Baccara Exklusiv Band 98 - Ebook
würde als mit Raffaele Rossellini.
3. KAPITEL
Da ihre Konten gesperrt waren und sie nur noch wenig Bargeld bei sich hatte, sah sich Lana zum ersten Mal in ihrem Leben gezwungen, über die Höhe des Trinkgelds nachzudenken, als der Hotelmitarbeiter ihr den Wagen brachte.
Die Fahrt zu ihrer Bank verlief zum Glück ohne Zwischenfälle. Doch im Büro des Managers wurde sie ziemlich kühl empfangen.
„Mrs Whittaker, es tut mir sehr leid, dass Ihr Mann verstorben ist, aber was Ihre Konten betrifft, so sind mir vollkommen die Hände gebunden. Ihr Mann war mit mehreren Zahlungen in Verzug. Wir haben deshalb seit Monaten mit ihm korrespondiert, und uns wurde erklärt, er würde sich über Offshoregeschäfte refinanzieren.“
„Aber unsere festverzinslichen Wertpapiere …“ Angst stieg in Lana auf. Wo war all das Geld geblieben? Was hatte Kyle getan?
„Ich bedaure, Mrs Whittaker, es gibt keine Wertpapiere mehr. Sie und Ihr Mann haben sie vor einiger Zeit verkauft. Sie haben die Verkaufsaufträge unterschrieben.“ Er drehte den Monitor seines Computers herum, damit sie die eingescannten Dokumente lesen konnte. Ja, das war ihre Unterschrift, auch wenn sie sich nicht an den Vorgang erinnerte. Ihr wurde ganz elend. Wie oft hatte sie solche Finanzgeschäfte autorisiert, ohne darauf zu achten, was sie da unterschrieb, weil sie Kyle absolut vertraut hatte.
Himmel, war sie naiv gewesen. Dumm und leichtgläubig. Wie lange hatte er ihre gemeinsamen Konten geplündert, um das Liebesnest zu finanzieren, das er seiner Geliebten zur Verfügung gestellt hatte?
Mit so viel Würde, wie sie nur aufbringen konnte, erhob sich Lana und reichte dem Bankmanager die Hand. Selbst ihr letztes Gehalt lag auf Eis. Trotzdem schaffte sie es sogar zu lächeln.
„Ich wünschte, ich könnte etwas für Sie tun, Mrs Whittaker, aber Sie verstehen sicher, dass mir die Hände gebunden sind, da Ermittlungen gegen Mr Whittaker laufen.“
Lana nickte. „Ich verstehe. Bitte machen Sie sich keine Gedanken.“ Verstehen? Sie verstand überhaupt nichts. Ihre ganze Welt, alles, woran sie geglaubt hatte, war in sich zusammengebrochen.
Als sie dann auf dem Weg zum Parkplatz ihre Wagenschlüssel aus der Tasche nehmen wollte, erregte eine Bewegung am Kantstein ihre Aufmerksamkeit.
„Nein“, stöhnte sie beim Anblick, der sich ihr bot. „Lassen Sie das. Was machen Sie da mit meinem Wagen?“
Der stämmige Fahrer des Abschleppwagens ließ sich nicht beirren und fuhr fort, ihr silberfarbenes Cabrio auf die Ladefläche zu hieven. Lana eilte hinüber und vertrat sich dabei auch noch einen Fuß.
„Lassen Sie meinen Wagen sofort wieder herunter“, befahl sie.
„Tut mir leid, Madam. Ich habe meine Anweisungen von den Wagenbesitzern.“
„Sie machen wohl Witze. Ich bin die Wagenbesitzerin!“ Alles war heute irgendwie zu einem schlechten Witz geworden, nur dass ihr nicht zum Lachen zumute war.
„Hier.“ Der Fahrer hielt ihr ein Klemmbrett hin. Ihr verschwamm der Text vor den Augen – Eigentumsrückführung, ausstehende Zahlungen. Stumm sah Lana zu, wie der Fahrer die Haken befestigte, damit ihr Wagen sicher auf der Ladefläche stand, ehe er in die Fahrerkabine kletterte.
Sie wusste nicht, wie lange sie dastand, nachdem er weggefahren war. Erst ein leichter Nieselregen löste sie aus ihrer Erstarrung. Als der Regen zunahm, eilte sie den Gehsteig entlang, bis sie ein überdachtes Plätzchen fand, wo sie ihr Handy benutzen konnte. Als sie es eine Stunde später wieder einsteckte, hatte sie ihr persönliches Adressbuch durchtelefoniert. Diejenigen, die nicht einfach aufgelegt hatten, brauchten bloß dreißig Sekunden, um ihr die Meinung über Kyle zu sagen und über sie, Lana, gleich mit. Zum ersten Mal in ihrem Leben war sie wirklich allein.
Lana überlegte, ob sie ein R-Gespräch mit ihrem Vater in der Botschaft in Berlin führen sollte. Aber das würde ihm höchstens beweisen, dass sie ihn erneut enttäuscht hatte. Nein, sie musste das alles irgendwie durchstehen, ohne bei Daddy angekrochen zu kommen. Sein Missfallen würde groß genug sein, wenn die Neuigkeiten zu ihm durchdrangen. Sie konnte bereits seinen Kommentar hören: „Ich habe es dir ja gleich gesagt.“ Und Tom Munroe und seine Frau, die erst kürzlich von einer Bypass-Operation genesen war, konnte sie auch nicht behelligen. Irgendwie musste sie ganz allein mit der Sache fertig werden.
Lana blickte sich um. Es war schon recht spät am Nachmittag, und der Regen hatte zugenommen.
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