Baccara Exklusiv Band 99
Vater des Gedanken. Unbewusst wollte Margaret eben doch lieber alle richtig im Schoß der Familie sehen.
Brenda seufzte tief und war selbst darüber erschrocken, wie traurig dieser Seufzer klang. Aber dann rief sie sich im Stillen zur Ordnung. Was hatte es für einen Sinn, mit seinem Geschick zu hadern? Es war nicht zu ändern. Es war so, wie es war, oder, genauer gesagt, es war nicht die richtige, die richtig große Liebe zwischen Richard und ihr. Sie waren richtig dicke Freunde, und das mit dem anderen zu verwechseln wäre fatal.
„Was ist los, Brenda?“, fragte Richard und streifte sie mit einem Blick, während er den Verkehr vor ihnen im Auge behielt. „Bist du traurig? Du klingst fast so.“
„Nein, nur ein wenig müde“, antwortete sie, „und hungrig obendrein. Ich könnte jetzt wirklich etwas zu essen und ein Glas Milch gebrauchen. Und danach geh ich so schnell wie möglich ins Bett.“
„Sehr vernünftig“, sagte er. „Jason Richard MacAllister“, fuhr er nach einer Pause fort, „ich kann es immer noch nicht glauben. Was für eine Freude mir Jennifer und Jack damit gemacht haben!“
„Ja, das war wirklich lieb von ihnen.“
„Aber die allergrößte Freude machst du mir, Brenda. Du machst mir das größte Geschenk von allen.“ Richard nickte entschieden. „Unsere Tochter. Stell dir vor, das nächste Mal, wenn die Familie sich in diesem Wartezimmer versammelt, wartet sie auf die Geburt unserer Tochter. Ist das nicht ein großartiger Gedanke?“
„Ganz bestimmt“, erwiderte Brenda und blickte starr vor sich auf den Boden. „Deine Tante Margaret hat sich das schon im Kalender vorgemerkt. Sie hat mich nur einmal angesehen und wusste sofort, dass ich schwanger bin. Und da du dann in deiner nimmermüden Fürsorge aufgetaucht bist und keine Ruhe gegeben hast, hat sie sich auch gleich noch den Rest zusammengereimt.“
„Im Ernst?“, fragte Richard vergnügt. „Tante Margaret hat also den Braten gerochen. An der Frau kommt wirklich keiner vorbei. Fantastisch!“
„Fantastisch?“ Brenda explodierte fast, sodass Richard regelrecht zusammenfuhr. „Was ist daran bitte sehr fantastisch? Es ist eine Katastrophe! Ich bin noch nicht so weit, dass es deine ganze Familie erfährt. Ich bin noch nicht einmal so weit, meinen eigenen Eltern davon zu erzählen, weil ich einfach nicht weiß, wie ich es ihnen erklären soll, weil ich völlig ratlos und verzweifelt bin.“ Sie schluchzte auf. „Und das nennst du fantastisch!“
„Brenda, ich bitte dich … Es tut mir leid, entschuldige bitte“, beeilte sich Richard zu sagen. „Ich wollte dich nicht kränken. Pass auf, wir sind gleich zu Hause. Dann mach ich dir etwas zu essen, und du bekommst ein Glas warme Milch. Du wirst sehen, wie gut dir das tut.“
Brenda schlug die Hände über dem Kopf zusammen. „Richard, hör auf, so fürsorglich zu sein. Ich habe dich gerade angeschrien, und du kommst mir mit warmer Milch!“
„Warum auch nicht? Unsere Tochter wird dich bald auch anschreien, und dann kommst du ihr mit warmer Milch“, meinte Richard schlagfertig.
Brenda schüttelte lachend den Kopf. „Du bist verrückt, Richard MacAllister. Man kann dir einfach nicht böse sein. Jetzt muss ich mich wahrscheinlich sogar noch entschuldigen, dass ich so garstig zu dir war.“
Richard bog in ihre Straße und parkte den Wagen. „Ich kann Margaret sofort anrufen, wenn du willst. Wenn ich es ihr erkläre, wird sie das bestimmt für sich behalten.“
„Nein, lass es gut sein“, winkte Brenda ab. „Bald bin ich kugelrund, und dann ist es sowieso nicht mehr zu verheimlichen. Ich wäre dir viel dankbarer, wenn du mir ein paar Millionen von den Fragen abnehmen könntest, die todsicher auf uns zukommen. Wann wir denn endlich heiraten, und was weiß ich sonst noch.“
„Ich denk mir was aus“, antwortete Richard zuversichtlich. Am besten wäre es, wir heiraten nächste Woche, schoss es ihm durch den Kopf. Aber bis dahin hatte er noch ein ordentliches Stück Überzeugungsarbeit vor sich.
In ihrer Wohnung angekommen, zog Brenda sich als Erstes um. Trotz seiner delikaten Vorgeschichte entschied sie sich für den erbsengrünen Morgenmantel, während Richard in der Küche mit Geschirr und Pfannen hantierte, um für sie beide Rührei auf Toast zu machen, da das das Einzige war, was der Kühlschrank noch hergab.
Schweigend verzehrten sie dann ihr Essen, jeder in seine Gedanken versunken. Anschließend erledigte Richard den Abwasch und räumte die Küche auf.
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