Baccara Exklusiv Band 98
sein. Er konnte sich noch so oft vorbeten, dass diese Sorge albern war und nur ein Relikt aus seiner Vergangenheit. Es nützte nichts.
Vor gut einer Woche war Lilly noch einmal in ihr Haus zurückgekehrt, um alles für dessen Verkauf vorzubereiten. Während dieser Tage hatten sie sich wieder verabredet wie ein frisch verliebtes Paar. Lilly trug seinen Ring, und er fragte sie nicht danach, ob sie ihn auch aufsetzte, wenn sie nicht zusammen waren.
Gemeinsam hatten sie alle Details für die Hochzeit geplant und sich für eine kirchliche Zeremonie in privatem Rahmen im Wohnzimmer entschieden, wo Lilly, wie Nick zu seiner freudigen Überraschung bald festgestellt hatte, sich äußerst wohl fühlte.
Als Trauzeugen hatten sie Kurt Majors und Beth bestellt. Die restliche überschaubare Hochzeitsgesellschaft sollte aus Kurts Eltern und seiner Frau Jessie, Shane Masters und Lillys Eltern bestehen. Letztere hatten Nick mehreren hochnotpeinlichen Verhören über die Ernsthaftigkeit seiner Absichten unterzogen, bevor sie der Verbindung ihren Segen gaben.
„Du kannst mit ihr sprechen“, räumte Beth widerwillig ein, nachdem sie die Tür einen Spaltbreit geöffnet hatte. „Aber sehen darfst du sie nicht.“
Nick unterdrückte seine unbegründete Angst, Lilly könnte ihm doch noch weglaufen, und erklärte sich einverstanden.
Stoff raschelte hinter der Tür. „Hallo, hier bin ich“, sagte Lilly leise.
Nick atmete erleichtert auf. „Ein Glück!“
„Wieso? Hast du gedacht, ich wäre weggelaufen?“
„Ehrlich gesagt, ja. Ich hatte plötzlich so eine komische Angst.“ So etwas war noch nie über seine Lippen gekommen. Nicht einmal Kurt gegenüber hätte er jemals zugegeben, Angst zu haben.
„Angst? Der starke, unerschrockene Nicholas Andrews?“
Gegenwärtig fühlte Nick sich weder stark noch unerschrocken. Die letzten zweiundsiebzig Stunden hatten an seinen Kräften gezehrt. „Komm her, ich möchte dir vor unserer Trauung noch etwas geben.“
„Nick, was …?“
„Vertrau mir, es passiert dir nichts. Du brauchst nur deine Hand auszustrecken.
Als ihre Hand im Türspalt erschien, konnte er sehen, dass sie die Nägel lackiert hatte. Es war genau dasselbe Pink, das er schon einmal bei ihr gesehen hatte. Auch damals wurde geheiratet. Nick schluckte. Den Gedanken an ihre erste Nacht konnte er jetzt nicht gebrauchen. Er musste die kommenden Stunden seine Sinne beisammenhaben.
Aus seiner Hosentasche holte er einen alten abgegriffenen Penny, legte ihn Lilly in die Hand, nahm dann vorsichtig ihre Finger und schloss sie um das Geldstück. Er kam sich selbst ein bisschen albern bei diesem Ritual vor. „Das ist ein Glücksbringer. Ich habe ihn einmal gefunden, als ich neun war. Seitdem habe ich ihn immer bei mir getragen. Jetzt möchte ich, dass er dir gehört.“
Sie zog die Hand zurück. Nick hätte eine Menge darum gegeben, hätte er jetzt ihr Gesicht sehen können. Für einen Moment fürchtete er, sie könnte ihn auslachen. Marcy hatte ihn oft ausgelacht, wenn er versucht hatte, auf seine etwas linkische Weise seine Gefühle zu zeigen.
„Nick – ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“, hörte er Lilly sagen. Er wartete gespannt. „Ich bin so gerührt.“
Die Tür öffnete sich ein Stück weiter. „Lilly, er darf dich nicht sehen“, kam Beths Stimme aus dem Hintergrund.
Lilly hörte nicht auf sie. Sie öffnete die Tür einige Zentimeter weiter, sodass Nick und sie sich in die Augen sehen konnten. Und ihre Augen sagten Nick mehr, als es alle Worte vermocht hätten.
Er nahm ihre Hand und küsste sie. Er wusste, dass sie begriffen hatte, was ihm dieser Talisman bedeutete – und was es bedeutete, ihn ihr zu schenken.
„Danke, Nick. Ich verspreche dir, dass ich gut auf ihn aufpassen werde.“
Er lächelte. Es kam ihm vor, als würde der ganze Stress der letzten Stunden mit einem Mal von ihm weichen.
In diesem Augenblick erschien Kurt auf der Bildfläche. „Nick, wo bleibst du? Der Pfarrer wartet unten schon.“ Er trat neben Nick und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Das könnt ihr alles später erledigen, so lange ihr wollt. Reiß dich los, Alter.“
Nick und Lilly verabschiedeten sich mit einem zärtlichen Blick. Dann drehte Nick sich um und folgte Kurt die Treppe hinunter.
„Ich habe ihr meinen Glückspenny geschenkt“, berichtete Nick, als er neben Kurt herging.
„Dann muss es was Ernstes sein“, antwortete der. „Weißt du eigentlich, was für ein unverschämtes Glück du
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