Baccara Exklusiv Band 99
Tochter.
Nein, diese nächtlichen Anrufe waren wirklich kein Ersatz dafür, dass er nicht bei Brenda sein konnte, sie nicht in die Arme nehmen konnte und sich nicht mit eigenen Augen davon überzeugen konnte, dass es ihr gut ging. Er wollte ihr die Hand auf den Bauch legen und mit dieser Berührung Verbindung zu ihrer gemeinsamen Tochter aufnehmen. Vor allem wollte er wieder zu Hause sein, zu Hause bei Brenda, auch wenn das klang, als wäre er ein kleiner Junge, der Heimweh hatte.
Er wollte Brenda heiraten. Er wollte ein Haus kaufen und eine Familie haben mit allem, was dazugehörte, und glücklich sein. Aber das ging nicht, weil das, was Brenda und ihn verband, angeblich keine richtige Liebe war.
„Verdammt noch mal!“, fluchte Richard laut, legte sich aufs Bett und starrte an die Decke. Warum musste das Leben so kompliziert sein? Warum konnte Brenda nicht einsehen, dass das, was sie hatten, auch etwas wert war, vielleicht mehr, als es viele andere von sich behaupten konnten. Sie standen füreinander ein. Sie würden bedingungslos für ihr Kind da sein und es darin mit allen anderen Eltern der Welt aufnehmen können. Sie könnten ein sonniges, von Kinderlachen erfülltes Heim haben. War es da so wichtig, dass man im Mondschein spazieren ging, sich bei Kerzenlicht tief in die Augen schaute oder heimlich Gedichte schrieb?
Richard musste grinsen. Natürlich wäre der Kühlschrank das eine oder andere Mal leer, weil Brenda vergessen hatte einzukaufen, oder es fehlte die Hälfte, weil sie die Einkaufsliste nicht wiederfinden konnte. Natürlich würden ihre Sachen überall verteilt in der Wohnung herumliegen. Und wenn schon! Um die Einkäufe könnte er sich zur Not selbst kümmern, und jemanden, der zwei Mal in der Woche zum Aufräumen und Saubermachen kam, würden sie sich auch noch leisten können. Hatte er sich inzwischen nicht sogar schon ein bisschen an Countrymusik gewöhnt?
Was um alles in der Welt verstand Brenda eigentlich unter romantischer Liebe, an der ihr so viel lag? Was war das überhaupt? Die MacAllisters hatten allesamt Partner gefunden, die sie von Herzen liebten. Hatten sie etwas, das er und Brenda nicht auch hatten? Nirgends konnte er den Beweis dafür entdecken, dass Freundschaft und Liebe sich gegenseitig ausschlossen. Was also vermisste Brenda in ihrer Beziehung zu ihm? Er hatte keine Ahnung.
Alles, was er wusste, war, dass er sie höllisch vermisste, während er in diesem unpersönlichen Hotelzimmer lag, dass er ihr Lächeln sehen wollte und dieses gewisse Glitzern in ihren dunklen Augen, das er so mochte.
Zum ersten Mal, seitdem er diese Arbeit ausübte, die ihn rastlos von einem Ort zum anderen führte, fühlte Richard sich einsam und allein.
Der Sommer neigte sich dem Ende zu. Die ganze Stadt schien sich zu einem gemeinsamen Ansturm auf die letzten Reiseangebote in die Sonne verschworen zu haben. In Brendas Reisebüro klingelte das Telefon ununterbrochen. Die letzten drei Wochen waren sie und ihre Kollegen kaum zum Luftholen gekommen. Wenn Brenda am Abend nach Hause kam und kaum noch einen Fuß vor den anderen setzen konnte, war sie nur noch dazu imstande, sich etwas zu essen zu machen, vielleicht noch ein entspannendes Schaumbad zu nehmen und dann ins Bett zu sinken, um Richards Anruf zu erwarten.
Drei Mal in Folge war es ihr nun schon passiert, dass sie bereits eingeschlafen war, als das Telefon geklingelt hatte. Auch Richard war es nicht entgangen, dass er sie jedes Mal geweckt hatte, und allmählich wurde er ungeduldig.
„Verdammt noch mal, Brenda! Es ist noch nicht einmal neun, und du schläfst schon wieder. Man muss kein Hellseher sein, um zu merken, dass du dir auf der Arbeit zu viel zumutest. So geht das nicht weiter.“
Brenda versuchte ein Gähnen zu unterdrücken. „Ich weiß, Richard. Aber in zwei Wochen ist das alles überstanden. Im August ist das immer so.“
„Aber du bist nicht jeden August schwanger“, erwiderte Richard brummig. „Weiß Kara von deiner Arbeitswut?“
„Ich hatte noch keinen neuen Termin bei ihr. Der nächste ist erst diese Woche. Hör auf, mit mir zu meckern. Ich muss meine Arbeit tun und du deine. Ich red’ dir da ja auch nicht rein, obwohl ich weiß, dass du sieben Tage in der Woche arbeitest.“
„Ich bin ja auch nicht schwanger, sondern du“, stellte Richard mit erhobener Stimme klar. „Wo bleibt dein Verantwortungsgefühl?“
Brenda verzog das Gesicht. „Nun mach aber mal ’nen Punkt“, hielt sie lautstark dagegen, „und
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