Baccara Exklusiv Band 99
was ich meinte. Du und ich, wir lieben uns nicht so, wie ein Mann und eine Frau es tun sollten, wenn sie einander heiraten wollen. So ist es nun mal. Und jetzt will ich nichts mehr davon hören. Iss dein Essen. Kümmere dich um deine Ameisen. Ich hab genug andere Sorgen.“
„Aber, Brenda …“
Sie legte die Gabel auf ihren Teller und stand auf. „Ich erwarte ein Baby, und das macht mir manchmal furchtbare Angst. Ich befürchte, als Mutter zu versagen, aber das ist es nicht allein. Gestern habe ich einen langen Brief an meine Eltern geschrieben und ihnen mitgeteilt, dass ich ein Kind bekomme. Ich weiß im Grunde meines Herzens, dass sie zu mir halten werden. Trotzdem weiß ich auch, dass sie enttäuscht sein werden, dass nicht alles so ist, wie sie sich das vorstellen, dass ich heirate und …“
„Ach, Brenda“, sagte Richard seufzend und stand auf, um zu ihr zu gehen.
„Bleib, wo du bist, und hör mir zu!“
„Okay, okay.“ Er hob beschwichtigend die Hände und setzte sich wieder. „Ich rühre mich nicht von der Stelle.“
Brenda holte tief Luft. „Du glaubst gar nicht, wie fertig ich manchmal bin. Ich könnte heulen, wenn ich nur daran denke, wie ich das alles schaffen soll – das Kind, den Beruf. Heute habe ich meinen Kollegen erzählt, dass ich schwanger bin. Natürlich bekam ich Glückwünsche von allen Seiten. Aber ich konnte auch deutlich die Fragen in ihren Gesichtern lesen: Hat das Kind denn auch einen Vater?, ‚Ist sie mit dem zusammen oder nicht?‘ – und so weiter. Richard, du kannst mir glauben, dass es für mich viel bequemer wäre, mir einzureden, dass ich dich liebe, dich zu heiraten, ein Häuschen mit Garten zu beziehen und fertig. Du wärst da und würdest mich unterstützen. Ich bräuchte nicht so allein zu sein. Du würdest mir Mut machen, wenn ich verzweifelt bin, und …“
„Oh, Brenda.“ Richard fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar.
„Ich will dir mal etwas verraten, Richard“, fuhr sie fort und deutete mit dem Finger auf sich. „Ich bin gar nicht so selten in großer Versuchung, es tatsächlich zu tun und mich – und dich – zu betrügen und mir weiszumachen, dass ich dich tatsächlich liebe. Aber was dann? Angenommen, ich würde dich dazu bringen, zu glauben, dass du mich liebst. Vielleicht geht das sogar ein paar Jahre lang gut, so lange unsere Tochter noch klein ist und wir fast ausschließlich mit ihr beschäftigt sind. Aber danach, wenn sie beginnt, ihre eigenen Wege zu gehen, was kommt dann? Dann sitzen wir uns eines Tages gegenüber und haben uns nichts mehr zu sagen.“
Brenda rollten ein paar Tränen über die Wangen. „Dann werden wir feststellen, dass wir unsere schöne Freundschaft einer Lüge geopfert haben.“ Sie verbarg das Gesicht in den Händen und fing jetzt hemmungslos an zu schluchzen.
Richard stand auf und ging zu ihr. Er nahm sie wortlos in die Arme, lehnte ihren Kopf an seine Schulter und strich ihr sanft über ihr langes seidiges Haar. Vergeblich versuchte Brenda ihrer Tränen Herr zu werden.
„Du hast vollkommen recht, Brenda“, sagte Richard, und seine Stimme klang leise und einschmeichelnd. „Irgendwann müssten wir bestimmt den Preis dafür zahlen, wenn wir uns auf ein solches Abenteuer einließen. Wahrscheinlich ginge das wirklich nicht gut. Ich lag falsch, als ich dachte, das wird sich alles schon finden. Und meine Tante Margaret lag auch falsch, was immer sie in meinen Augen gelesen haben will. Und dass wir uns am selben Tag die gleichen Bücher schenken, hat überhaupt nichts zu bedeuten. Das mit den Ameisen stimmt auch nicht …“
Mit einem Ruck hob Brenda ihren Kopf. „Wie bitte? Was ist mit den Ameisen?“
„Es hat sie nie gegeben. Ich habe sie einfach erfunden“, erklärte Richard, während er sie weiter in den Armen hielt. „Ich wollte dich dadurch, dass wir eine Weile zusammenleben, davon überzeugen, wie gut wir zusammen passen, und dass es gut gehen könnte, wenn wir heiraten.“
Sie schaute ihn mit weit aufgerissenen Augen an, in denen noch die Tränen standen. „Du hast die Ameisen bloß erfunden? Drüben in deiner Wohnung waren gar keine?“, fragte sie fassungslos.
„Nicht eine einzige. Das einzige Insekt, das ich neulich gesehen habe, war ein Marienkäfer auf der Fensterbank.“ Richard ließ die Schultern hängen. „Es tut mir leid, dass ich dich angelogen habe. Ich hoffe, du verzeihst mir. Doch ich hatte so fest daran geglaubt, dass das klappen könnte. Aber du hast recht. Freundschaft
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