Baccara Exklusiv Band 98 - Ebook
verschwenden.“
Rebecca wusste, dass seine Beleidigung lediglich ein Versuch war, sie zu vertreiben, trotzdem ging es gegen ihre Ehre, dass er ihr eine laxe Berufsauffassung unterstellte.
„Grant, bitte“, mischte sich Matthew ein. „Warum tust du das?“
Bisher war Matthew still gewesen, so als wäre er der Meinung, dass Rebecca und sein Bruder die Sache unter sich ausmachen sollten, und dafür war sie ihm dankbar. Nun hörte sie aus seinen Worten seine Frustration und seine Beschämung über Grants Unhöflichkeit heraus.
„Es ist in Ordnung“, versicherte sie ihm, bevor sie sich wieder an Grant wandte. „Mr Berringer, ich kann Ihnen versprechen, das Letzte, was ich suche, ist ein Ehemann, egal ob reich oder nicht.“
Er blinzelte überrascht. „Okay, ich habe begriffen“, erwiderte er. „Mein Bruder meint, Sie wären hervorragend qualifiziert. Die Beste, die er bisher gefunden hat. Aber ich möchte, dass Sie mir einen guten Grund nennen, warum ich Sie anstellen sollte. Vor allem, da so viele andere vor ihnen gescheitert sind. Nur einen guten Grund, Miss Calloway.“
Rebecca saß kerzengerade auf ihrem Stuhl. Sie wurde getestet, wie eine Person in einem Märchen, die ein Rätsel lösen muss, um durch eine magische Tür in ein anderes Reich zu gelangen oder um einen Schatz ausgehändigt zu bekommen.
Sie war sich nicht sicher, was sie sagen oder tun sollte, und daher folgte sie einem Impuls. Sie stand auf und zog die schweren Vorhänge auf. Sonnenlicht durchflutete das Zimmer. Endlich. Das hatte sie schon die ganze Zeit tun wollen.
Aus dem Augenwinkel sah sie, dass Grant zurückzuckte und einen Arm vor die Augen hielt. Rebecca ignorierte seine Reaktion.
„Ich möchte Ihnen etwas zeigen.“ Ohne auf Grants Antwort zu warten, löste sie die Bremsen seines Rollstuhls und drehte ihn schnell herum zu der offenen Glastür.
„Was machen Sie da?“, fragte er schroff. „Haben Sie den Verstand verloren?“
„Vielleicht. Aber das heißt nicht, dass ich nicht ein netter Mensch bin“, erwiderte sie lässig, während sie ihn hinaus auf den Balkon schob. Hinter sich konnte sie Matthew leise lachen hören. Sie schob Grant nahe an das Geländer.
„Rasant, rasant“, meinte Grant ein wenig höhnisch. „Sie sind stärker als Sie aussehen.“
„Stark genug, um mit Ihnen fertig zu werden.“
Er brummte etwas, doch Rebecca konnte es nicht verstehen. Sein Ärger ließ sie lächeln.
„Also, warum haben Sie mich hier herausgebracht, Miss Calloway? Damit ich mir eine Lungenentzündung hole?“
„So kalt ist es nicht“, entgegnete sie lachend. „Es ist überhaupt nicht kalt.“
„Oder wollen Sie mich vielleicht vom Balkon schubsen, um mich von meinen Qualen zu erlösen?“
Seine Worte klangen scherzend, doch sie alarmierten Rebecca. Sie ahnte, dass sein zynischer Scherz in einer tiefen Furcht begründet war, und dass Grant durchaus erwogen hatte, seinem Leben ein Ende zu bereiten. Trotzdem gelang es ihr, ihm in lockerem Ton zu antworten.
„Ich bin eigentlich nicht dafür bekannt, meine Patienten über den Balkon zu stoßen. Absichtlich, meine ich. Und ich würde bestimmt nicht solch einen niedrigen wählen“, fügte sie hinzu und schaute über die Brüstung auf den Strand. „Ich würde Sie in den zweiten oder dritten Stock bringen, um so etwas zu tun.“
„Danke, jetzt fühle ich mich gleich viel besser“, erklärte er. Rebecca unterdrückte ein Lachen. „Doch das beantwortet noch immer nicht meine Frage. Warum sind wir hier draußen, Miss Calloway?“
„Wegen der Aussicht, natürlich“, erwiderte sie, als hätte er das wissen müssen. „Sie ist atemberaubend, oder nicht?“ Sie atmete tief ein. Die Meeresluft war herrlich. Und der Blick auf das Wasser und den blauen Himmel … Nun, das erinnerte sie daran, wie wunderbar es war, am Leben zu sein. Konnte er das nicht auch fühlen?
„Oh, die Aussicht“, meinte Grant mit einem sarkastischen Lachen. „Daran gewöhnt man sich. Glauben Sie mir.“
„Ich nicht“, widersprach Rebecca. Sie kam um den Rollstuhl herum und stellte sich neben ihn.
Er schaute zu ihr auf und dann auf den Horizont. „Ja, Sie sind wahrscheinlich der Typ, der sich nicht daran gewöhnt“, meinte er. „Aber die meisten Menschen tun es. Außerdem haben Sie mir immer noch keinen Grund genannt, warum ich Ihnen den Job geben sollte.“
Rebecca fühlte sich auf einmal nervös und ängstlich. Das lief nicht so, wie sie es sich vorgestellt hatte. Er war tatsächlich ein
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