Baccara Extra Band 01
Dahlia dazu gedrängt hätte, außer Haus zu gehen, würde sie noch leben. Dann hätte dieses Kind noch seine Mutter und wäre nicht auf diesen wortkargen Mann angewiesen, der es völlig ignorierte.
„Er ist jetzt fünf Monate alt“, fügte sie hinzu, nur für den Fall, dass es Jack interessierte. Doch der konzentrierte sich ganz darauf, noch mehr Zucker in seinen Kaffee zu rühren.
Maddy blinzelte ein paarmal und schob ihre Tasse zurück. Ihr war klar gewesen, dass diese Unterhaltung nicht leicht werden würde, aber dieser Mann war kalt wie ein Eisblock.
„Wer ist der Vater?“
Beim Klang seiner tiefen Stimme zuckte sie zusammen, doch die Frage war berechtigt, auch wenn ihm die Antwort nicht gefallen würde.
Sie senkte die Stimme. „Dahlia wurde Opfer einer Vergewaltigung.“ Sie sah zu Jack, der sich fluchend durchs pechschwarze Haar strich. „Und nein, sie war nicht bei der Polizei.“
Er hob den Blick und sah sie aus seinen grünen Augen, in denen sie kleine goldgelbe Flecken erkannte, fast feindselig an. „Und wieso nicht, verdammt?“
„Spielt das jetzt noch eine Rolle?“
Wie so viele Frauen in dieser Situation hatte auch Dahlia nicht obendrein noch die Tortur einer Untersuchung und Verhandlung auf sich nehmen wollen. Sie hatte ihren Angreifer nicht erkannt und hatte beschlossen, die Demütigung und das Grauen tief in sich zu vergraben. Dann hatte sie erfahren, dass sie schwanger war.
Maddy verdrängte den Kummer, der in ihr aufstieg, und straffte die Schultern. „Jetzt ist nur noch wichtig, dass sie ein wundervolles Baby zur Welt gebracht hat.“ Dahlia hatte ihren süßen kleinen Sohn über alles geliebt.
Jack musterte das Baby, während die Falte zwischen seinen dunklen Augenbrauen sich vertiefte und seitlich an seinem Hals eine Ader pulsierte. „Wie heißt er?“
„Beauford James.“
Jack Prescott sog die Luft so stark durch die Nase ein, dass seine Nasenflügel sich weiteten. Schnell wandte er den Blick wieder ab.
Maddy unterdrückte ein freudloses Lachen. Was war dies bloß für ein Mensch? Heute hatte er seine einzige Schwester verloren. Zeigte er seiner Umwelt jemals andere Gefühle als Zorn und Verbitterung?
Tränen brannten ihr in den Augen, als sie ihre Tasse umfasste und versuchte, trotz ihrer Trauer Luft zu bekommen. Nein, sie konnte nicht schweigen. Sie musste ihr Versprechen halten. Und wenn sie dafür diesen störrischen Mann gegen seinen Willen bei seinem Ego packen musste, dann würde sie es eben tun.
„Er ist Teil Ihrer Familie“, fuhr sie ihn an. „Wollen Sie ihn nicht mal hochnehmen und im Arm halten?“
Und dann? Sollte er ihm versprechen, dass alles gut werden würde? Dass er bei ihm in Sicherheit war?
„Oder ist es Ihnen lieber, wenn er direkt ins Kinderheim kommt?“ Das würde sie nicht zulassen. Dann würde sie Beau mit zu sich nehmen. Ihre Mutter war gestorben, als Maddy gerade fünf war, und während ihrer Kindheit hatte sie sich immer nach jemandem gesehnt, der ihr morgens die Haare flocht und sich abends noch zu ihr ins Bett legte, um ihr etwas vorzulesen.
Maddys Vater war ein guter Mensch, doch er war stets voll und ganz in seiner Arbeit aufgegangen. Manchmal konnte man den Eindruck haben, „Tyler Advertising“ sei Drew Tyler wichtiger als sein einziges Kind. Er führte seine Agentur mit eisernem Willen und hatte in seinem Unternehmen keinen Platz für ein „zartes Mädchen“, wie Maddy sie immer wieder nannte.
In diesem Punkt war sie anderer Ansicht gewesen. Nach langen Debatten mit ihm hatte sie sich durchgesetzt und war bei seiner Agentur eingestellt worden.
In den vergangenen Wochen war ihr Vater verständlicherweise etwas angespannt gewesen, weil seine Tochter kurz vor ihrem ersten großen Vertragsabschluss stand. Und obwohl sie es sich nach außen hin nicht anmerken ließ, war Maddy ebenfalls nervös. Doch sie würde alles daransetzen, die entscheidenden Unterschriften zum zugesagten Termin in einem Monat unter die Verträge zu bekommen.
Niemand käme heute auf den Gedanken, dass sie als Kind schrecklich schüchtern gewesen war. Es war ein harter Kampf gewesen, diese Unsicherheit zu überwinden, um ihrem Vater mit seiner allseits bewunderten Cleverness und Entschlossenheit ähnlicher zu werden. Jetzt verging kaum ein Tag, an dem sie von ihrem Vater keine Anerkennung bekam. Dennoch wünschte sie sich hin und wieder, sie hätte auch die Liebe einer Mutter erfahren.
Wieder sah sie zu dem Baby. Wie würde es diesem Kleinen in seinem
Weitere Kostenlose Bücher