Baccara Exklusiv Band 99
kommen sollen“, stellte Sara fest.
„Was ist los?“
„Nichts. Geh einfach wieder. Bitte!“
„Nein, irgendwas stimmt nicht, und ich gehe erst, wenn du mir gesagt hast, was.“
Sara legte sich eine Hand an die schmerzende Stirn. Am Heiligabend ausgerechnet mit Nick Chandler über das schwierige Verhältnis zu ihrer Mutter zu reden war das Letzte, was sie wollte.
„Ich habe dich am Telefon weinen hören“, fuhr er sanft fort. „Bitte sag mir, was los ist.“
Sara zögerte. Da Nick sich jedoch als vertrauenswürdig erwiesen hatte und aufrichtig besorgt wirkte, erklärte sie: „Es geht um meine Mutter. Wir waren heute Abend verabredet, aber sie ist wieder auf dem Weg nach St. Louis, weil ihr nichtsnutziger Exmann der Meinung war, er müsste sie sehen. Sie ist sofort zum Flughafen gefahren und hofft, noch einen Flug zu erwischen.“
„Sie ist abgereist, anstatt Heiligabend mit dir zu verbringen? Warum macht sie so was?“
„Weil sie ein Profi in sozialem Fehlverhalten ist. Sie hat meine Graduierungsfeier am College versäumt, weil ein Typ sie übers Wochenende nach Cancún eingeladen hatte. Sagt dir das etwas?“
„So was macht sie?“, fragte Nick verwundert.
„Das und noch viel mehr. Dann hat sie sich vor Monaten von diesem Mann in St. Louis scheiden lassen und ist wieder hergezogen. Danach schien unser Verhältnis besser zu werden.“
„Was ist mit deinem Vater? Wo ist er?“
Sara wischte sich die Augen. „Ehrlich? Ich weiß nicht mal genau, wer mein Vater ist. Es gibt drei gute Kandidaten.“ Sie unterdrückte ein Schluchzen und konnte nicht glauben, dass sie sich Nick anvertraute.
Als er näher kam, hielt sie abwehrend eine Hand hoch. „Nein, bitte komm nicht näher.“
„Warum denn nicht?“
„Wenn du mich tröstest, werde ich schwach.“
„Du bist die stärkste Frau, die ich kenne.“
„Ja, besonders neulich abends.“
Nick seufzte. „Sara, können wir darüber reden?“
„Du hast dich bereits deutlich dazu geäußert.“
„Im Gegenteil. Ich habe nicht annähernd genug dazu gesagt. Zum Beispiel nicht, wie leid es mir tut, was da vorgefallen ist. Ich habe mich voll danebenbenommen. Ich weiß nicht, was mir eingefallen ist, dich zu Strip-Schach zu drängen.“
Verblüfft über seine Entschuldigung, räumte sie ein: „Es war nicht nur deine Schuld. Ich hätte mich weigern können.“
„Ja, aber ich hätte dich gar nicht in diese Lage bringen dürfen. Ich fühle mich seither ganz schrecklich deswegen. Ich war zwar wütend, als ich wegging, aber es war eindeutig meine Schuld, dass der Abend so schiefgegangen ist.“
„Ich hatte Angst, du könntest im Radio darüber reden.“
„Das hätte ich nie gemacht. Ich wusste doch, wie sehr es dich kränken würde.“ Er holte den Dimmerknopf aus der Tasche und gab ihn ihr. „Ich weiß, es war ein dummer Vorwand, um dich zu sehen. Aber als ich ihn heute Abend in meiner Tasche fand …“
Sie nahm den Knopf, Nick trat näher und streichelte ihr kurz die Arme. „Es tut mir leid, dass der Heilige Abend für dich so schlimm ist.“
„Sei bloß nicht so mitfühlend, sonst könnte ich mich noch in dich verknallen. Und dieses Geständnis sagt dir bereits, dass ich nicht ganz bei Verstand bin“, bat Sara mit geschlossenen Augen.
„Sara …“
„Nein. Sei bitte nicht so nett zu mir. Ich ertrage Sarkasmus, Arroganz und sogar Klugscheißerei, aber keine Nettigkeit. Also würdest du bitte damit aufhören?“
Sie versuchte, sich ihm zu entziehen, doch Nick nahm sie in die Arme. Sara schlang die Arme um ihn und weinte an seiner Schulter, während Nick ihr tröstend den Rücken streichelte. Das tat so gut, dass ihr Kummer nur noch halb so schmerzte. Nach einer Weile löste sie sich schniefend von Nick. „Du musst mich für eine Heulsuse halten.“
„Nein, ich kann deine Enttäuschung verstehen. Du hast dir Mühe gegeben mit Weihnachtsvorbereitungen, und dann reist deine Mutter einfach ab. Du hast allen Grund, sauer zu sein.“
„Ich ärgere mich vor allem auch über mich selbst, weil ich immer noch die Hoffnung habe, es könnte sich etwas ändern an unserem Verhältnis.“
„Das ist verständlich. Du wolltest einmal ein nettes normales Weihnachtsfest mit einer netten normalen Mutter feiern, und es hat wieder nicht geklappt. Aber das ist nicht deine Schuld. Akzeptiere, dass deine Mutter so ist, wie sie ist, und leb dein eigenes Leben. Dann kann sie dir nicht mehr wehtun.“
„Würdest du bitte aufhören, so verdammt
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