Baccara Exklusiv Band 99
analytisch zu sein? Ich komme mir ja wie eine Amateurin vor. Noch einen Dämpfer kann mein Ego heute Abend nicht verkraften“, bat Sara seufzend.
„Dein Ego verkraftet das ausgezeichnet.“
Nick hatte ihr genau das gesagt, was sie ihren Patienten in solchen Situationen riet. Und warum beherzigte sie das nicht? „Bestimmt hast du heute Abend Besseres zu tun, als mir beim Heulen zuzusehen.“
„Eigentlich müsste ich zu einer Party“, gestand Nick. „Mein Produzent gibt jedes Jahr eine. Es werden Weihnachtsliederparodien gesungen, und alle trinken bis zum Umfallen. Die Stimmung entsteht durch den Alkohol und nicht durch Weihnachten. Ich bin immer Santa Claus. Nacheinander nehmen die Mädchen auf meinem Schoß Platz und erzählen mir, was sie sich zu Weihnachten wünschen.“ Mit einem flüchtigen Lächeln fügte er hinzu: „Jede Wette, das überrascht dich, oder?“
„Ja, ich bin platt.“
Sie sahen sich an, bis Sara den Blick auf den Knopf in ihrer Hand senkte. „Ich denke, dann solltest du zu deiner Party gehen. Was ist eine Party ohne die größte Attraktion?“
Nick ließ den Blick leicht sehnsüchtig durch ihre Wohnung schweifen. „Sara … wenn ich dieses Gejohle auf der Party noch einmal hören muss, werde ich garantiert verrückt.“
Sie wagte kaum, ihm vorzuschlagen, was ihr durch den Sinn ging. Vielleicht war es ja unklug, aber heute Abend … „Wenn das so ist, würdest du gern zum Dinner bleiben?“
„Ich würde schrecklich gern bleiben“, gestand Nick mit einem wunderbaren Lächeln.
Als Sara in der Küche nach dem Truthahn sah und ins Wohnzimmer blickte, sorgten Kerzen, Weihnachtsbeleuchtung und glimmendes Kaminfeuer wieder für weihnachtliche Atmosphäre. Nick schenkte in der Küche Wein ein, Sara trank einen Schluck und spürte bald eine angenehme Entspannung. Als sie sich zum Dinner hinsetzten, war der Abend perfekt.
„Ich bin nicht gerade die beste Köchin“, sagte sie, „aber ich hoffe, alles ist genießbar.“
„Es sieht großartig aus. Wenn du mich nicht eingeladen hättest, müsste ich mich jetzt mit Bier und Nachos begnügen. Allerdings gibt Butch roten und grünen Pfeffer in die Soße, weil Weihnachten ist.“
Sara war das Essen nicht so wichtig, aber die Gesellschaft zählte. Während der Mahlzeit entdeckte sie, was für ein Vergnügen die Unterhaltung mit einem Radiomoderator war. Es gab nie peinliche Pausen, und sie konnte nicht mehr verstehen, warum sie sich anfänglich so gegen eine private Unterhaltung mit ihm gesträubt hatte.
Nach dem Essen half Nick ihr beim Abräumen. Danach trugen sie ihre Weingläser ins Wohnzimmer und setzten sich aufs Sofa. Nick stellte sein Glas auf dem Knie ab, das ihrem sehr nah war. Als er sich Sara lächelnd zuwandte, wirkten seine blauen Augen im Schein des Kaminfeuers noch strahlender. „Es ist schön hier und schlägt die Party bei Butch um Längen.“ Er atmete tief durch, und ihre Beine berührten sich kurz. Sara trank einen Schluck Wein gegen die Nervosität.
„Jetzt weiß ich auch, warum du das Buch geschrieben hast“, sagte Nick. „Wegen deiner Mutter.“
Sara stellte ihr Weinglas auf dem Tisch ab und lehnte sich seufzend zurück. „Du analysierst schon wieder.“
„Da bedarf es keiner großen Analyse.“
„Sagen wir mal so: Ich habe Kenntnisse aus erster Hand, wie Frauen sich durch die falschen Männer ihr Leben ruinieren.“
„Bei so einer Kindheit muss es schwierig gewesen sein, dorthin zu kommen, wo du jetzt bist.“
„Ich bin gerade wegen meiner Mutter dort, wo ich jetzt bin. Sie hat mir ein Negativbeispiel gegeben, dem ich auf keinen Fall folgen wollte.“
„Trotzdem kann es nicht einfach gewesen sein, das alles allein zu schaffen.“
„Ich hatte Hilfe von netten Menschen. Meine Freundin Karen ist nicht nur meine PR-Managerin. Wir kennen uns seit der Highschool. Ihre familiären Verhältnisse waren auch kompliziert, deshalb waren wir oft zusammen und konnten uns aussprechen. Außerdem hatte ich hilfreiche Lehrer, die meine Begabung erkannt haben.“
„Und was hast du jetzt vor, nachdem du beruflich am Ziel bist? Heiraten vielleicht?“ Er legte den Arm hinter ihr auf die Lehne, wandte sich Sara ein bisschen mehr zu und widmete ihr seine ganze Aufmerksamkeit.
„Heiraten?“, wiederholte sie skeptisch. „Ich weiß nicht recht. Ich habe drei Ehen meiner Mutter zerbrechen sehen. Das schreckt ziemlich ab.“ Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: „Aber sollte ich den Schritt jemals tun, dann
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