Baccara Exklusiv Band 99
zurückkehren möchtest?“
Diese klare Feststellung und Beschreibung seiner Situation traf ihn. Meghan hatte es auf den Punkt gebracht. Anscheinend las sie in ihm wie in einem offenen Buch. Was sie da gesagt hatte, ging durch alle Schutzmauern, die er um sich herum aufgebaut hatte. Ihre Worte hatten den Kern berührt.
„Ich werde es überleben.“ Mit dieser knappen Bemerkung, wollte er vor allem sich selbst beruhigen. „Es wird immer mein Hobby bleiben.“
Kyle hatte das Gefühl, dass er mit aller Macht die Gefühle und Gedanken, die durch Meghans Fragen wach geworden waren, beiseite drängen musste. Schließlich gehörten seine Träume der Vergangenheit an, da sollten sie auch bleiben und ihn nicht weiter stören. Er holte tief aus und schlug die Axt in den Baumstamm.
Nach ungefähr zehn Minuten hatte er rundum in den Stamm eine tiefe Kerbe geschlagen. Nur noch eine schmale Brücke verband den oberen Teil mit dem Wurzelstück. Kyle sah zu Meghan hinüber und hoffte, dass seine kurze knappe Antwort sie nicht verletzt hatte. Er wollte auf keinen Fall, dass sie seine Wortkargheit bei diesem Thema als persönliche Zurückweisung nahm.
„Komm hierher, an meine Seite, sicher ist sicher.“
Meghan nahm Schneeflocke ans Halsband. Kyle schlug noch einmal kräftig in die Kerbe, da fiel der große Baum um. Der Schnee von den Zweigen stob umher. Der Hund riss sich los und rannte aufgeregt bellend um das Riesenungeheuer. Ein Rabe krächzte laut und erhob sich in die Lüfte.
Meghan und Kyle sahen sich für einen Augenblick an. Dann fand Meghan ihre Sprache wieder. „Das war sehr beeindruckend.“
Sie war nicht nachtragend. Das war auch ein Grund neben vielen anderen Eigenschaften, warum er sie so mochte.
„Ha, den Baum habe ich ganz allein umgelegt. Ich bin doch sehr stark und geschickt“, sagte er voller Stolz zu Meghan.
Aber diese Arbeit war für ihn viel mehr, als nur seine Kraft und Geschicklichkeit unter Beweis zu stellen.
Er liebte die Arbeit mit Holz. Er hatte es immer gemocht, aus diesem natürlichen Material etwas zu gestalten, in die Wohnung zu stellen, wo das Holz seinen Duft verbreitete und die Atmosphäre eines Raumes bestimmte. Das war es, woran sein Herz hing.
Als er den Baum schlug, hatte er an ein Wochenendhaus in Nord-Wisconsin gedacht, das er seit Langem bauen wollte. Es sollte gleich neben einem See stehen. Er hatte bereits einige Stämme ausgesucht und schon abgeschlagen, sie an die richtige Stelle gefahren und bezeichnet. Sie warteten nur darauf, dass er zu arbeiten begann.
Insgeheim sagte er sich voll Traurigkeit, dass er künftig nie mehr Zeit haben würde, das Holzhaus zu vollenden. Und wenn es ihm doch gelänge, würde er niemanden haben, der mit ihm dorthin kam. Seltsam, solche Gedanken kamen ihm erst in den Sinn, seitdem er Meghan kannte.
„So, was geschieht jetzt, was wirst du tun?“ Meghans fröhliche Stimme riss ihn aus seiner Niedergeschlagenheit.
„Also, ich habe mir das so gedacht: Ich werde den Baum auf die genau perfekte Größe sägen, und den Rest holen wir nach Hause für deinen Kamin.“
Nach einigen Minuten der harten Sägerei brach ihm der Schweiß aus. Er zog seine Jacke aus und gab sie Meghan.
Erneut musste Kyle an die Zukunft denken. Er fragte sich, was Meghan wohl nächstes Jahr um die Weihnachtszeit machen würde. Würde sie dann einen Baum kaufen? Oder würde sie wie früher das Fest einfach ignorieren?
„Kyle?“ Ihre Stimme unterbrach seine Gedanken, und er sah auf. Ein spitzbübisches Lächeln spielte um ihre Lippen. Bevor er noch Zeit hatte, herauszufinden, was sie so lustig fand, traf ihn ein Schneeball in den Halsausschnitt, und Kälte rieselte ihm die Brust hinunter über den Bauch bis zum Gürtel.
Meghan war schon losgerannt, Schneeflocke hart auf den Fersen. Sie lief auf das Haus zu.
Kyle ließ die Säge fallen, nahm eine Handvoll Schnee auf und rannte hinter ihr her. Beim Laufen presste er ihn zu einem Ball. Er hatte sie schon fast eingeholt, da warf er den Ball, der von ihrem Parka abprallte. Meghan lachte und rannte weiter. Ihr Gelächter spornte ihn an, noch schneller zu rennen.
Er beobachtete sie und blieb ein wenig zurück. Sie lief noch immer. Kyle wartete, bis sie in die Nähe einer Schneewehe kam, da packte er sie blitzschnell von hinten. Er drehte sich mit ihr um, und sie fielen miteinander in den Schnee. Sie lag auf ihm, und er hielt sie fest.
„Sag, dass ich der Größte bin.“ Kyle hielt sie fest, und Meghan konnte sich kaum
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