Baccara Exklusiv Band 99
unterstell mir nicht, ich würde mich nicht genügend um das Baby sorgen. Was ist denn mit deinem Verantwortungsgefühl? Ich sehe nicht, dass du hier bist und dich um irgendetwas kümmerst.“
Richard stöhnte auf. „Du hast ja recht. Ich bin nicht da, und das ist bestimmt gar nicht gut. Es kommt mir sowieso schon so vor, als wäre ich auf einem anderen Planeten und nicht nur ein paar Flugstunden von dir entfernt. Tut mir leid, dass ich dich angeschrien habe.“ Er schwieg für einen Augenblick. „Aber du kümmerst dich doch genug um dich, oder?“
„Richard, mach mich nicht wahnsinnig!“ Brenda kreischte fast.
„Okay, okay, ist ja schon gut“, versuchte er, sie zu beruhigen. „Lass uns das Thema wechseln. Ich wollte dir eigentlich sowieso etwas ganz anderes erzählen. Ich hab letzte Nacht von dir geträumt.“
„Ehrlich?“ Sie klang wieder besänftigt. „Was war denn das für ein Traum?“
„Ein ziemliches Durcheinander, wie Träume eben so sind. Das Entscheidende war, wir haben zusammen getanzt, zu wunderschöner Musik. Es war wie auf einem großem Ball in einem riesigen Saal voller Menschen. Wir waren beide festlich gekleidet, du in einem langen Abendkleid und ich im Smoking. Und plötzlich tanzten wir ganz allein über eine herrliche Wiese voller Blumen.“
„Oh, Richard, wie romantisch!“, rief Brenda begeistert. „Und was passierte dann?“
„Dann wurde es verworren. Plötzlich hielten wir lauter Babys im Arm. Das war schwierig. Wir mussten furchtbar aufpassen und jonglieren, dass wir keines fallen ließen, weil es so viele waren. Eigenartig, nicht?“
„Das finde ich gar nicht“, meinte Brenda nachdenklich. „Das ist symbolisch zu verstehen, da bin ich mir ganz sicher. Wir jonglieren in Wirklichkeit ja auch mit allem Möglichen herum – mit unserer beruflichen Belastung, unseren Gefühlen, unserer Sorge um das Kind, das wir erwarten –, da kann einem schon angst und bange werden.“
„Nein, in dem Traum war das anders, überhaupt nicht beängstigend, im Gegenteil. Wir haben gelacht und hatten unheimlich viel Spaß. Ich kann nicht mal sagen, was wir mehr genossen haben, diese wunderschöne Musik, zu der wir getanzt haben, oder die vielen kleinen Babys.“
„Vielleicht war es ja Countrymusik“, bemerkte Brenda vorlaut.
„Brenda, bitte, es war mein Traum, nicht deiner.“
„Nun werd nicht gleich wieder muffelig“, gab sie zurück. „Ich finde es doch lieb von dir, dass du von mir und unserem Fröschchen geträumt hast. Und dass das so viele Babys waren, liegt vielleicht daran, dass unser Kind für uns von so großer Bedeutung ist und unser ganzes Leben verändern wird.“
„Nicht schlecht. Seit wann hast du Ahnung von Traumdeutung?“
„Ich stell mir das nur so vor, einfach gefühlsmäßig“, erklärte Brenda.
„Klingt jedenfalls einleuchtend“, meinte Richard anerkennend. „Brenda, es wird alles einfacher, wenn ich erst wieder zu Hause bin. Du stehst dann nicht mehr allein vor dem Ganzen, und ich fühle mich nicht mehr von allem so ausgeschlossen.“
„Aber wenn du wieder hier bist, dauert es doch höchstens ein paar Tage, bis du wieder los musst“, wandte sie traurig ein. „Das war doch bisher immer so.“
„Warten wir’s ab. So, und jetzt höre ich auf, zu telefonieren, damit du weiterschlafen kannst. Vielleicht träum ich ja heute Nacht wieder von dir.“
„Das fände ich schön“, sagte Brenda leise.
„Oder du träumst mal von mir?“
„Das fände ich mindestens genauso schön.“
„Gute Nacht, Brenda“, sagte er sanft.
„Gute Nacht, Richard – und träum süß.“
Als Brenda drei Tage später aus dem Büro kam, hörte sie das Telefon schon, als sie noch dabei war, die Tür aufzuschließen. Sie hastete an den Apparat und griff nach dem Hörer.
„Hallo?“, meldete sie sich außer Atem.
„Brenda? Hier ist Jillian MacAllister.“
„Hallo, Jillian“, sagte Brenda überrascht. „Wie geht es euch? Was machen die Drillinge?“
„Alles bestens, danke. Ich mache gerade einen Rundruf in der Familie, und Sie stehen hier als Nächste auf meiner Liste. Jennifers Wehen haben eingesetzt. Sie ist in diesem Moment auf dem Weg ins Mercy-Hospital.“
„Ui, das sind ja aufregende Neuigkeiten!“, rief Brenda aus. Dann fügte sie leicht erstaunt hinzu: „Ich wusste gar nicht, dass ich bei den MacAllisters auf der Telefonliste stehe.“
„Aber, Brenda, Sie gehören doch dazu. Wie auch immer, alle, die Zeit haben, fahren jetzt zum Krankenhaus.
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