurochirurgen ummodeln.“ Alex stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus.
„Wieso?“
„Weil sie Neurochirurgin ist und ich ihr einziges Kind bin.“
„Erwähntest du nicht eben einen Bruder und eine Schwester?“
„Stimmt. Stella ist Onkologin – Krebsforscherin“, erklärte er auf ihren verständnislosen Blick hin. „Max ist Gynäkologe.“ Alex unterbrach sich. „Oh, du meinst, wieso ich ein Einzelkind bin? Beides sind Halbgeschwister. Dad war dreimal verheiratet. Wir sind alles Einzelkinder. Das verbindet.“
Fasziniert stützte Nina das Kinn in die Hand. „Und dein Vater will was aus dir machen?“
„Einen Kardiologen – also einen Herzspezialisten –, da Stella und Max ihn enttäuscht haben.“ In einem Zug leerte er seinen Kaffeebecher. „Hast du irgendwas zu essen?“
Pflichtschuldig holte Nina eine Schachtel Schokokekse.
Prompt erwachte auch Fred aus seinem Nickerchen. „Warum haben die beiden ihn enttäuscht?“
„Stellas Mom starb an Krebs, deswegen konzentrierte sie sich darauf. Max dagegen wählte sein Fachgebiet mehr aus ästhetischen Gründen.“
„Frauenheilkunde ist ästhetisch?“
Das Knistern des Plastiks machte Fred mobil. Sein Kopf erschien über der Tischkante. Alex gab ihm den ersten Keks und nahm sich einen neuen. Fred spuckte den Keks aus, betrachtete ihn eingehend, leckte daran, stupste ihn mit der Nase an, leckte erneut. Erst dann nahm er ihn vorsichtig zwischen die Zähne und trottete ins Wohnzimmer.
Alex sah ihm nach.„Ein Gourmet. Wo war ich stehen geblieben? Oh, richtig, bei der ästhetischen Gynäkologie. Nun, wie Max mir erst vor knapp einer Stunde sehr überzeugend darlegte: Wieso soll man sein Leben mit dem Blick in den geöffneten Brustkorb Achtzigjähriger vergeuden, wenn man stattdessen …“
Schwach lehnte Nina sich an die Anrichte.
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