Baccara Exklusiv Band 99
auf diese Weise das Gespräch begann.
„Ich will ehrlich zu dir sein“, fuhr er fort. „Ich möchte dich nämlich immer wieder küssen.“
Sie sah ihn an. Seine blauen Augen waren dunkel und geheimnisvoll, beinahe wie ein Bergsee bei Sonnenuntergang.
„Kyle bitte, lass das.“
Er fuhr sich durchs Haar. „Aber ich schulde dir eine Erklärung für mein unmögliches Benehmen von heute Morgen.“
„Du schuldest mir überhaupt nichts“, entgegnete Meghan zärtlich. Ihr fiel auf, dass ihr Atelier durch seine Gegenwart kleiner wirkte. „Du bist mein Gast, bis die Straßen wieder frei sind. Ich hatte kein Recht, dich über dein Privatleben auszufragen.“
„Verflixt noch einmal, Meghan. Natürlich warst du berechtigt zu fragen.“ Er ging zum Fenster hinüber und klopfte gegen die Scheiben. „Und nach allem, was zwischen uns war, bin ich schließlich mehr als ein Hausgast.“
„Nein, das bist du nicht“, widersprach sie ihm. Sie überlegte, wen sie mehr davon überzeugen wollte, ihn oder sich selbst. Sie log jetzt ganz bewusst und hoffte, sie würde nicht an ihren eigenen Worten ersticken. „Ein Kuss hat schließlich nicht so eine große Bedeutung“, fuhr sie fort.
Kyle drehte sich blitzschnell zu ihr herum.
„Nein, wirklich nicht?“ Er schleuderte ihr die Worte ins Gesicht. „Küsst du jeden Mann, der hier mal gerade zufällig vorbeikommt?“
Sie wunderte sich, welche Richtung dieses Gespräch so schnell genommen hatte.
„Und wenn du einen Mann küsst, passiert es dann mit so viel Gefühl und Leidenschaft?“ Seine Worte waren scharf.
Meghan fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und rang um Fassung. „Ich glaube, eigentlich nicht.“
Er stand immer noch am Fenster und war keinen Schritt auf sie zugekommen. Das war gut so. Es war schon schwierig genug, einen klaren Gedanken zu fassen, wenn er einige Schritte entfernt von ihr stand. Falls er jedoch näher kommen und sie in seine Arme ziehen würde, war Meghan verloren. Sie konnte sich selbst jetzt nichts mehr vormachen. Sie reagierte intensiv auf ihn. Es war nicht zu leugnen.
„Meghan, zwischen uns beiden sollten keine Lügen stehen.“
„Uns“, hatte er gesagt.
Hatte er dieses kleine Wörtchen wirklich betont, oder hatte sie sich das nur eingebildet? Sie war drauf und dran, zu behaupten, es gäbe kein „Uns“. Aber es half nichts, er hatte vermutlich recht.
Ganz gleich, was auch immer passieren würde, sie würde Kyle nie vergessen können.
Obwohl Meghan sich bis jetzt nie auf kurze Affären eingelassen hatte, würde sie diese kurze geschenkte Zeit mit ihm, in der die Welt um sie herum im Schnee versank, mit ihm teilen und genießen.
„Ich war heute Morgen sehr unhöflich“, fuhr Kyle fort. „Vergiss es, ich war zu neugierig.“
„Vorhin habe ich zu dir gesagt, wir wollen uns nicht belügen. Auch Schweigen kann eine Lüge sein.“ Er sprach leise und eindringlich. Meghan fühlte, dass er wirklich offen zu ihr sein wollte.
„Du hattest mit deiner Vermutung heute schon recht. Ich bin sozusagen auf der Flucht, schon seit einem Monat.“
Meghan blieb still, um ihm Zeit zu lassen. Er hatte sich wieder umgedreht und schaute aus dem Fenster.
„Mein Vater ist der berühmte Miles Murdock.“
„Von dem Murdock-Unternehmen?“ Sie blickte ihn erstaunt an.
„Genau der.“ Er sah sie wieder an. „Hast du von unserem Unternehmen schon gehört?“
„Meine Eltern besitzen Aktien dieser Firma.“
„Miles hat vor, sich zum Ende des Jahres aus der Firma zurückzuziehen.“
Er sagte Miles, nicht Vater oder Dad, Miles.
„Ich bin sein Nachfolger, sein einziger Sohn und Erbe.“
Er sagte das mit so viel Begeisterung, als stünde ein Weltuntergang bevor.
„Und du möchtest das eigentlich nicht?“ Allmählich verstand sie. „Du hattest gesagt, du bist auf dem Weg nach Hause, nach Chicago.“
„Nach Hause?“ Seine Gesicht wurde verschlossen. „Das kann ich wohl kaum gesagt haben.“
„Du wirst die Aufgabe übernehmen, auch wenn du es nicht willst?“
Kyle kreuzte die Arme vor der Brust. „Das ist meine Pflicht, die ich erfüllen muss.“
„Du wirst es dir nicht anders überlegen?“
„Nein.“ Er sprach ohne Gefühl, ohne Wärme. Ihr wurde kalt bei seinen Worten.
Meghan bewunderte sein Verantwortungsbewusstsein. Das war eine der hervorstechendsten Eigenschaften von Kyle. Das machte seinen Charakter aus, und das hatte Meghan auch gespürt und hatte sich ihm anvertrauen können. Aber sie konnte sich vorstellen, wie es
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