Baccara Extra Band 01
zurückzuhalten, und auch im Haus musste sie sich zu jedem weiteren Schritt zwingen.
Als sie das Kinderzimmer betrat, glaubte sie, in ihrem schlimmsten Albtraum gelandet zu sein.
Beau lag wach in seinem Bettchen und gab fröhliche Laute von sich. Nell stand vor dem Bett und hatte die Schnauze zwischen den Stäben hindurchgeschoben. Der Junge schrie auf, und Maddy stürmte auf das Bettchen zu.
Nell fühlte sich ertappt und trottete mit eingekniffenem Schwanz in die hinterste Zimmerecke.
„Verschwinde!“, stieß Maddy zwischen den Zähnen aus. Mühsam versuchte sie, ihren Atem zu beruhigen, und hielt sich am Rand des Bettchens fest, damit ihre Beine nicht nachgaben.
Immer noch blickte der Hund sie aus seinen unergründlichen dunklen Augen an. Wie ein lauernder Wolf kam Nell langsam näher, und unwillkürlich strich Maddy über die Narben an ihrer Hüfte. „Raus hier! Verschwinde!“
Der Kleine weinte.
Cait kam ins Zimmer gerannt, und Jack folgte dicht hinter ihr. Die Haushälterin blickte sich panisch im Raum um, während Jack mit geballten Fäusten kampfbereit mitten ins Zimmer stürmte.
„Was zum Teufel ist passiert?“
Maddy deutete auf Nell. „Dieser … dieser Hund sollte nicht allein hier mit dem Baby sein. Seine Zähne waren keine zwei Zentimeter von Beaus Arm entfernt. Hunde sind unberechenbar, Jack. Manchmal schnappen sie einfach so zu.“
Während Maddy Beau aus dem Bettchen hob, atmete Cait tief durch und kam langsam näher.
„Nell würde dem Kleinen niemals etwas antun, Maddy.“
„Das kann niemand garantieren“, platzte es aus ihr heraus.
Der Hund, von dem sie damals angefallen worden war, war auch ein Familientier gewesen. Erst gestern Nacht hatte sie Jack davon erzählt. Er hatte die Narben gesehen und behauptet, er würde sie verstehen.
Als er ihr über die Hand strich, mit der sie Beaus Köpfchen hielt, war das Knistern für einen Moment wieder da. Mit tiefer sanfter Stimme sprach er zu ihr. „Maddy, Liebes, das ist eine Überreaktion.“
Fast hätte sie losgelacht. Eine Überreaktion? Er war es doch, der am liebsten alle Menschen hier auf der Ranch einsperren würde, damit ihnen nichts zustoßen konnte.
Als er sie an sich zog, musste sie ein paarmal heftig blinzeln. Ganz bewusst atmete sie ein und aus, bis ihr Herz wieder langsamer schlug.
Nell lag in der Ecke und hatte den Kopf auf die Vorderpfoten gelegt.
Leicht schwankend lehnte Maddy sich an Jack.
Sie stand unter Stress. Das lag sicher an den tiefen Emotionen und lange vergessenen Erinnerungen. Dennoch würde sie niemals wieder zulassen, dass Nell Beau so nahe kam, schon gar nicht, wenn die beiden allein waren. Wenn jemand das für eine Überreaktion hielt, dann ließ sich das nicht ändern.
Doch als Jack das Baby aus ihren Armen löste und Cait Nell aus dem Kinderzimmer lockte, wurde Maddy erschrocken klar, dass sie überhaupt keinen Einfluss darauf hatte.
Beau war nicht ihr Kind, und je länger sie hier auf der Ranch blieb, desto schwerer würde es ihr fallen, diese Tatsache zu akzeptieren.
10. KAPITEL
Jack legte Beau auf den Wickeltisch und dachte über das nach, was gerade eben passiert war. Er vertraute Nell. Jedenfalls mehr als den Straßen von Sydney mit den Drogenabhängigen, Zuhältern und Kriminellen.
Madison Tyler würde an seiner Welt immer etwas auszusetzen haben, genau wie er an ihrer. Sie wollte zurück in ihr Leben, und Jack fand es schade, dass sie nicht sah, dass sie ihren Job nur ausübte, um sich ihrem Vater zu beweisen. Maddy wollte aller Welt und ganz besonders ihrem Vater zeigen, wie stark sie war.
Aber war Jack ihr in dieser Hinsicht nicht sehr ähnlich?
Mit sich selbst unzufrieden zog Jack Beau den Strampler aus. Auch Beau wirkte nicht so unbekümmert und gut gelaunt wie sonst. Als Jack den Mund auf den Babybauch drückte und pustete, rupfte Beau ihn zum Dank an den Haaren. Dieser kleine Teufel!
Ja, dachte Jack, Beau James und ich werden hier glücklich sein. Es war ihm egal, dass die Leute ihn als Einsiedler bezeichneten. Er würde nicht von seiner Lebensweise abrücken, genauso wenig, wie Maddy die Großstadt oder die Arbeit für ihren Vater aufgeben würde.
Jack wusch Beau den Po, legte ihm eine frische Windel an und schloss die Klebestreifen.
Als Maddy eine Stunde später immer noch nicht in der Küche war, brachte Cait ihr eine Portion des Dinners aufs Zimmer.
Jack hatte auch keinen großen Hunger, doch Cait zuliebe lobte er ihr Essen, aß seinen Teller auf und ging anschließend
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