Baccara Exklusiv Band 98 - Ebook
Matthew.
Er verschwand im Nebenzimmer, und Rebecca blieb allein mit Joe. „Bewerben Sie sich um die Stelle als Physiotherapeutin?“, fragte er.
Rebecca nickte. „Waren schon viele andere hier?“
„Matthew hat schon mehrere eingestellt. Doch sie bleiben nie lange. Grant vertreibt sie alle wieder“, entgegnete Joe lachend.
Dieses kleine Detail hatte Matthew Berringer Rebecca während ihrer Unterredung geflissentlich verschwiegen. Vielleicht waren ihre Chancen, den Job zu bekommen, doch nicht so schlecht.
„Mir macht man nicht so schnell Angst“, meinte sie lächelnd.
„Er ist ein harter Brocken“, versicherte der Pfleger ihr. „Ich versuche ihm so gut es geht zu helfen, damit er seine Kraft wieder erlangt. Aber er betrachtet mich eher als Babysitter.“
„Matthew sagte, dass Sie sehr geduldig mit ihm sind. Er war sehr dankbar dafür“, vertraute Rebecca ihm an.
„Ich bemühe mich.“ Sie konnte sehen, dass das Kompliment ihn berührt hatte. „Grant hat ein gutes Herz unter seiner rauen Schale. Ich würde gern erleben, dass er wieder er selbst wird.“
Es scheint, dass alle, die Grant kennen, dieselbe Hoffnung hegen, dachte Rebecca. Dann hörte sie Matthews Stimme. „Miss Calloway, könnten Sie bitte herüberkommen?“
„Ja, gern“, erwiderte sie. Sie wandte sich von Joe ab und ging zur Tür.
„Viel Glück“, flüsterte er ihr nach. Sie lächelte nur. Sie wusste gar nicht, warum sie plötzlich so nervös war. Das ging ihr sonst nie so, wenn sie einen zukünftigen Patienten traf.
Langsam ging sie in das Zimmer hinein. Es machte einen düsteren, stickigen Eindruck, vor allem, wenn man an das schöne Wetter draußen dachte. Es dauerte einen Moment, bis ihre Augen sich an das schwache Licht gewöhnt hatten, doch dann sah sie, dass im Zimmer eine ziemliche Unordnung herrschte. Bücher und Zeitungen lagen verstreut herum, auf einem Tisch stand ein Tablett mit Essen, das kaum angerührt war, und das mitten im Raum stehende Bett war ungemacht. Angesichts der Ordnung, die im Rest des Hauses herrschte, nahm sie an, dass dieses Durcheinander Grant Berringers momentanen Seelenzustand widerspiegelte.
In einiger Entfernung von der Tür konnte sie Matthews große Gestalt ausmachen, und neben ihm saß ein Mann in einem Rollstuhl. Sein Rücken war ihr zugewandt. Kein gutes Zeichen, dachte sie.
Als sie auf die beiden zuging, hätte Rebecca am liebsten als Erstes die Vorhänge aufgezogen, die eine ganze Wand bedeckten. Sie vermutete, dass die Vorhänge eine große Glastür verbargen, die auf eine Terrasse mit Meeresblick führte. Ein bisschen Sonnenschein und frische Luft würden ihrem Patienten bestimmt gut tun.
Sie ging auf die beiden Männer zu.
Matthews Stimme durchschnitt die angespannte Stille. „Miss Calloway, ich möchte Ihnen meinen Bruder Grant vorstellen.“
„Ich würde ihn gern kennenlernen“, erwiderte Rebecca, nur wenige Schritte von ihnen entfernt. „Wenn er so nett wäre, sich umzudrehen.“
Matthew schaute mit angespannter Miene zu Grant. Doch er sagte nichts. Sie warteten, und es kam ihnen wie eine Ewigkeit vor, obwohl es nur ein Augenblick war.
Schließlich drehte Grant Berringer den Rollstuhl herum, und Rebecca erhaschte den ersten Blick auf ihn. Sein Haar war dunkel und dicht. Sehr ansprechend, dachte sie. Sie war sich nicht sicher, ob er sich einen Bart wachsen ließ, oder ob er nur seit ein oder zwei Tagen keine Lust gehabt hatte, sich zu rasieren. Sein Haar wirkte nicht besonders gepflegt, es war relativ lang und glatt nach hinten gekämmt. Seine hohen Wangenknochen und das kantige Kinn verliehen ihm etwas Gebieterisches.
Rebecca fand ihn außergewöhnlich attraktiv, wenn er auch nicht im herkömmlichen Sinne so gut aussehend war wie sein Bruder Matthew.
Sie hatte die grundlegenden Daten über ihn bereits aus den Berichten der Ärzte erfahren – gut einen Meter achtzig groß, knapp achtzig Kilo schwer. Mit achtunddreißig war er fast zehn Jahre älter als sie. Doch diese Fakten hatten sie nicht auf etwas vorbereitet, was man nicht in Worte fassen konnte – seine unglaubliche Intensität, die ebenso charakteristisch für den Mann war wie die dunklen Augen, die sie jetzt von Kopf bis Fuß musterten. Diese Augen, umrahmt von dichten Brauen, wirkten groß und glänzend. Auf seinem Gesicht lag ein ernster, fast ärgerlicher Ausdruck.
„Sie werden entschuldigen, wenn ich nicht aufstehe.“ Er begrüßte sie in einem schroffen, sarkastischen Tonfall.
„Sie brauchen
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