Baccara Extra Band 01
„Fettarm und gesund.“
„Es ist ekelhaft“, erwiderte Jud. „Sagen Sie bloß nicht, dass Ihr Essen immer so schmeckt.“
„Ich hatte vor, noch andere kalorienarme Gerichte in die Speisekarte aufzunehmen. Zum Beispiel Hackbraten aus Putenfleisch“, erklärte Holly tapfer.
Riley konnte ein Stöhnen nicht unterdrücken.
„Was soll das heißen?“, fragte Holly ihn scharf.
„Nun, das hört sich sehr … gesund an“, antwortete er vorsichtig.
„Genau!“, fauchte sie.
Fassungslos schüttelte Riley den Kopf. Er war froh, dass er schon gegessen hatte. „Wollen Sie uns etwa nur kalorienarmes Diätessen vorsetzen?“
„Ihr Cholesterinspiegel wird es Ihnen danken. Es wird auch eine große Auswahl an Salaten geben.“
„Ach“, murmelte Riley sarkastisch. „Das hört sich appetitanregend an.“
„Das ist es auch“, erwiderte Holly beharrlich.
Jud zog sich wieder einmal die Hose nach oben. „Was mich angeht, ich will richtiges Essen. Mit Fett.“
Er warf noch einen Blick zu Riley, als wäre alles dessen Schuld, und verließ den Raum.
Holly straffte die Schultern und hob das Kinn.
Seufzend rieb Riley sich die Stirn und sah Holly an. „Nun, das ist doch ganz gut gelaufen. Immerhin haben Sie Jud nicht angeschrien.“
Sie kreuzte die Arme vor der Brust. „Es ist mir nicht leichtgefallen. Das können Sie mir glauben.“ Sie sah aus dem Fenster auf den verlassenen Parkplatz des Cafés und biss sich auf die Unterlippe.
Riley fiel auf einmal auf, wie schön ihr Mund war. Und er ertappte sich bei dem Wunsch, Holly zu küssen.
Er warf einen flehentlichen Blick zum Telefon. Warum klingelte es nicht? Gerade jetzt hätte er eine verirrte Kuh wirklich gebrauchen können.
4. KAPITEL
In dieser Nacht konnte Holly nicht einschlafen. Aber das war ja auch kein Wunder. Selbst für ihre Verhältnisse war ihr Scheitern beispiellos. Sie hatte es fertiggebracht, innerhalb von weniger als achtundvierzig Stunden eine ganze Stadt gegen sich aufzubringen.
Hellwach lag sie in dem kleinen Schlafzimmer des Apartments über dem Café. Die Mendozas hatten nicht lange gebraucht, um ihre Sachen für den Umzug nach Montana zu packen. Sie hatten ihr die kleine Wohnung möbliert hinterlassen.
Der Fußboden bestand aus Holzdielen, die Wände waren weiß getüncht. Die Räume waren sehr hell, weil es viele Fenster gab. Die sorgten jedoch nicht nur für Licht, sondern auch dafür, dass die Hitze von draußen fast ungehindert eindringen konnte.
Alles in allem war die Unterkunft aber gar nicht mal so übel. Ausgenommen die Tatsache, dass der dicke, hässliche Kater namens Harry darauf bestanden hatte, mit ihr zu kommen.
Nun lag er laut schnurrend in der Küchenspüle und tatzelte nach den Tropfen, die aus dem Wasserhahn kamen.
Abgesehen von Harry war die Wohnung jedoch peinlich sauber. Und für die nächste Zeit gehörte sie ganz allein ihr. Holly konnte nicht umhin, sich hier einigermaßen zu Hause zu fühlen. Wobei sie, wenn sie es genau bedachte, nirgendwo richtig zu Hause war. Auch nicht in Los Angeles, wo sie wohnte.
Verdammt, jetzt war sie schon wieder dabei, in Selbstmitleid zu zerfließen!
Aber es gab wenig, das sie dagegen tun konnte. Alles ging schief. Ihre Eltern hatten ihr gesagt, dass dies nur ein kurzes Zwischenspiel sein würde. Dass das Restaurant schnell verkauft werden würde. Und dass es genug Personal geben würde und sie den Laden lediglich zu managen hätte.
Nichts von all dem traf zu. Eigentlich wäre das ein guter Grund, die Sache einfach aufzugeben. Ihre Eltern hatten ihren Teil der Aufgabe nicht erfüllt. Warum also sollte sie das tun?
Aber etwas in ihr wollte dieses eine Mal eine Last schultern. Sie wollte es schaffen. Sie hatte das Bedürfnis, etwas zu leisten und dafür anerkannt zu werden.
Also musste sie bleiben und weitermachen. Um jeden Preis.
Das hieß, ihre Bemühungen unbeirrt fortzusetzen. Sie würde weiter kochen, putzen und servieren. Und zwar so lange, bis sie alles richtig machte. Wenn es sein musste, würde sie die unwilligen Einwohner dieses Städtchen in das Café zerren und dazu zwingen, ihre Gerichte zu essen. Sie würde nicht eher ruhen, bis dieses Restaurant wieder ein Ort war, der einen möglichen Interessenten zum Kauf verlockte.
Als Holly diese Entscheidung getroffen hatte, konnte sie endlich einschlafen.
Sie träumte vom Kochen. Im Traum machte es ihr sogar fast Spaß, ein mehrgängiges Menü nach dem Kochbuch zuzubereiten. Sie träumte, dass Jud ihr Essen lobte. Auch
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