Baccara Exklusiv Band 99
an Weihnachten hochkommen und versetzte jeden Menschen in Festtagsstimmung, und auch Meghan konnte sich dem nicht verschließen.
Sie stellte den großen Kübel, den Kyle aus der Scheune mitgebracht hatte, an den richtigen Platz. Dann trat sie ein paar Schritte zurück. Kyle stellte den Baum hinein.
„Ein wenig mehr nach rechts“, dirigierte sie ihn. Er zog und schob den Nadelbaum hin und her, wie sie es wünschte. Die Nadeln pikten ihn durch das Flanellhemd, aber er achtete nicht darauf. Er wollte es unbedingt richtig machen.
„Das ist zu weit rechts.“
Geduldig schob er den Baum wieder zurück.
„Jetzt ist es fast richtig, aber bitte noch ein klein wenig mehr.“
Er atmete tief aus, als einige der langen dünnen Nadeln ihn stachen.
„Meghan …“
„Jetzt steht er perfekt“, sagte sie.
Das war ihr erster Tannenbaum. Ihre Augen strahlten. So hatte er sie noch nie gesehen, so voll Licht und Glück. Kyle fühlte Stolz, weil er mitgeholfen hatte, ihre diese große Freude zu bereiten. Er beobachtete, wie glücklich sie war.
„Jetzt hol bitte die Leine, bevor dieser Baum mich noch völlig verkratzt“, bat Kyle.
Sie bemühten sich beide gemeinsam, den Baum senkrecht in den großen Kübel zu stellen. Das war nicht einfach, denn der Baum war über zwei Meter hoch.
„Die Nadel kratzen mich so“, protestierte sie, als er sie bat, den Stamm einen Moment festzuhalten, während er ein paar Nägel in die Wand schlug. Dann hielt er den Baum wieder und bat sie, mit der Leine die Tanne an den Nägeln festzubinden.
Als er zurücktrat, nickte Meghan zufrieden. Dann nahm sie eine Popcorngirlande in die Hand. „Du bist viel größer als ich“, sagte sie. „Kannst du die Girlande wohl rundherum ziehen?“
Kyle fing oben an und zog die Girlande, aber nur über den Teil des Baumes, den man von vorn sehen konnte. Meghan zog die Nase kraus und lachte.
„Bitte, ziehe die Girlande ganz herum.“
„Ich meine gehört zu haben, dass du noch nie einen Tannenbaum in deinem Leben geschmückt hast.“
„Guter Geschmack lässt sich eben nicht verleugnen“, sagte sie lächelnd. Dann kam sie näher und gab ihm die Girlande hoch. Sie waren einige Zeit beschäftigt, und Kyle zog die Girlande tatsächlich um den ganzen Baum. Meghan kümmerte sich um die Feinheiten an der Vorderseite des Weihnachtsbaumes.
Fröhlich und ganz mit sich zufrieden, begann Kyle ein Weihnachtslied zu singen. Die Worte fehlten ihm zwar, die Melodie stimmte auch nicht, aber er war unfassbar glücklich, wie seit vielen Jahren nicht mehr. Auch Meghan stimmte mit ein in den Gesang und dichtete ihre eigenen Worte dazu.
„Jetzt fehlt uns nur noch etwas für die Spitze des Baumes.“
Meghan strahlte. „Ich weiß etwas, warte.“ Sie rannte in ihr Atelier und nahm einige Engel vom Regal. „Wir können diese alle nehmen, dieses Jahr werde ich sie doch nicht mehr verkaufen.“
Sie waren beide so froh, als sie den Baum betrachteten. Es war ihre erste gemeinsame Arbeit.
„Wir sind ein gutes Team“, bemerkte Meghan stolz.
„Ja, das stimmt.“ Kyle schaute Meghan nachdenklich an. Sein Blick glitt über ihre mädchenhaft zarte Figur, und er dachte daran, wie perfekt sie aufeinander reagierten und zueinanderpassten. „Ja, du hast recht, wir sind ein gutes Team. Nein, ein sehr gutes Team sogar.“
„Es sieht jetzt hier richtig nach …“ Meghan zögerte.
„Ja, es sieht hier richtig nach Weihnachten aus“, vollendete Kyle ihren Satz. Er hielt einen kleinen Tannenzweig hoch über seinen Kopf.
„Was soll das heißen?“ Meghan sah ihn fragend an. „Das ist ein Mistelzweig.“
„Also, Mr Murdock, obwohl ich nie Weihnachten gefeiert habe, so weiß ich doch, dass dies kein Mistelzweig ist.“
„Doch ist es. Ich stehe darunter, und du musst mich küssen.“
„Kyle?“ Sie stellte sich hoch auf die Zehenspitzen. „Seit wann brauchst du einen Mistelzweig, um mich zu küssen? Ich brauche jedenfalls keinen dafür.“ Sie schlang ein rotes Bändchen um seinen Hals, zog ihn ganz dicht und zärtlich zu sich heran und bewies es ihm.
11. KAPITEL
Meghan wurde langsam wach, gähnte und streckte sich. Sie lächelte glücklich und drehte sich noch halb im Schlaf um und wollte Kyle berühren. Sie reichte hinüber, aber er war nicht da. Ein Schreck durchfuhr sie. Sie öffnete die Augen, helles Sonnenlicht schien ihr ins Gesicht.
Es war Heiligabend, und Kyle war nicht mehr da.
Ihr wurde eiskalt. Es war doch wieder wie immer, trotz aller Versprechungen,
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